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Zum Tag der Archive am 5. und 6. März: Memminger Stadtgeschichte geht online

veröffentlicht am 04.03.2016
Stadtarchiv

Die erste Seite aus Alexander Tartagnus: Consiliorum volumen. Die "schönste Inkunabel" der wissenschaftlichen Stadtbibliothek Memmingen wurde 1477 in Venedig gedruckt. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (dl). Zum bundesweiten Tag der Archive an diesem Wochenende erweiterte das Memminger Stadtarchiv seinen Internetauftritt, um der überregionalen, ja weltweiten Forschung bedeutende Quellen der Memminger Stadtgeschichte zugänglich zu machen. Im Lesesaal stellte Stadtarchivar Christoph Engelhard regionalen Medienvertretern das Online-Projekt vor. Außerdem besichtigte man gemeinsam die Inkunabel- und Handschriftenabteilung.

Aus den teilweise prachtvoll verzierten, in Leder gebundenen Zeitzeugnissen des Mittelalters und der frühen Neuzeit leuchtet ein kirchengeschichtliches Werk heraus, entstanden um 1470 und verziert von einem bislang unbekannten Maler. "Unsere schönste Inkunabel", erklärte Engelhard stolz. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger bewunderten die Medienvertreter auch eines der Stammbücher der Memminger Meistersänger aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, überaus reich verziert mit kunstvollen Illustrationen.

Viele ungelöste Rätsel


Schappeler

Stammen die Anmerkungen in diesem Buch von Reformator Christoph Schappeler?

Rätsel gibt ein theologisches Studienbuch auf, das der Reformator Christoph Schappeler mitbrachte, als er 1513 nach Memmingen kam: „Vermutlich sind die handschriftlichen Randnotizen von Schappeler selbst, wir wissen es noch nicht“, meinte Stadtarchivar Engelhard. Offene Fragen ranken sich auch um einige Handschriftenbände, die ebenfalls peu à peu eingescannt, fotografiert und digitalisiert werden. Die historischen Hintergründe sind zuweilen schwer zu ermitteln. "Die Forscher haben sich meist auf den Buchdruck konzentriert und sich weniger mit den Handschriften beschäftigt", erläuterte der Stadtarchivar. Ein vernetztes Archiv der Handschriftensammlungen existiere daher bislang nicht.


Archiv MM

Stadtarchivar Christoph Engelhard präsentiert ein exklusiv in Memmingen vorrätiges theologisches Werk, das den geistigen Horizont der Memminger Bevölkerung im 15. Jahrhundert widerspiegelt.

Die Titel der Inkunabeln (frühe Drucke aus der Zeit von 1448 bis 1500, vom Erscheinungsbild mittelalterlicher Handschriften geprägt) wurden bereits in das Verzeichnis eines internationalen Katalogs übernommen, verwaltet von der British Library in London. „Auf diese Weise stehen unsere Quellen in Memmingen für Forscher weltweit zur Verfügung“, freut sich Engelhard. Im Memminger Bestand findet sich sogar mit dem "Dominus quae par" von Remigius, das um 1500 in Wien gedruckt wurde,  ein weltweit einmaliges Werk.

Die "Benninger Wunderhostie"


Archiv

Die Exponate in einem Schaukasten neben dem Lesesaal im Stadtarchiv kreisen um die Benninger Wunderhostie, um die sich viele Legenden ranken. 

Unter den markanten Quellen zur Memminger Stadtgeschichte, die nun auf den Webseiten des Stadtarchivs unter www.stadtarchiv.memmingen.de  einzusehen sind, befindet sich auch die Übertragung der „Benninger Wunderhostie“: Der Überlieferung zufolge fand vor 800 Jahren im Benninger Ried ein Hostienfrevel statt. Am 12. März 1216 wurde die „blutende Hostie“ nach Memmingen überführt. Alljährlich zum Gregoriustag gingen Geistliche und Bürger Memmingens mit der Bluthostie, dem sogenannten „Hailtum“ in einer feierlichen Prozession um die Stadt. Die angeblich Wunder wirkende Hostie wurde zum Zentrum der religiösen Gemeinschaft in der aufstrebenden mittelalterlichen Stadt.

Am Donnerstag, 10. März, 20 Uhr, referieren Professor Dr. Wolfgang Vogl (Augsburg) und Dekan Ludwig Waldmüller im Antoniersaal  über die Bluthostie von Benningen.