Beim Festakt zum 70-jährigen Bestehen von Stadtjugendring Memmingen und Kreisjugendring Unterallgäu (v.li.): Stadtarchivar Christoph Engelhard, Jürgen Hellemann (Vorsitzender SJR), Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, stellv. Landrätin Marlene Preißinger, Matthias Fack (Präsident BJR), Markus Grauer (Vorsitzender KJR). Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Genau 70 Jahre
nach seiner Gründung am 20. Mai 1946 feierten die erst seit 1963 getrennten
Organisationen Stadtjugendring (SJR) Memmingen und Kreisjugendring (KJR)
Unterallgäu im Rathaus ihr gemeinsames Jubiläum. Dabei ging der Blick
zurück zu den gemeinsamen Wurzeln, aber auch aktuelle Aufgaben und
Perspektiven standen im Fokus.
In seiner Begrüßung der Festgäste, unter denen sich Vertreter zahlreicher
Jugendeinrichtungen und Bürgermeister des Landkreises befanden, hob
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Bedeutung beider Einrichtungen für
Stadt und Landkreis hervor.
Als "Sprachrohr und Anwalt der Jugend" förderten diese die Entwicklung
zur Mündigkeit und die individuelle Entfaltung, so die
stellvertretende Landrätin Marlene Preißinger, die den Glückwunsch des
Landkreises überbrachte. „799 Veranstaltungen im letzten Jahr mit 21.000
Teilnehmern sprechen für Einsatz und Kompetenz der Mitarbeiter“, so Preißinger.
„Wir sind stolz auf Euch!“
Der Präsident des Bayerischen Jugendringes, Matthias Fack, erinnerte an die Motive, welche die US-amerikanischen Besatzer in der frühen Nachkriegszeit mit ihren „German Youth Activities“ verbanden: Eine Umerziehung der im Nationalsozialismus aufgewachsenen Kinder und Jugendlichen im Sinne einer „Demokratisierung von unten“. „Heute ist es die Fragestellung der Integration, die uns alle antreiben muss“, so Fack.
Mit gewachsenem Personal und sehr viel Engagement und Freude habe man sich den Aufgaben gewidmet, zu denen neben der Förderung verbandlicher auch die offene Jugendarbeit gehört, berichtete der Kreisjugendvorsitzende Markus Grauer. Neben der außerschulischen Bildung engagiere man sich aktuell in der Mittagsbetreuung von Schulen und biete auch ganztägige Ferienbetreuung an.
„German Youth Activities“
Anhand von Archivmaterial referierte Stadtarchivar Christoph
Engelhard die Geschichte des Kreisjugendringes. Engelhard ging dabei zu den
Ursprüngen in den „German Youth Activities“ (GYA) unter Einfluss der US-Militärregierung
zurück. Anhand von Quellen schilderte er die Diskussion der damaligen
kommunalen Volksvertreter über die Schäden der nationalsozialistischen
Erziehung. „Die Jugend auf dem Land wuchs
wild auf und hatte keine Bücher. Und dann kam der Einfluss der Nazis“, erklärte
Engelhard.
1950 gab es bereits 23 städtische Gruppen und 26 im Landkreis. Kurz darauf, 1951, wurden die GYA aufgelöst und "nach siebenjährigem Vakuum" der Kreisjugendring 1961 neu konzipiert. 1963 beschloss man die Gründung des Stadtjugendrings,. Bereits am 1. April 1948, als die Stadt Memmingen ihre Kreisfreiheit wieder erlangte, hatte man die Trennung von Kreis und Stadtjugendring erwogen, doch damals mit Hinweis auf die Doppelstruktur abgelehnt.
Musikalisch wurde der Festakt durch die Gesangsdarbietungen von SJR-Vorstandsmitglied Philipp Krenn gestaltet. Gekonnt schlüpfte er in Rollen aus den Musicals "Tarzan" und "Rocky" und erhielt begeisterten Applaus. (Titelfoto)
Info: Dem Stadtjugendring Memmingen unter Vorsitz von Jürgen Hellemann gehören nahezu 90 örtliche Jugendgruppen an; die einzelnen Jugendgruppen werden von ca. 300 Jugendleitern bzw. Mitarbeitern der Jugendarbeit betreut. Als Sprachrohr der städtischen Jugend vertritt der SJR die Belange aller Jugendlichen gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung, z.B. durch Einflussnahme auf die Jugendpolitik der Kommunen und durch Öffentlichkeitsarbeit.