Beim Baustellenrundgang an der Stadtmauer v. li.: Baureferatsleiter Fabian Damm, Stadtplanungsamtsleiter Uwe Weißfloch, Bauleiter Matthias Berg, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Ingenieur Dr. Christian Kayser und Bauunternehmer Wolfgang Zettler. Fotos: Michael Geiger
Memmingen (mg). Eine überraschende Entdeckung gab es bei der Sanierung der Memminger Stadtmauer: Bei dem Wehrgang an der Kohlschanze handelt es sich um das älteste bislang in Deutschland bekannte überdachte Zeitzeugnis seiner Art. Anlässlich dieses neuen Forschungsstands, der die geschichtliche Bedeutung der Memminger Stadtmauer heraushebt, lud Oberbürgermeister Manfred Schilder zu einem Baustellenrundgang am Mauerteilstück beim „Mehlsackturm“ an der Kohlschanze ein.
Er habe bei seinen Forschungen eine historische Entdeckung gemacht, berichtete der leitende Ingenieur Dr. Christian Kayser: „Der Wehrgang, der sich an der Kohlschanze über rund 75 Meter erstreckt, ist der älteste bislang in Deutschland bekannte überdachte Wehrgang. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist ungewöhnlich gut erhalten“, so Kayser.
Bislang ging die historische Forschung davon aus, dass Wehrgangsüberdachungen erst zu Beginn des 15. Jahrhundert gebaut wurden, parallel zum Aufkommen von Feuerwaffen, da das Pulver trocken gehalten werden musste. Die Stadt Memmingen sei hier Vorreiter wohl gewesen.
Größte Sorgfalt und Verantwortung
"Es gibt kaum eine Stadt, die sich so einer Sache annimmt und dies so gründlich macht", lobte Kayser die Sanierung. Auch die hiesige Baufirma gehe mit größter Sorgfalt und Verantwortung dem historischen Mauerwerk und der Dachkonstruktion gegenüber zu Werke.
2.000 Meter erhaltene Stadtmauer
„Die Sanierung der Stadtmauer ist ein Mega-Projekt, das uns in den nächsten Jahren noch begleiten wird“ - und viel Kapital erfordern werde. Mit diesen Worten hatte Oberbürgermeister Manfred Schilder die Gäste auf der Baustelle begrüßt. Er sei jedoch überzeugt davon, dass der Aufwand sinnvoll sei und auch im Sinne unserer Nachfahren sei, "denn wir können heute noch auf 2.000 Meter erhaltene Stadtmauer zurückblicken", so Schilder.
Nicht immer habe die Stadtmauer in den letzten Jahrhunderten eine so hohe Wertschätzung erfahren. "Sorglos und achtlos wurden Fenster eingesetzt, sogar eine Badewanne wurde in die Mauer integriert", erzählte der Rathauschef.
Stadtmauer erlebbar machen
Zum Abschluss betonte Schilder : „Wir versuchen die Stadtmauer erlebbar zu machen. Denn wir sind gut beraten, dieses Erbe zu erhalten. Wo immer es möglich ist, möchten wir entsprechende Zugänge schaffen, so dass man den oberen Gang benutzen kann."
Info: Die historische Stadtmauer mit ihren Wehranlagen stellt das umfangreichste Denkmal der Memminger Stadtgeschichte dar. Sie umfasst fünf Stadttore, sechs Mauertürme und drei Turmruinen. Nach mehreren Jahren intensiver Bauforschung wird die Stadtmauer seit vergangenem Sommer saniert.