Wünschen wir uns nicht alle an manchen Tagen einen Löwen zum Kuscheln? Jemanden, der uns Hoffnung spendet und immer für uns da ist, wenn wir ihn brauchen. Foto: © Forster
Memmingen (nvr). Das lebhafte, herzergreifende Stück „Löwenherzen“ am Jungen Landestheater bietet eine Bühne für Kinder in der ganzen Welt – ob in Asien, Afrika und Europa verstreut. Sie alle vereint ein Stofftierlöwe, der zum Hoffnungsträger und Freund wird – und zugleich kritisch die festgefahrenen Mechanismen einer durch Erwachsene geprägten Welt beleuchtet.
Anand wünscht sich nichts sehnlicher als in einem großen Zirkus ein noch viel größerer Zauberer zu werden. Doch die Realität sieht anders aus. Sein Vater ist verstorben. Seine Mutter muss „im Haus der Freude ihren Bauch vermieten“. Und er muss in einer bengalischen Fabrik Stofflöwen nähen, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Hoffnung und Freude spendet ihm lediglich ein zum Leben erwachter Stofftierlöwe mit schiefem Auge. Diesen schickt er auf eine große Weltreise. Er soll einen Brief an Gott in Europa übergeben. Schließlich gibt es dort keine Slums, jede Menge leckere Schokolade und wohlduftendes Klopapier…
Der Löwe lernt in dem Stück verschiedenen Kindern aus den unterschiedlichsten Ländern kennenlernen, die zum Teil unter Bedingungen leben müssen, die das Kindsein schwer machen. Dabei begegnet er Angst, Streit, Hass, Flucht, Einsamkeit, Kommerz und nicht zuletzt Kinderarbeit. Als der Stofftierlöwe schließlich völlig erschöpft zu Anand zurückkehrt, hat sich dort einiges geändert.
Ein Stück für Jung und Alt
Höchst beachtlich wird die berührende Geschichte von den Leistungen der Darsteller Linda Prinz, Delia Rachel Bauen und Tim Woody Haake untermauert. Dem jungen Publikum wird nicht mit gehobenem Finger gezeigt, was richtig und falsch läuft in der Welt. Vielmehr erfahren sie auf eine emotionale und phantastische Art und Weise, wie mutig und tapfer Kinder auf der ganzen Welt sind, trotz der Gefahren, die auf sie lauern.
Generationsübergreifend ist das Stück von Nino Haratischwili, da es auch das erwachsene Publikum daran erinnert, die Welt öfter aus der Perspektive eines Kindes zu sehen. Zu erkennen, welche großen Taten die Kleinsten vollbringen. Und letztendlich auch zu „Kuscheltierlöwen“ mit großen Herzen zu werden, die ihren Schützlingen Halt, Schutz und Freude bieten.