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Die grausame Maschinerie gegen „unwertes Leben“

"Nebel im August" - Uraufführung und Lesung im Stadttheater

veröffentlicht am 02.03.2018

Memmingen (dl). Der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel hat eigens für das Landestheater Schwaben eine Adaption des Romans von Robert Domes „Nebel im August“ geschrieben. Eine Lesung am Samstag, 10. März (20 Uhr), geht der Uraufführung am Freitag,  16. März, 20 Uhr,  im Großen Haus voraus. Das Stück erzählt in der Montage einst vergessener Prozessakten, Zeugenaussagen und Berichte von dem bis heute viel zu wenig beachteten Euthanasie-Kapitel während des Nationalsozialismus.

Eindringlich und exemplarisch nähern sich die Erinnerungen dabei auch der Geschichte des jenischen Jungen Ernst Lossa. Grob abgestempelt als „Zigeunersohn“ geriet er in die grausame Maschinerie gegen „unwertes Leben“.

Augsburg, am 2. August 1949: Auf der Anklagebank ergreift der damalige Anstaltsleiter aus Kaufbeuren, Dr. Faltlhauser, das Wort. Er verteidigt die grausige Normalität des ‚Alltags’ in der Anstalt. An den Bruchlinien der historischen Dokumente und Erinnerungen taucht das Ensemble ein in die Vergangenheit, ohne das Heute zu verlieren. Sprache und Logik der psychiatrischen Gutachten und die Szenen um Ernst Lossa machen das grausame Schicksal eines gesunden Menschen in einem gestörten System spürbar. 

Die  Ängste vor dem Fremden

Berührend, aber auch investigativ stellt sich „Nebel im August“ den Irrationalitäten und der Logistik des Euthanasie-Kapitels deutscher Geschichte. Thema des Stücks sind auch die  Ängste vor dem Fremden, Unangepassten. Die letzten Stationen von Ernst Lossas Leben in Augsburg, Markt Indersdorf, Kaufbeuren und Irsee zeigen, wie sehr seine Geschichte auch Teil schwäbischer Vergangenheit ist.

Die Uraufführung entstand in Kooperation mit dem Bildungswerk Irsee.

Begleitprogramm

„Hoffentlich ist mein Bub noch gesund und munter“: Am Samstag, 10. März, 20 Uhr, lesen Claudia Frost und Fridtjof Stolzenwald im Großen Haus aus berührenden und verstörenden Dokumenten der Euthanasie in Kaufbeuren/Irsee. Briefwechsel zwischen Angehörigen und Behörden, Tagebucheinträge und Augenzeugenberichte erzählen aus einer dunklen Zeit der Psychiatrie.

Der Eintritt: kostet 2,50 Euro (freie Platzwahl).