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Zeitreise durch Memminger Frauengeschichten

Besondere Stadtführung hat ausgewählte Biografien in Szene gesetzt

veröffentlicht am 16.07.2024
Stadtführung Frauengeschichtswerkstatt 2024_1

Maria Denzler, in einem Originalkleid von Liselotte Hauser, ließ die berühmte Modeschöpferin in einer Szene mit ihrem Ehemann Karl Hauser, gespielt von Carl-Hasan Lening, nochmals lebendig werden. Fotos: Svenja Gropper

Memmingen (sg). Dieses Jahr feiert die Frauengeschichtswerkstatt 30-jähriges Bestehen und kann mittlerweile eine Sammlung von fast 130 Lebensbildern ganz unterschiedlicher Memminger Frauen vorweisen. Fünf davon wurden nun zum Jubiläum bei einem Stadtrundgang gemeinsam mit dem Spielclub des Landestheaters Schwaben zum Leben erweckt.

Rund 150 Gäste ließen sich in zwei Gruppen auf eine kurzweilige Zeitreise von den 1920er Jahren bis in die 2000er mitnehmen. Diese besondere Stadtführung mit Szenen, die bis ins Detail sehr gut und an den passenden Orten inszeniert waren, erntete großen Zuspruch und Applaus. Das brillante Schauspiel nahm das Publikum jeweils für wenige Minuten mit in die damalige Zeit und hat nicht zuletzt auch fast vergessenen Memminger Frauen eine grandiose Bühne geboten.

Kunst und Wein

An der ersten Station auf einer kleinen Brücke am Stadtbach wartete die Grafikerin und Malerin Bettina Demmel (1957 bis 2013), gespielt von Slavica Gerstlauer. Demmel war nicht nur eine außergewöhnliche Künstlerin, sie schaffte es auch durch ihre Kunstschule Kinder und Jugendliche für Kunst zu begeistern und ihre Werke im öffentlichen Raum auszustellen.

Bei der Weinstube in der Hofgasse nahm die Galeristin und Wirtin Ursula Myka (1939 bis 1990), gespielt von Margit Gerblinger, die Gruppe in Empfang. „Die Hofgasse“ war 1981 zu ihrer Berufung geworden – dort stellten lokale, aber auch überregionale Künstler gerne aus und schätzen ihre Gastfreundschaft.

Mode, Kunst und Arbeit

In einem Originalkleid der international bekannten Modeschöpferin Liselotte Hauser (1912 bis 2004) ließ Maria Denzler diese nochmals lebendig werden. In einer Szene mit ihrem Ehemann ging es um die Ausstattung der damaligen First Lady Mildred Scheel für einen Fernsehauftritt – ein wichtiger Meilenstein ihrer gemeinsamen Karriere. Der deutsche „Boutique- Stil“ wurde von Hauser kreiert und erreichte in der modeinteressierten, auf höchste Qualität ausgerichteten Damenwelt, größte Anerkennung. „Mode, Kunst und Arbeit“ bestimmten ihr Leben, so in der Anzeige anlässlich ihres Todes mit 91 Jahren.

Die „vergessene Stadträtin“

Eine der ersten beiden Memminger Stadträtinnen war Antonie Egn (1882 bis 1948), gespielt von Monika Dörr, deren Name nur in den Protokollen der damaligen Stadtratssitzungen zu finden ist, aber in der damaligen Presse nicht auftauchte. Obwohl sie in den 1920er Jahren sozial unglaublich engagiert war, u.a. das Jugendamt und die AWO in Memmingen mitgründete und dafür sorgte, dass alle Schulkinder mittags eine warme Mahlzeit bekamen. An der vierten Station der Stadtführung war sie im Gespräch mit ihrem Ehemann Hans Egn, gespielt von Frank Dolp – beide trotz großem Engagement zur „Stabilisierung der jungen Republik“ auch mit besorgtem Blick auf die sich abzeichnende Erstarkung der rechtsextremen NSDAP.

Vorhang auf

An der fünften und letzten Station, vor dem heutigen Landestheater Schwaben, wartete die deutschlandweit anerkannte Schauspielerin Ella Heyn (1902 bis 1993), gespielt von Michi Schmidt, auf das Publikum der Stadtführung, um Anekdoten aus ihrem Theateralltag zu erzählen. Nach Memmingen kam Heyn in den 1960er Jahren und verkörperte mit großer Spielfreude vielfältige Rollen.