Memmingen (dl). Geruhsam und beschaulich – so wie man sich die Vorweihnachtszeit gerne wünscht – ist es im AWO-Seniorenheim Memmingen (Hühnerbergstraße) in den vergangenen Tagen nicht gerade zugegangen. Der erste Abschnitt des Neubaus ist fertig und nun stand der Umzug der gegenwärtig 39 Bewohner an. Kein leichtes Unterfangen, denn ältere Menschen reagieren oftmals sehr sensibel auf eine andere Umgebung und mussten daher besonders intensiv betreut werden - und dies sowohl im alten als auch im neuen Haus.
Das neue AWO-Seniorenheim hat 89 Pflegeplätze (77 Einzelzimmer und sechs Doppelzimmer) auf drei Geschossen. Die Baukosten betrugen und 10,5 Millionen Euro.
Für
die Schar an Umzugshelfern, darunter auch viele AWO-Angestellte, die sonst
ihren Dienst in anderen Seniorenheimen sowie in der Stadtbergener
AWO-Schwaben-Geschäftsstelle verrichten, beginnt der „Countdown“ um kurz nach 8
Uhr mit einer kleinen Dienstbesprechung. Jeder Bewohner ist einem Team
zugeordnet. Auch Angehörige und ehrenamtlich Engagierte packen mit an. Im
Neubau hängen bereits die Namensschilder an den Türen.
Nun heißt es, in den
nächsten Stunden, beginnend mit dem ersten Stockwerk hinauf bis zum dritten Geschoss,
das neue Gebäude zu beziehen. Der Zeitplan ist straff, denn schon um 12 Uhr
sollen alle Bewohner ihr Mittagessen auf den drei Etagen in den jeweiligen
Essbereichen bekommen. Der Küchenchef ist bereits seit 5 Uhr früh
am Werkeln, denn er muss seinen neuen Arbeitsplatz, die geräumige
Küche im Erdgeschoss, noch fertig einrichten.
"Im Allgemeinen jedoch wird jedem Wunsch entsprochen"
Die
Habseligkeiten der Bewohner werden derweil in die letzten Kisten gepackt. Schon
Tage zuvor hat man damit begonnen und stieß dabei auch an Grenzen. Wie soll
etwa ein Zimmer, das quasi nur aus Büchern zu bestehen scheint, komplett
mitgenommen werden? „Der Bewohner hing sehr an seinen Büchern, aber es war so
einfach nicht mehr machbar. Zu guter Letzt hat er selber eingesehen, dass der
Umzug ein Neuanfang ist, und sich von ein paar Wälzern getrennt“, erzählt
Betreuungskraft Hedwig Halder. Im Allgemeinen jedoch wird jedem Wunsch
entsprochen.
Helfer schneiden kurzerhand eine heimelige Eckbank auf die fürs neue Zimmer passende Länge zu. Ein riesiger Bauernschrank wird in den engen Lift gewuchtet. Und auch die kleinsten Gegenstände, an die oft aber große Erinnerungen geknüpft sind, finden ihren Platz in den Kisten, in denen sich mitunter auch beliebte Brettspiele finden.
"Wir liegen gut in der Zeit"
Inzwischen ist es kurz nach 10 Uhr. Verwaltungsfachkraft Sarah Simmling steht im Foyer und hakt auf einer Liste ab, welche Bewohner sich nun schon im Neubau aufhalten. „Es sind jetzt 14 und damit liegen wir gut in der Zeit“, freut sie sich. In den Zimmern wird schon fleißig eingeräumt. Ein Bewohner möchte gerne ins Bett gebracht werden. Eine noch recht rüstige Dame ist dabei das Haus zu erkunden - auch um die Balkone aufzusuchen, wo genüsslich geraucht werden darf. Wieder andere setzen sich in die großzügigen Essbereiche, um sich schon mal einen Stammplatz zu sichern.
Im dritten Stock tönt
fröhlicher Gesang über den weitläufigen Flur. Er stammt aus dem Duplexzimmer
von Agnes Wank und Willi Schulz. Sie haben sich im Heim kennengelernt und sind
einfach gerne zusammen. Während ihre Verwandten und ein ehrenamtlicher Helfer geschäftig
hin und her wuseln, sitzen die beiden vor einem der deckenhohen Fenster und genießen
die schöne Aussicht. Im lichtdurchfluteten Raum muss freilich noch viel gemacht
werden, doch ein kleiner beleuchteter Weihnachtsbaum lässt schon erahnen, dass
es das Paar dort gemütlich haben wird.
„Sieht fast wie ein Hotel aus“
Wie
ist der allgemeine Eindruck des neuen Hauses? „Sieht fast wie ein Hotel aus“, sagt
eine Angehörige. „Schön hell und freundlich“, ergänzt ein Bewohner. „Ein toller
Arbeitsplatz“, meinen die Mitarbeiter, die sich über vereinfachte Pflegeabläufe
freuen dürfen, da alle Hilfsmittel nun gleich in unmittelbarer Nähe auf den
Etagen sind. Am Ende des Tages sind alle geschafft, aber auch erleichtert.
„Der
Umzug in den ersten Bauabschnitt hat gut geklappt. Den Bewohnern geht’s gut,
auch wenn sie sich natürlich erst noch einleben müssen“, so das Resümee von AWO-Schwaben-Altenhilfereferent
Volker Fritzer und seinen Kolleginnen Sabine Polzer und Claudia Zieschank.
Weihnachten im neuen Zuhause: Nun kann also doch noch Ruhe einkehren.
Info: Der 2. Bauabschnitt beginnt im Mai 2018, geplante Fertigstellung ist im Oktober 2019.