Memmingen (dl). Am Samstag, 2. Februar, feiert "Michael Kohlhaas" nach der Novelle von Heinrich von Kleist Premiere im Studio. Kleists berühmte Novelle mit ihrer berückenden Sprache handelt von der übermächtigen Wut eines Einzelnen und der unheimlichen Energie der Enttäuschten. Sie erzählt die sehr heutige Geschichte eines Menschen, dessen Welt angesichts des ihm geschehenen Unrechts aus den Fugen fällt und stellt in Frage, wie unerschütterlich unsere eigenen Moralvorstellungen sind.
Es ist leicht, sich von Bildern der Gewalt bei Demonstrationen, Aufständen und Krawallen zu distanzieren. Aber wie würden wir Mittelstandsbürger auf die Zerstörung unseres Weltbildes reagieren? Wie weit würde unser Protest gehen? Würden wir irgendwann auch versuchen, Gerechtigkeit mit Gewalt zu erzwingen? Würden wir zu Rebellen oder zu Terroristen?
Michael Kohlhaas, ein reisender Pferdehändler, muss an einem Schlagbaum in Sachsen zwei seiner prächtigsten Rappen als Pfand zurücklassen. Als er auf der Heimreise sein Eigentum abholen will, erkennt er die ausgemergelten Pferde fast nicht mehr wieder. Als sein Knecht ihm auch noch berichtet, dass man ihn davon abhielt, die Pferde zu versorgen, er schließlich verprügelt und weggejagt wurde, will Kohlhaas Gerechtigkeit. Er fordert bei den zuständigen Gerichten Schadensersatz.
Als seine Verhandlung verschleppt wird, korrupte Adlige sich verbünden und schließlich gegen ihn entschieden wird, nimmt Kohlhaas das Recht selbst in die Hand. Durch seine fanatische Raserei verliert er alles, seine Familie und jeglichen Besitz. Er, ein ehemals unauffälliger Mann, kündigt seinen Vertrag mit der Zivilisation auf und verschreibt sich der Barbarei: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde!“.
Weitere Aufführungen: 7., 14., 21. und 22. Februar sowie 1., 2., 3. und 8. März 2019.
Inszenierung: Anne Verena Freybott, Bühne & Kostüme: Julia Nussbaumer. Es spielen: Jan Arne Looss, Klaus Philipp und Sandro Šutalo.