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Zickige Jungfrau mit Plastik-Jesus - "Der Messias" auf der Foyerbühne

veröffentlicht am 15.12.2016
Messias

Ein perfektes Paar, dem nichts heilig ist: Als Erzengel Gabriel umgarnt Theo (Fridtjof Stolzenwald) Maria bzw. Bernie (Sandro Sutalo). Das Vorschaubild zeigt die beiden als König Caspar (mit Burger-King-Krone) und Herodes. Fotos: Monika Forster/Landestheater Schwaben

Memmingen (as). Mit der Weihnachts- und Silvesterkomödie "Der Messias" ist derzeit ein schrullig-schräges Stück Theater auf der Foyerbühne des Stadttheaters zu sehen. Fridtjof Stolzenwand und Sandro Sutalo erweisen sich in Patrick Barlows irrwitziger Weihnachtskomödie als traumhaft komisches Komödien-Duo.

„Kommet ihr Hirten“, dröhnt es aus dem Ghettoblaster. Und da sind sie auch schon: Theodor Stolze-Stadermann (Fridtjof Stolzenwand) und sein jüngerer Kollege Bernhard (Sandro Sutalo), zwei Schauspieler der  „Abendländischen Bühne Amendingen“, die auf dem Höhepunkt ihres darstellerischen Sendungsbewusstseins ins Morgenland ziehen.

Die Weihnachtsgeschichte wollen sie spielen doch von Anfang an geht einiges schief, angefangen bei der kapriziösen Bühnenkollegin Erna Timm  (Elisabeth Hütter), die just verschwunden ist, als der windig improvisierte Vorhang aufgeht.

Zickige Jungfrau mit Plastik-Jesus - "Der Messias" auf der Foyerbühne

Für Glanz in der Hütte zu Jesu Geburt erhöhte sorgt die hysterische Operndiva, Bauchtänzerin und Engelsgestalt Erna Timm die, als sie endlich den Weg zur Bühne gefunden hat, aus dem Rampenlicht nicht mehr weichen will.

Überhaupt hapert es Theo und Bernie an Mitteln, nicht jedoch an Einfällen und so bestreiten die beiden ihre kultische Vorführung mit wenigen selbst gebastelten Requisiten wie Pappkronen und wattebauschigen Flügeln. Eine multifunktionale Reisetruhe dient Maria als Reittier und dem blutrünstigen Despoten Herodes als Einstieg in die Katakomben. (Absolut stimmige Ausstattung und Bühnenbild: Ulrich Leitner .)

Doch meist funktioniert das Spiel im Spiel auch ganz ohne Requisiten. Zum Beispiel, wenn Theo und Bernie  als zwei Römer in Westernmanier geräusch-malerisch auf ihren imaginären Schlachtrössern durch die Wüste traben. Und wenn der stämmige Bernie zur zarten, wenn auch angezickten, Jungfrau Maria mutiert, bedeckt er sein Haupt kurzerhand ganz züchtig mit seiner Jacke.

Maria und Josef im  Beziehungsfrust

In fliegendem Wechsel schlüpfen die hochmotivierten Darsteller in sämtliche Gestalten, die in ihrer etwas wirren Fassung der Weihnachtsgeschichte durch die Wüste geistern. Hauptsächlich wären dies die motzige Maria und der stoffelige Josef als beziehungsgefrustetes Paar kurz vor dem Rosenkrieg, der blutrünstig-despotische Herodes - die Heiligen drei Könige sind natürlich auch mit von der Partie. Sogar Gottvater höchstselbst kommt hinter dem Vorhang zu Wort. Und Theo spielt mit Hingabe den flatterhaften Engel Gabriel, der die junge Maria lüstern umtänzelt.

Aufgrund akuten Darsteller mangels muss natürlich auch das Publikum ran, und zwar als Stimme des Volkes in der „City of Nazareth“, die dem Kaiser contra gibt mit „historisch beglaubigten“ Zwischenrufen wie „Verpiss Dich!“ und „Scheiß Kaiser!“.

Zur Komik der Szenen tragen auch die herrlich schwülstige und bildreiche Sprache der von Theo vorgetragenen Erzählpassagen und vor allem die „international verständliche Körpersprache“ der Theatertiere Theo und Bernie bei, will sagen: Ihre Mimik und Gestik ist absolut und gnadenlos raumfüllend. Bernie ist so in seinem satirischen Element, dass er selbst vor einem Stangentanz am Sternenstab von König Caspar nicht zurückschreckt.

Mit dem Navi nach Bethlehem

Natürlich nehmen die beiden auch jede Menge Gegenwärtiges und Lokales mit in den Orient wie den schwäbelnden König Caspar oder die Stimme des Navis, die der hochschwangeren Maria und dem genervten Josef den Weg nach Bethlehem weist.

Theo und Bernie sind so überdreht, dass sie immer wieder aus ihren Rollen purzeln und dabei – recht unvermittelt – in private Betrachtungen und Krisen abdriften oder von ihren spirituellen Erfahrungen im Teutoburger Wald erzählen.  Zwischendrin gibt es auch mal Streit, aber eigentlich haben sie sich doch sehr lieb.

Das erkennt das urkomische Paar gerade noch rechtzeitig, denn die beiden Freunde driften unaufhaltsam auf den Höhepunkt ihrer Darbietung zu, der zugleich eine Uraufführung darstellt: „Die jungfräuliche Geburt eines Babys, dargestellt von zwei Männer“ - wobei Bernie in den blutbefleckten Metzgerkittel der rauchenden Hebamme schlüpft.

Peter Kesten hat einen herrlich überdrehten, schräg-schmarrigen Weihnachtsauflauf à la Monty Python inszeniert. Vor Risiken und Nebenwirkungen sei gewarnt: Nicht jeder findet es komisch, wenn die wichtigste Geschichte der Menschheit zu witzigsten Geschichte der Menschheit wird  - und das Jesuskind zur Plastikpuppe, die Bernie sich - wenn auch liebevoll - an die behaarte Brust legt. Wen englischer Humor in teil-schwäbischer Adaption nicht schreckt, dem sei das Stück empfohlen.

Weitere  Vorführungen am 16. Dezember, 20 Uhr, und am 18. und 31. Dezember, jeweils 19 Uhr, sowie am 6. Januar und am 8. März, jeweils 20 Uhr.

Auch an Silvester ...

Der Messias wird um 19 Uhr am Silvesterabend im Großen Haus gezeigt. Ab 20.30 Uhr startet dann eine große Party im Haus mit DJane Linda aus Berlin. Dazu bietet der Food Market an einzelnen Ständen zahlreiche Speisen, Leckereien und Getränke an. Es besteht auch die Möglichkeit, das Silvestermenü in Breckel’s Brasserie zu genießen.

Um 23 Uhr folgt dann im Großen Haus mit einem absoluten Kultklassiker und Silvesterkracher die zweite Aufführung des Abends: „Dinner for One“.  

Tickets für die Vorstellung „Der Messias“  inklusive Sektempfang, Party und "Dinner for one" gibt es für 44,39, 34 und 29 Euro, für die Party mit „Dinner for one“ für 15 Euro. Die Karten sind erhältlich an der Theaterkasse, Telefon 08331 / 94 59 16, oder unter vorverkauf@landestheater-schwaben.de