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Der Niedergang der klassischen Medien

Podiumsdiskussion im Rahmen des "Memminger Freiheitspreises"

veröffentlicht am 22.05.2022
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Unser Bild von der Podiumsdiskussion zeigt on links Alexander Hold, Manfred Schilder, Moderator Gerd Horseling, Markus Rinderspacher und Thomas Gehring. Foto: Tom Otto

Memmingen (ot/g). Im Rahmen des „Memminger Freiheitspreises“ haben Politiker im Memminger Kolbesaal zum Thema „Pressefreiheit – Noch nie waren wir so abhängig von unabhängiger Presse wie jetzt“ diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gerd Horseling, dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen.

Für Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (SPD) steigt der Druck auf die Pressefreiheit vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung der Tageszeitungsverlage. Seit 20 Jahren habe sich die Auflage der Tageszeitungen halbiert, die Medienkonzentration lege auch in Bayern ein beachtliches Tempo an den Tag.

Für Alexander Hold (Freie Wähler) bedeutet Pressefreiheit, keine Angst der Meinungsäußerung haben zu müssen und dass es keine Zensur gibt und man einen freien Zugang zu Informationen habe. Immerhin, so Hold, gebe es online viele verschiedene Kanäle und gute Möglichkeiten, sich zu informieren. Für die lokalen Belange sei jedoch die Lokalzeitung „vor Ort das A und O“. Wenn es hier keine Konkurrenz mehr gebe, könne auch Vieles totgeschwiegen werden und die innere Unabhängigkeit in den Redaktionen müsse zunehmend kritisch gesehen werden.

Thomas Gehring (Grüne) kritisierte, dass es keine Landtagskorrespondenten mehr gebe. Unternehmen und politische Gruppierungen nutzten zunehmend eigene Kanäle zur Verbreitung ihrer Infos. "So, wie sie sie gerne veröffentlicht sehen." Diese Entwicklung macht auch Memmingens OB Schilder zu schaffen, der für Angelika Schorer (CSU) einsprang. Während die Zeitungen Korrespondenten und Redakteure einsparten, bauten große Unternehmen massiv ihre PR-Abteilungen aus. Das fördere auch die so genannte „Blasenbildung“, also die Entwicklung, sich nicht mehr mit anderen Meinungen und Sichtweisen auseinanderzusetzen.

Hold forderte die Medien selber auf, Verantwortung zu übernehmen. Sie müssten ihrer Kontrollfunktion gegenüber den Herrschenden nachkommen, für Transparenz bei wesentlichen Entscheidungen sorgen.

Die vielen verschiedenen Social-Media-Kanäle garantierten zwar einerseits eine Medienpluralität, „Qualitätsjournalismus“ bleibe dabei oft auf der Strecke. Nutzer könnten „Fake News“ nicht mehr von „echten“ Nachrichten unterscheiden. Einigkeit bestand darin, dass die Schulen mehr Wert auf Medienkompetenz legen müssen. Mehr Hilfestellung für Lehrer und Schüler, um „Qualitätsjournalismus“ zu erkennen.

Für die Podiumsteilnehmer ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Vorbildmodell in Sachen Pressefreiheit und „Qualitätsjournalismus“. Seine Finanzierung sei geregelt und garantiere Unabhängigkeit. Hier stimmten nicht alle der etwa 30 Zuhörer zu.