Memmingen (rad). In Memmingen lebt es sich relativ sicher – das ist das Ergebnis eines Gesprächs des Lokale-Herausgebers Wolfgang Radeck mit Vertretern der Memminger Polizeidienststelle. Anlass der Nachfrage war die zunehmende Zahl an Asylbewerbern im hiesigen Raum vor dem Hintergrund der Vorkommnisse in Köln und anderen Großstädten an Silvester und die damit gewachsene Verunsicherung der Bevölkerung.
„Wir sind hier nicht in Köln“, lautete die erste Aussage der beiden Gesprächspartner, Winfried Dorn (stv. Dienststellenleiter in Memmingen) und Jochen Glaser, dem Leiter für „Ordnungs- und Schutzaufgaben“.
Die beiden Ordnungshüter berichteten von einer „nicht nennenswerten“ Erhöhung der Delikte. Und ob diese auf Asylanten bzw. Asylsuchende zurückzuführen seien, darauf gebe der Trend der vorliegenden Fallzahlen keine Hinweise. „Im Bereich der Unterkünfte habe es schon Übergriffe gegeben, allerdings nur unter den Bewohnern. Bis auf den Flaschenwurf gegen die Feuerwehr wurde uns von keinen Angriffen gegen Kräfte von Hilfsorganisationen oder andere Menschen berichtet“, erklärt Winfried Dorn. Dies gelte auch andersherum: Übergriffe auf Asylsuchende aus der sogenannten rechten Szene seien nicht gemeldet worden. „Hier leistet das Kommissariat Staatsschutz bei der Kriminalpolizei Memmingen gute Arbeit“, sieht Glaser diesbezüglich keine Probleme.
Spürbare Verunsicherung
Dennoch, eine Verunsicherung der Bevölkerung sei hier zu Lande spürbar. Auch, weil sich ein großer Teil der Neuankömmlinge gleich wieder „auf eigene Faust“ in Deutschland durchschlage, faktisch also „verschwunden“ sei. Diese Verunsicherung birgt laut Dorn eine bisweilen unterschätzte Gefahr, nämlich die zunehmende Bildung sogenannter Bürgerwehren. „Da bewegen sich die Menschen auf einem sehr schmalen Grat. Die bessere Lösung wäre, innerhalb einer Sicherheitswacht, die von der Polizei betreut wird, Verantwortung für das Gemeinwohl zu tragen. In einer 40-stündigen Ausbildung sowie in regelmäßigen Fortbildungen werden die rechtlichen Grundlagen und praktischen Hinweise für das Einschreiten vermittelt“, erklärt Glaser.
Einsatzaufkommen unverändert
Zurück zur allgemeinen Situation in Memmingen. Vor Ort sei der Anteil des Einsatzaufkommens der Polizei trotz der weiter zunehmenden Zahl an Neuankömmlingen in etwa gleich geblieben. „Nach wie vor geschehen die meisten Körperverletzungsdelikte in Memmingen freitags und samstags in der Nacht“, so Dorn weiter. Diese würden aber nicht von Flüchtlingen begangen, sondern hingen mit der Memminger Innenstadt- und Sperrzeitproblematik zusammen.
Allerdings wünscht sich der stellvertretende Leiter der Memminger Dienststelle durchaus Unterstützung. Zum einen durch eine konsequente Politik sowie durch konsequentere Auslegung der rechtlichen Mittel. Und nicht zuletzt auch durch personelle Entlastung. „Der G7-Gipfel in Elmau im vergangenen Jahr und die Sportveranstaltungen in Memmingen belasten uns gewaltig“, sagt Dorn abschließend und ergänzt, „dass Polizeipersonal nun mal nicht von heute auf morgen einfach aufgestockt werden kann“. Mindestens drei Jahre dauert die Ausbildung, ehe die jungen Frauen und Männer an den Dienststellen eingesetzt werden können.
SICHERHEITSWACHT – Arbeit für das Gemeinwohl
Gesucht werden Bürger mit Verantwortung zwischen 18 und 60 Jahren.
Sie verfügen über
- eine nachgewiesene, abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung
- einen guten Leumund und Verantwortungsbereitschaft
- durchschnittlich 15 Stunden Zeit im Monat für diese Aufgabe
- einen Wohnsitz am Einsatzort oder in der Nähe oder halten sich dort regelmäßig auf
Mitarbeiter der Sicherheitswacht haben einen Anspruch auf 8 Euro/Stunde Aufwandsentschädigung.
Informationen über weitere Bedingungen und Anforderungen erhalten Sie unter Telefon08331/100-0.