Memmingen (dl). Der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel hat eigens für das Landestheater Schwaben eine Adaption des Romans von Robert Domes „Nebel im August“ geschrieben. Eine Lesung am Samstag, 10. März (20 Uhr), geht der Uraufführung am Freitag, 16. März, 20 Uhr, im Großen Haus voraus. Das Stück erzählt in der Montage einst vergessener Prozessakten, Zeugenaussagen und Berichte von dem bis heute viel zu wenig beachteten Euthanasie-Kapitel während des Nationalsozialismus.
Eindringlich und exemplarisch nähern sich die Erinnerungen dabei auch der Geschichte des jenischen Jungen Ernst Lossa. Grob abgestempelt als „Zigeunersohn“ geriet er in die grausame Maschinerie gegen „unwertes Leben“.
Augsburg,
am 2. August 1949: Auf der Anklagebank ergreift der damalige Anstaltsleiter aus
Kaufbeuren, Dr. Faltlhauser, das Wort. Er verteidigt die grausige Normalität
des ‚Alltags’ in der Anstalt. An den Bruchlinien der historischen Dokumente und
Erinnerungen taucht das Ensemble ein in die Vergangenheit, ohne das Heute zu
verlieren. Sprache und Logik der psychiatrischen Gutachten und die Szenen um
Ernst Lossa machen das grausame Schicksal eines gesunden Menschen in einem
gestörten System spürbar.
Die Ängste vor dem Fremden
Berührend,
aber auch investigativ stellt sich „Nebel im August“ den Irrationalitäten und
der Logistik des Euthanasie-Kapitels deutscher Geschichte. Thema des Stücks
sind auch die Ängste vor dem Fremden,
Unangepassten. Die letzten Stationen von Ernst Lossas Leben in Augsburg, Markt
Indersdorf, Kaufbeuren und Irsee zeigen, wie sehr seine Geschichte auch Teil
schwäbischer Vergangenheit ist.
Die Uraufführung entstand in Kooperation mit dem Bildungswerk Irsee.
Begleitprogramm
„Hoffentlich ist mein Bub noch gesund und munter“: Am Samstag, 10. März, 20 Uhr, lesen Claudia Frost und Fridtjof Stolzenwald im Großen Haus aus berührenden und verstörenden Dokumenten der Euthanasie in Kaufbeuren/Irsee. Briefwechsel zwischen Angehörigen und Behörden, Tagebucheinträge und Augenzeugenberichte erzählen aus einer dunklen Zeit der Psychiatrie.
Der Eintritt: kostet 2,50 Euro (freie Platzwahl).