Memmingen (dl/as). Der junge deutsch-jüdische Autor Ulrich Alexander Boschwitz schrieb seinen visionären Roman "Der Reisende" 1938 im Exil. Erst 2018, 76 Jahre nach seinem Tod, erschien das Werk in seiner Muttersprache. Das Landestheater Schwaben bringt die bewegende Geschichte nun in einer deutschen Erstaufführung auf die Bühne im Großen Haus. „Der Reisende“ feiert am Freitag, 1. November, 20 Uhr, im Großen Haus Premiere.
Die Entdeckung dieses beeindruckenden Romans im Frühjahr 2018 war eine kleine Sensation: 1938 erzählt der damals 23-jährige Ulrich Alexander Boschwitz – der von Auschwitz noch nicht wissen konnte – erschütternd hellsichtig die Leidensgeschichte des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann, der durch die nationalsozialistischen Novemberpogrome sein Zuhause, seine Familie und schließlich seine Identität verliert. In Zügen der Reichsbahn durchquert er Deutschland in der Hoffnung einen Fluchtweg zu finden – doch die Grenzen sind bereits geschlossen und in den Nachbarstaaten ist niemand bereit die jüdischen Flüchtlinge aufzunehmen.
Der deutsch-jüdische Autor, der 1942 im Krieg umkam, zeichnet das beklemmende Bild einer Gesellschaft, die sich in rasender Geschwindigkeit ihrer Mitmenschlichkeit entledigt. Und er beschreibt eindringlich die demütigenden Erfahrungen von Flucht und Vertreibung. Am Landestheater Schwaben ist dieser bestürzend aktuelle, ebenso anrührende wie verstörende Roman erstmals auf einer deutschen Bühne zu sehen.
Weitere Aufführungen am 3. und 23. November sowie am 7., 8. und 16. Januar.