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Zukunft der Kliniken: "Druck zu fusionieren größer denn je"

veröffentlicht am 16.06.2017
Klinikfusionen

Der Vorsitzende des Klinik-Fördervereins, Thomas Munding, warb beim Vortragsabend um neue Mitglieder. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Wirtschaftsprüfer spricht über den hohen ökonomischen Druck in den Kliniken

Memmingen (dl). Auf den Krankenhäusern lastet ein hoher ökonomischer Druck. Die Kosten-Erlös-Schere klafft immer weiter auseinander. Die Konsequenz: Immer mehr Häuser fusionieren. Welche Vorteile das bringen kann, aber auch welche Risiken dahinterstecken, schilderte Christian Egle von der weltweit agierenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young bei einem Vortragsabend des Fördervereins des Klinikum Memmingen.

„Die sich wandelnde Krankenhauslandschaft in Deutschland ist einem stetig wachsenden ökonomischen Druck ausgesetzt“, schilderte Wirtschaftsprüfer Christian Egle, Leiter des Bereichs Gesundheit bei Ernst & Young. Die Konkurrenz durch private Klinikketten nehme zu, der Investitionsdruck steige aufgrund immer komplexerer Therapien und die Sicherstellung des Versorgungsauftrages der Bevölkerung stehe oft in einem Spannungsfeld zur Wirtschaftlichkeit. „Zudem fehlt die Bereitschaft der öffentlichen Hand zu Subventionen.“ Deswegen sei im Krankenhaussektor der Druck zu fusionieren größer denn je.

Allerdings sei eine Fusion kein Selbstläufer: „Großes Problem ist oft: Zwei Unternehmen fusionieren, aber es ändert sich nichts. Doppelstrukturen werden beibehalten. In dem neuen Unternehmen bestehen zwei eigene Unternehmen fort.“ Die Strukturen und das Leistungsspektrum müssten aber angepasst werden. „Sonst wird eine Fusion scheitern.“ Egle bezieht sich in seinen Ausführungen eigenen Angaben zufolge bewusst nicht auf die Situation in der Region, wo seit längerem über eine Fusion des Klinikum Memmingen mit den Kreiskliniken Unterallgäu diskutiert wird.

"Signifikante Quote von gescheiterten Zusammenschlüssen“

In der Wirtschaft würden nur rund 20 Prozent der Fusionen die gesetzten Ziele erreichen. „Und auch im Krankenhausbereich existiert eine signifikante Quote von gescheiterten Zusammenschlüssen.“

Deswegen müsse die strategische Planung und operative Umsetzung von Fusionen gut durchdacht sein: „Fusionen sind dann erfolgreich, wenn ein zwischen den Fusionspartnern abgestimmtes medizinisches Konzept erstellt wird“, so Egle. „Nicht jeder Standort wird nach der Fusion das gleiche machen wir vorher.“ Jedes Krankenhaus brauche ein spezielles Portfolio, für das es stehe und an dem es erkannt werde.

„Die zentrale und schwierigste Aufgabe dabei: Sie müssen in der Ärzteschaft eine Einigkeit über das neue Leistungsspektrum erzielen und die Mitarbeiter müssen die Fusion verstehen: Kommunikation spielt hier eine entscheidende Rolle.“

Vorteile gelungener Fusionen

Ist das erreicht, könne eine Fusion verschiedene Vorteile bringen: Strukturen müssten nicht mehr doppelt vorgehalten und die vorhandene Infrastruktur könne intensiver genutzt werden, die Medizingerätetechnik sei durch mehr Patientenzahlen besser ausgelastet, der Einkauf von neuen Großgeräten werde erleichtert.

Vorsitzender des Klinikfördervereins wirbt um neue Mitglieder

Auch im Klinikum Memmingen könnten nicht alle Dinge, die wünschenswert wären, aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, betonte der Vorsitzende des 1995 gegründeten Vereins der Freunde und Förderer Klinikum Memmingen e.V., Thomas Munding, der beim Vortragsabend um neue Mitglieder warb: „Das Thema Krankenhaus geht uns alle an.“ Ein leistungsfähiges und attraktives Krankenhaus wie das Klinikum Memmingen sei enorm wichtig für die heimatnahe medizinische Versorgung, so der Diplom-Volkswirt und Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim.

Durch Spendengelder konnte laut Munding die Anschub- und Zwischenfinanzierung für moderne medizinische Geräte übernommen werden, für die keine Gelder zur Verfügung standen. Auch hat der Verein beispielsweise die kindgerechte Ausstattung der Kinderklinik mit rund 25.000 Euro vorangetrieben, ebenso die Ausgestaltung der Tagesklinik der Kinderklinik sowie die wohnliche Einrichtung der Palliativstation für unheilbar kranke Menschen (7.500 Euro).

Förderverein Kontakt:

Verein der Freunde u. Förderer Klinikum Memmingen e.V., Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Albrecht Pfeiffer, Bismarckstraße 23, 87700 Memmingen.

Mitgliedschaft ab einem Jahresbeitrag in Höhe von 50 Euro.

Bankverbindung:
Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim,
IBAN: DE66 7315 0000 0000 2107 40.
BIC: BYLADEM1MLM

Unser Titelbild: Sprach über die Chancen und Risiken von Krankenhausfusionen: Wirtschaftsprüfer Christian Egle. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen