Memmingen (dl). Zum Inhalt der Zwölf Bauernartikel ist eine neue Publikation erschienen. Mehrere Jahre lang hatte Heide Ruszat-Ewig vom Historischen Verein bereits die Flugschriften des Sebastian Lotzer bearbeitet und in ein modernes Deutsch übertragen. Nun hat sie auch die 12 Bauernartikel von 1525 ins Neuhochdeutsche übertragen. Die Artikel stellten so ziemlich alles infrage, was das Leben eines Bauern im 16. Jahrhundert ausmachte.
Die Leibeigenschaft sollte aufgehoben werden. Jagd und Fischerei sollten frei sein. Jede Gemeinde sollte das Recht haben, ihren Pfarrer zu wählen oder abzusetzen. Und Strafen sollten ausschließlich von einer unabhängigen Gerichtsbarkeit verhängt werden, und nicht mehr aus Willkür der Grundherren - die Forderungen der Bauern waren ungeheuerliche Provokationen für die damalige Zeit.
Dagegen setzte
Lotzer das christliche Liebesgebot als eine verpflichtende soziale Norm werden,
in der die Leibeigenschaft keine Berechtigung mehr habe, da sie der Freiheit
widerspreche, die Christus allen Menschen zugesichert hat.
In kommunaler Selbstverwaltung wollten die Bauern eigene Verantwortung übernehmen und setzten auf eine einvernehmliche Lösung bei den beklagten Missständen im Rahmen christlicher brüderlicher Liebe und auf die Akzeptanz ihrer Menschenwürde.
Die beiden Bücher von Heide Ruszat-Ewig „Die 12 Bauernartikel. Flugschrift aus dem Frühjahr 1525“ und „Sebastian Lotzer. 5 Flugschriften aus der Reformationszeit“ (erschienen bereits 2015) sind im Memminger Buchhandel und beim Historischen Verein Memmingen, Telefon 08331/850-143 oder E-Mail: info@hv-memmingen.de, zu beziehen.