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Eine ambivalente Gesellschaft in Szene gesetzt

Premiere von „Quartett“ am LTS hält Spiegel vor

veröffentlicht am 01.04.2023
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Die Marquise de Merteuil und der Vicomte de Valmont in ihrem "routinierten Tanz". Foto: LTS

Memmingen (sg). In „Quartett“ geben sich zwei Meister der Verführung und Manipulation die Ehre. Es ist ein Stück über die Ambivalenz von Selbstdarstellung und Einsamkeit, von Distanz und Anziehung in unserer Gesellschaft. Die Schauspieler Mirjam Smejkal und Thorsten Hamer zogen das Publikum in den Bann der Inszenierung und ernteten am Premierenabend im gut besuchten Studio minutenlangen Applaus.

Regisseur Alexander May lässt in der Inszenierung des Schauspiels von Heiner Müller die beiden Darstellenden auf einer in Trümmern liegenden Bühne aufeinandertreffen. Diese erinnert in ihrem Zustand an zusammengestürzte Gebäude, an beiden Seiten stehen zerbrochene Spiegel. Die Bühne wird mit Lichteffekten immer wieder der Szene und der Stimmung angepasst. Auf die vergangene Trümmer-Welt schaut das Publikum von zwei Seiten aus sicherer Entfernung herab. Wie in einem Terrarium kann das Spiel der Manipulation, das einem Duell gleicht, beobachtet werden.

Spiel im Spiel
Sich der Aufmerksamkeit von außen bewusst, oder sich ihrer zumindest erinnernd, führen die Marquise de Merteuil und der Vicomte de Valmont einen routinierten Tanz auf den Trümmern ihrer Vergangenheit auf und scheuen dabei nicht davor zurück, in andere Rollen zu schlüpfen und Identität und Geschlecht zu thematisieren. Müller schickt in seinem Stück die Figuren der Marquise de Merteuil und des Vicomtes de Valmonte gegeneinander auf das Schlachtfeld des verbalen Konflikts. In von Sarkasmus und giftigen Spitzen getränkten Dialogen über die auf Sex und reine Körperlichkeit reduzierte Liebe umkreisen sich in wechselnden Rollen die Marquise und der Vicomte auf den Trümmern ihrer Vergangenheit.

Sprache als Waffe
Dabei nutzen sie die Sprache als Waffe mit dem Ziel der Zerstörung ihres Gegenübers. Was sich vordergründig nach einem todernsten Stück anhört, kann letztendlich nicht gegen seine ihm innewohnender Komik ankommen. Zu oft schlagen bitterböse Worte in gekonnt gesetzte Pointen um und lassen einen gewissen Galgenhumor zum Vorschein kommen. Gleichzeitig kann der Sarkasmus nicht die Sehnsucht nach der Nähe des anderen verbergen, der sich immer wieder in die Rollenspiele der beiden Figuren einschleicht.