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Zu wenig Austausch zwischen Jung und Alt: Liberales Forum zum Thema "Generationengerechtigkeit"

veröffentlicht am 01.12.2016
FDP

Beim Liberalen Forum im "Weinkuhlt" (v. l.): Dr. Lukas Köhler, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Bayern; Gisela Bock, Landesvorsitzende der Liberalen Senioren in Bayern (LiS), FDP- Kreisvorsitzende Heike Schalk und Moderator Jonas Flott. Foto: Sonnleitner

Memmingen (dl/as). Beim letzten diesjährigen „Liberalen Forum“ des FDP-Kreisverbands Memmingen im „Weinkuhlt“ auf Gut Westerhart ging es um Generationengerechtigkeit. Als Referenten konnten die Landesvorsitzende der Liberalen Senioren in Bayern (LiS), Gisela Bock, und der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen Bayern, Dr. Lukas Köhler, gewonnen werden.

In ihrer Begrüßung ging die FDP- Kreisvorsitzende Heike Schalk auf die demografische Entwicklung ein. Demnach lag der Anteil der bis 20-Jährigen in 2013 bei 18 Prozent, über 65 Jahre alt waren 21 Prozent der Menschen in Deutschland. Im Jahr 2060 wird der Anteil der unter 20-Jährigen voraussichtlich bei 16 Prozent liegen, während etwa 33 Prozent der Bevölkerung (laut Statistischem Bundesamt) über 65 Jahre alt sein werden. Das bedeutet etwa zehn Millionen ältere Menschen mehr als heute. Deutschland wird also auf Zuwanderung angewiesen sein.

In ihrer Einführung ging Gisela Bock auf einige Probleme und Anliegen des Älterwerdens ein wie verlässliche Gesundheitsversorgung und flexiblere Altersgrenzen für Arbeit. Dazu gehört auch der Wunsch, so lang wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Altersdiskriminierung in Politik, Gesellschaft und Arbeitswelt

Ein großes Thema sei die Altersdiskriminierung, so Bock. Es gäbe immer noch Vorbehalte in Politik, Gesellschaft und Arbeitswelt, betagte Menschen in bestimmten Bereichen einzusetzen. "Die Lebensleistung und Lebenserfahrung der älteren Generation wird häufig nicht adäquat anerkannt und damit nicht oder zu wenig genutzt", beklagte Gisela Bock.

An verschiedenen Orten wird inzwischen ein Zusammenleben von Alt und Jung praktiziert, beispielsweise in Mehrgenerationenhäusern. Auch der Einsatz älterer Menschen im Ehrenamt bekommt mehr Gewicht. Grundgedanke dabei ist, dass sich die unterschiedlichen Generationen gegenseitig helfen - die Jungen den Alten z.B. bei der Nutzung moderner Technik, die Älteren den Jungen z.B. beim Einstieg in den Beruf (Erstellen von Bewerbungen usw.).

Familiärer Zusammenhalt rückläufig

Dr. Lukas Köhler beschäftigt sich als Geschäftsführer des Zentrums für Umweltethik und -bildung an der Hochschule München mit dem Generationenkonflikt. Er wies darauf hin, dass sich die Gesellschaft auf Grund von zunehmender Mobilität verändert. Die frühere Wohnsituation mit drei oder manchmal vier Generationen „unter einem Dach“, die sich gegenseitig unterstützt haben, besteht kaum noch. Die unterschiedlichen Proritäten der Generationen und die zunehmende räumliche Flexibilität, die der Arbeitsmarkt erfordert, bedingt, dass Familien weit verstreut voneinander leben. Doch dank besserer Gesundheitsvorsorge und eines gestiegenen Gesundheitsbewusstseins seien viele Menschen zunehmenden Alters fit und suchten eine Beschäftigung und Herausforderung außerhalb ihrer vier Wände - auch, um in Kontakt mit anderen zu bleiben, so Köhler.

Desinteresse junger Menschen an Parteipolitik

Das politische Interesse der älteren Bevölkerung sei zudem nachweislich sehr groß, wie man auch an der Wahlbeteiligung erkennen könne, so Köhler. Diese Ressource gälte es stärker zu nutzen. Junge Menschen hätten zwar teilweise ebenfalls Interesse an der Politik, allerdings weniger an politischen Parteien und beteiligten sich demnach nur marginal an Wahlen.

In der abschließenden Diskussion kam hauptsächlich zur Sprache, wie man junge Leute wieder zum politischen Gestalten anregen, die Stärken der Älteren für die Gesellschaft mehr nutzen und damit auch das Zusammenleben von Jung und Alt verbessern kann. Es handele sich um ein komplexes Thema, das allerdings noch "in den Kinderschuhen steckt", so das Fazit von Heike Schalk.

Das „Liberale Forum“ des FDP-Kreisverbandes Memmingen wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt.