
Memmingen (as). Seit September 2013 arbeiten der Behindertenbeirat und die Stadt Memmingen (im Rahmen der "perspektive memmingen") an einem kommunalen Inklusionsplan, um die UN-Behindertenrechtskonvention auf regionaler Ebene umzusetzen. Im Rahmen eines Pressegesprächs berichteten die Verantwortlichen nun im Sitzungssaal des Rathauses über den aktuellen Stand des „Aktionsplan Inklusion“.
Initiiert von den Diskussionen beim „World Café“ im April letzten Jahres, haben sich fünf Arbeitskreise gebildet, um Projekte in den zentralen Bereichen Wohnen, Freizeit, Mobilität, Kommunikation und Bewusstseinsbildung anzustoßen.
So beschäftige sich der Arbeitskreis „Wohnen“ mit der aktuellen Wohnsituation von Menschen mit Behinderung in Memmingen, erklärte Professor Dr. Markus Jüster von der Hochschule Kempten, der mit der Umsetzung des Inklusiongedanken in Memmingen betraut ist. Durch eine engere Zusammenarbeit der Regens-Wagner-Stiftung und dem Diakonischen Werk mit der MEWO soll das Angebot an dezentralem Wohnraum verbessert werden, um die „Ghettoisierung“ von behinderten Menschen durch Unterbringung in speziellen Heimen zu durchbrechen. Durch die Zusammenarbeit mit der MEWO seien bereits drei barrierefreie Spielplätze im Westen der Stadt entstanden. Im Bereich „Mobilität“ haben bereits erste Schulungen wie ein Rollatortraining in Bussen stattgefunden.
Der Arbeitskreis „Freizeit“ will bestehende Angebote des Stadtjugendrings und der Regens-Wagner-Stiftung vernetzen und gemeinsame Initiativen für Menschen mit und ohne Handicap entwickeln. Angedacht sind Kino-, Musik- und Kultur-veranstaltungen. So fand im April diesen Jahres das Projekt „Kunst trotz(t) Demenz“ statt. im Herbst zeigt das Kaminwerk im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Bewusstseinsbildung“ einen Film zum Touret-Syndrom. Geplant ist auch der Diavortrag eines Fotografen, der mit dem Rollstuhl Indien bereiste. - “Inklusion beginnt im Kopf“, erklärte Regina Sproll, stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirates, warum das Thema Bewusstseinsbildung zentral wichtig sei.
Anliegen des Implosionsprozesses ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Menschen mit Handicap in die Gesellschaft integriert werden können. Hierzu soll das vor Ort bereits vorhandene Netzwerk aus Organisationen, Haupt- und Ehrenamtlichen weiter ausgebaut werden. Vor allem in Memmingen seien gute Voraussetzungen gegeben durch den seit Jahren erfolgreich arbeiteten Behindertenbeirat, der in Zukunft stärker mit dem so Seniorenbeirat zusammenarbeiten will. „Wir sind bewusstseinstechnisch voraus“, erläuterte die Vorsitzende des Behindertenbeirates Verena Gotzes.
Die Inklusion helfen nicht nur einer kleinen Gruppe von Menschen, sondern bedeute höhere Lebensqualität für alle nicht zuletzt in Hinblick auf die Überalterung der Gesellschaft. „Es ist für alle von Vorteil, wenn die Dinge des Alltags leichter zugänglich“, so Sproll. Jüster erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass 97 Prozent aller Behinderungen sind im Laufe des Lebens erworben werden.
Das dreijährige Projekt, das im Herbst 2016 endet, soll einen kontinuierlichen Umgestaltungsprozess unter Beteiligung der Bürger anstoßen. Denn: „Inklusion kann nicht verordnet werden, Inklusion muss von allen Beteiligten gelebt werden“, erklärte Alexandra Störl von der "perspektive memmingen".