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"Für eine lebendige Erinnerungskultur"

Abba Naor, Überlebender des Holocaust, im Rathaus empfangen

veröffentlicht am 06.03.2018
"Für eine lebendige Erinnerungskultur"

Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger (re.) überreicht Abba Naor, dem 89-jährigen Überlebenden des Holocaust, beim Empfang im Rathaus als Willkommensgeschenk ein Stadtbuch. Foto: Julia Mayer/Pressestelle Stadt Memmingen

Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger hat in Vertretung von Oberbürgermeister Manfred Schilder den jüdischen Holocaust-Überlebenden Abba Naor im Rathaus empfangen. Steiger freute sich, zu diesem besonderen Anlass auch Helmut Wolfseher, Vorsitzender des Vereins "Stolpersteine in Memmingen", und Egon Sterzer, den Leiter des Projekts "Zeitzeugen", begrüßen zu dürfen.

Der Bürgermeister dankte Abba Naor, dass er bereits zum zehnten Mal die Stadt Memmingen besuche, "um mit Schülern zu diskutieren und sich als Überlebender des Holocaust für eine aktive, lebendige und nach vorne gerichtete Erinnerungskultur einzusetzen". Das sei umso wertvoller, als 73 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft der Anteil derer schwinde, die aus eigenem Erleben berichten könnten, und gleichzeitig der Anteil derer zunehme, "die das schreckliche Geschehen damals relativieren, umdeuten oder gar leugnen", sagte Steiger. Er dankte dem 89-Jährigen für sein unermüdliches Engagement und überreichte ihm einen Bildband der Stadt.

Kampf gegen das Vergessen

Abba Naor, der jährlich rund 100 Schulen besucht und mit den Schülerinnen und Schülern über seine Verfolgungsgeschichte während des Nationalsozialismus spricht, betonte: "Diese Kinder haben keine Verantwortung für die Taten der Vergangenheit, sie sind unsere Zukunft." Er kämpfe gegen das Vergessen, damit sich Fehler der Vergangenheit nicht wiederholten. 

"Es ist wichtig, dass die Kinder nicht nur aus Filmen oder Büchern von der Zeit des Nationalsozialismus erfahren", findet auch Egon Sterzer. Er dankte den Rektoren und Lehrkräften der weiterführenden Schulen für die gute Kooperation. "Abba Naor hat bei seinen Besuchen seit 2016 in den örtlichen Gymnasien, Realschulen, im Berufsbildungszentrum Jakob Küner, in der FOS/BOS sowie im Marianum in Buxheim vor insgesamt rund 2.000 Schülerinnen und Schülern gesprochen", berichtete Sterzer.

"Die jungen Leute sind bewegt"

Diesmal sei Abba Naor wieder im BBZ und im Marianum zu Gast. "Die jungen Leute sind bewegt, stellen viele Fragen und überlegen, wie sie die eigene Zukunft gestalten wollen." 

Dankbar zeigte sich auch Helmut Wolfseher, Vorsitzender des Vereins "Stolpersteine in Memmingen", dass Abba Naor immer wieder nach Deutschland komme und mit den Nachfahren der Täter spreche, um die Erinnerung wach zu halten. Er freue sich, dass sich das Projekt "Zeitzeugen" des Stolpersteine-Vereins so gut etabliert habe und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz.