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"Das große Heft" - Premiere im Studio

Ein künstlerisches Mahnmal gegen Gewalt

veröffentlicht am 04.04.2019

Memmingen (dl). Am Freitag, 12. April, um 20 Uhr feiert "Das große Heft" Premieren im Studio des Stadttheaters. Die Chronik einer Zwillingskindheit nach dem Roman von Ágota Kristóf beschreibt mit verstörend sachlicher Sprache schonungslos, wie Entmenschlichung zu Kriegszeiten funktioniert. "Das große Heft" ist einer der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts.

Die ungarisch-schweizerische Autorin baut mit kurzen, lakonischen Sätzen die Welt zweier vernachlässigter Kinder auf, die sich mit ihrer eigenen, methodisch vorangetriebenen Verrohung gegen die brutale Umwelt schützen.

Der Krieg bringt eine Mutter dazu, ihre Zwillingssöhne aus der Stadt zur entfremdeten Großmutter aufs Land zu bringen. Um mit dieser kompletten Entwurzelung und der Brutalität des Krieges umgehen zu können, erfinden die Zwillinge einen perfiden Versuchsaufbau. Sie verletzen sich gegenseitig, um sich physisch abzuhärten. Sie beschimpfen sich, um sich psychisch zu stählen. Gefühle werden ausgemerzt, da sie angreifbar machen. Liebe, Freude und auch Trauer stören nur beim Überlebenskampf. Gewalt, Diebstahl, Vergewaltigung und Mord sind Nebensächlichkeiten, die akzeptiert und bald selbst ausgeübt werden.

Alle Erlebnisse werden auf ihre Wahrhaftigkeit hin geprüft. Was wahr ist, ist auch gut und wird emotionslos und analytisch in das große Heft eingetragen. Die Zwillinge steigern sich in einen Rausch aus distanzierter Gewalt, aus dem sie keinen Ausweg mehr finden.

Ágota Kristóf zeigt, wie Menschen ihre Menschlichkeit aufgeben und sich einer Welt der Hoffnungslosigkeit und Unmoral anpassen. Der Text ist ein unfassbar starkes, sehr eigenes Zeugnis gegen den Krieg, der hier aus Kindern unnahbare Monster macht; ein künstlerisches Mahnmal gegen Gewalt, die auf unserer Welt gerade jetzt irgendwo wieder neu ausgetragen wird. Ein Stoff, der seine Aktualität so schnell nicht verlieren wird.

Inszenierung, Bühne und Kostüme: Max Claessen, es spielen Jens Schnarre und Sandro Šutalo.

Karten gibt es unter Telefon 08331/ 94 59 16 oder per E-Mail: vorverkauf@landestheater-schwaben.de