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Ein Denkmal für Fellheims Geschichte

Gedenkfeier erinnert an den Holocaust in Fellheim

veröffentlicht am 28.01.2019
Gedenkfeier Fellheim

Michael Trieb, zweiter Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, überreichte dem Chor VivaVox Blumen zum Dank für die würdevolle Gestaltung des Gedenktages. Foto: Würth

Fellheim (ew). Wegen des Genozides an der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten im Dritten Reich, veranstaltete die Deutsch-Israelische Gesellschaft in der ehemaligen Synagoge in Fellheim eine Stunde der Erinnerung. Die Schirmherren des von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft veranstalteten Gedenkens waren Landrat Hans-Joachim Weirather und Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder.

Bundespräsident Roman Herzog habe den 27. Januar per Proklamation zum Gedenktag erklärt, weil an diesem Tag im Jahr 1945 die Soldaten der Roten Armee die Gefangenen im Konzentrationslager Auschwitz befreiten, führte Fellheims Bürgermeister Alfred Grözinger aus. Als ehemals stark jüdisch geprägter Ort, sei Fellheim hervorragend für solch eine Veranstaltung geeignet. Die rückgebaute Synagoge sei ein Denkmal für Fellheims Geschichte.

Auch Landrat Hans-Joachim Weirather sprach sich für diesen Ort aus, denn es gebe nichts Vergleichbares. Dieses Gebäude wieder in einen Zustand zu bringen, den es verdient hat, sei eine weise Entscheidung gewesen, Viele jüdische Menschen seien hier seit Jahrhunderten zu Hause gewesen, hätten gute und schlechte Zeiten erlebt und teilweise am Ersten Weltkrieg teilgenommen. In den Zwanzigerjahren hätten viele zuversichtlich nach vorn gesehen. 1933 bei der Machtübernahme sei dann aber der Arierparagraph gekommen und hätte vielen Menschen die Berufsfreiheit genommen und viele Bürger jüdischen Glaubens seien regelrecht unerwünscht gewesen, führte Weirather aus.

Ab 1935 sei die Lage mit den Nürnberger Gesetzen Zug um Zug dramatischer geworden und Verstöße wurden als "Rassenschande" bestraft. Nach den Novemberpogromen 1938 sei das jüdische Leben dann vollkommen zum Erliegen gekommen.

Warum die Memminger Synagoge zerstört worden ist während die Fellheimer verschont wurde, erklärte der Landrat mit "Pragmatismus". Wenn man die Fellheimer Synagoge angezündet hätte, wären die unmittelbaren Nachbarhäuser ebenfalls abgebrannt.

Weirather mahnt, diese grauenhaften Dinge dürften sich nicht wiederholen und man müsse sich seiner staatsbürgerlichen Pflichten erinnern. Dazu gehöre auch, sich hasserfüllten und ausgrenzenden Reden entgegenzustellen. Weirather sieht in Deutschland und in Europa eine Rückkehr der „schwarzen Dämonen“ die Hass und Ausgrenzung predigen.

Für das Grundgesetz eintreten

„Ihr seid nicht schuld an dem was war, aber verantwortlich dafür, dass es nie mehr geschieht“. Mit diesem Zitat des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer begann Oberbürgermeister Manfred Schilder seine Ausführungen. Das dieser Gedenktag seine uneingeschränkte Berechtigung hat, sehe man an dem nach wie vor vorhandenen Ungeist, der in Teilen der Gesellschaft herrsche. Es gebe keinen Genozid, der so umfassend dokumentiert sei und trotzdem gebe es Leugner die behaupten, alles sei nur erfunden.

Man müsse gemeinsam diesen Nationalisten entgegentreten und verhindern, "dass sie ihre menschenverachtenden Thesen verbreiten", so Schilder. Die jüdische Gemeinde in Memmingen, die eine kulturelle Bereicherung für die Stadt darstellte, wurde vernichtet. "Wir Nachgeborenen müssen darauf drängen, dass Freiheit nicht eingeschränkt, Rassismus nicht geduldet und Andersdenkende nicht unterdrückt werden", mahnte Schilder. Der Memminger Rathauschef warb auch dafür, für das Grundgesetz einzutreten. "Es ist die Grundlage für ein Zusammenleben und sichert eine Zukunft in Freiheit und Wohlstand."

Die musikalische Gestaltung des Abends übernahm der Ottobeurer Chor VivaVox unter der Leitung von Dr. Josef Miltschitzky mit den Solisten Martin Wiedemann am Saxopon und Günter Schwanghart an der Klarinette.