"Fink Positive" - eine Glückssuche mit Happy End

Memmingen (as). Sechs Bühnenpoet/innen lieferten sich beim Poetry Slam „Vorsicht Dichter!“ im Rahmen der Memminger Meile eine spannende Sprachschlacht. Am Ende gewann die Poesiepädagogin und Bayerische Meisterin 2014 Meike Harms aus Gilching in einem spannenden Zwiestreit gegen die 18-jährige Bayerische Vize-Meisterin 2019 Ines Strohmaier.

Wie gewohnt herrschte großer Andrang beim Poetry Slam im alten Saal des Rex-Kinos, den das Kulturamt in Zusammenarbeit mit der Slam-Initiative „Vorsicht Dichter“ und dem Kaminwerk initiiert hatte. Sechs Bühnenpoeten, unter ihnen Newcomerinnen ebenso wie preisgekrönte Slammer, lieferten sich einen spannenden, temporeichen Dichterwettstreit auf hohem Niveau. Pauline Füg, Meike Harms, Ines Strohmaier, Vöhlin-Schülerin Christiane Radu, Wolfgang Heyer und Tobias Melder boten dem Publikum ein überaus breites Spektrum sprachwitziger Slamkunst - mal lustig und verspielt, mal nachdenklich und besinnlich - aber stets mit Tiefgang.

Persönlich, poetisch und (öko-)politisch waren die geistreichen Ausflüge in die Gedanken- und Gefühlswelten der Performer. Thematisch deckten die Beiträge in Lyrik, Prosa oder Rap ein breites Spektrum zwischen schwäbischer Lautmalerei bis zur synästhetischen Introspektion ab. Unerfüllte Liebe, (tierische) Identitätskrisen und Sinnfindungsleiden oder regionale Kuriositäten wurden ebenso beleuchtet wie der Wunsch nach einer friedvolleren Welt und mehr Respekt im Umgang mit unserem Planeten.

Um ein breites Meinungsspektrum zu ermöglichen, ließen die Moderatoren Bernd Scheiter und Matthias Ressler sechs Wertungstafeln, welche die Jury ersetzten, durch das Publikum wandern.

Licht erschwert die Lesbarkeit

Nachdem das „Opferlamm“, die 16-jährige Newcomerin Naema Schiedel aus Haslach, die Messlatte mit 28 Punkten bereits ziemlich hoch angelegt hatte, hatten die Dichter jeweils sechs Minuten Zeit, das Publikum zu beeindrucken. Leider wurden die Vorträge teilweise durch die allzu grelle Beleuchtung erschwert. Die Texte waren nicht immer lesbar, so dass die Slammer hier und da improvisieren mussten.

"Sorge Dich nicht, schwebe!“ - Poesiepädagogin Meike Harms dichtete und rappte sich in atemberaubendem Tempo bereits in der ersten Runde mit einem frei performten Tiergedicht um den Spaßvogel „Fink Positive“ ans obere Ende der Punkteskala - auf skurrilste Weise beschrieb sie eine Glückssuche im Tiergehege mit Happy End. Von ihr folgten unter anderem: ein Babyrap und ein originelles Plädoyer für den Klimaschutz.

„Wir wären gerne, aber wir trauen uns nicht zu sein“ - kein so gutes Ende nehmen die lyrischen Tiefgänge ihrer Endrunden-Konkurrentin Ines Strohmaier. Auch die Schülerin aus dem Kleinwalsertal spricht frei. Sie ist eine leidenschaftliche, sehr expressive Performerin. Die 18-Jährige setzt den ganzen Körper ein, um ihre "Nachtgedanken" über die oberflächliche Konsum- und Technikwelt der „Generation Z“ zu beschreiben. Oder den Trennungsschmerz, als die erste große Liebe zerbricht.

Meike Harms meistert die Schlacht

Letztendlich zeigt das "Applausometer", dass die heiteren Themen beim Publikum höher punkten. Strahlende Siegerin wurde Meike Harms. Der Stargast, die mehrfach prämierte Poesiepädagogin Pauline Füg, konnte nicht in die Endrunde vorrücken.

Musikalische Überraschungsgäste waren der australische Sänger und Gitarrist Rick Stephens und Barbara Müller-Pollack (Kontrabass), die mit Folk- und Popsongs wie "Downunder" einen Vorgeschmack auf das Folk Music Festival am Samstag, 6. Juli, gaben.

Die sechs Kandidaten des Dichtkunst-Wettbewerbs in Aktion zeigen wir hier in der Galerie: