Ob der Spagat geling? Stefanie Millinger aus Salzburg kanns zumindest, die Finalistin der RTL-Show „Das
Supertalent“ 2017 begeisterte mit ihrer Akrobatik die Gäste. Fotos: Radeck
Vor über 320 geladenen Gästen betrachtete der Philosoph die Digitalisierung aus mehreren Blickwinkeln. „Ein Monster sei die fortschreitende Digitalisierung nicht“, erklärte der 63-Jährige, der seit 2004 an der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrt, gleich zu Beginn seines kurzweiligen Referates. Vielmehr mahnte er dazu, eine realistische Betrachtungsweise anzuwenden und erinnerte beispielsweise an die Geschichte der Industrialisierung. Hysterische Reaktionen auf neue Techniken seien schon immer falsch gewesen und hätten sich auch nie bewahrheitet.
In vier Punkten ging Nida-Rümelin auf die Kombination der Digitalisierung mit Ökonomie, Bildung, Kommunikation und Ethik ein. „Machen Sie ihren Mitarbeitern beim Thema Digitalisierung keine Angst“, vielmehr gelte es, deutlich zu machen, dass damit zum Unternehmenserfolg und somit zur Verbesserung des Lebens beitragen werden könne.
Völlig ungerechtfertigt sei, dass Deutschland den Anschluss verpasst habe. Zwar hat Silicon Valley bei den Social Media die Nase klar vorn, aber Deutschlands sei für die Industrie 4.0 und für den erfolgreichen Einsatz der Digitalisierung in der Industrie bestens gerüstet. „Unsere Fachkräfte sind ideale Bedingungen für eine starke Ökonomie, in der die Digitalisierung zur Produktivität beisteuern kann“. Das 80-Millionen-Einwohnerland Deutschland ist mit seiner Außenwirtschaftsleistung führend in der Welt.
Digitale Bildung sei wichtig, aber es gelte auch, den Spagat zu finden. Einerseits sind mittels Internet schnelle Informationen aller Art verfügbar, andererseits müsse den Schüler/Innen mehr Zeit für eigenes Denken gegeben werden. Nur so werde eine eigenständige und unabhängige Urteilskraft möglich gemacht.
Es liege an uns selbst, die digitalen Technologien und neuen Medien einsetzen: „Zur Stärkung der Demokratie“ oder zur Überwachung und Entmündigung. Wie es etwa in China oder zum Teil in Russland geschehe.
Die Verantwortung dürfe nicht an Simulationen abgetreten werden. Digitale Systeme müssen genutzt werden, „unser Leben zu verbessern – durch konsequenten Einsatz zugunsten unserer menschlichen Interessen“.
Dialog zum Thema
Im Anschluss an seinen Vortrag führte Maxi Weiss von den Wirtschaftsjunioren Memmingen-Unterallgäu ein Gespräch zwischen Professor Dr. Julian Nida-Rümelin und Gerhard Pfeifer, dem stellvertretenden Präsidenten der IHK Schwaben zum Thema.
Beide waren sich in ihrer Kritik einig, dass die digitale Infrastruktur den großen Internetkonzernen überlassen wurde. Im Vergleich wurden die Industrienormen im 19. Jahrhundert von der Politik verantwortet.
Pfeifer kandidiert nicht mehr für den Vorsitz
Im Rahmen des Podiumsgesprächs kündigte Gerhard Pfeifer an, dass er bei der diesjährigen IHK-Wahl nicht mehr für den Vorsitz der Regionalversammlung kandidieren werde.Unser Vorschaubild zeigt von links: Gerhard Pfeifer, den Moderator des Abends Heinz Wendel sowie Heinrich Grieshaber, Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben.