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„Wir müssen handeln, sonst wird es dramatisch“

ÖDP-Spitzenkandidat Buchberger zeigt Auswege aus dem Energie-Dilemma

veröffentlicht am 15.07.2018
„Wir müssen handeln, sonst wird es dramatisch“

Fünf vor zwölf: Buchberger, ÖDP-Landtagsdirektkandidat und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, verlangt schnelles und kordiniertes Handeln in Sachen Erneuerbare Energien. Foto: privat

Memmingen (dl). Die Stromversorgung in Bayern steht mit der Abschaltung der Atomkraftwerke auf tönernen Füßen, da der Bau von Stromtrassen durch die Bayerische Staatsregierung lange Zeit blockiert wurde. Die Industrie warnt vor einem Stromengpass. Die EU droht mit einer Aufteilung der Netze und somit höheren Netzgebühren für die Bürger. Auswege aus diesem Dilemma zeigt der ÖDP-Spitzenkandidat Prof. Dr.-Ing. Buchberger auf.  Ein Feuerwerk an Information und kreativen Ideen rund um das Thema „Energie“ präsentierte er den Zuhörern im Konferenzraum der Stadthalle Memmingen.

Zu Beginn seines Vortrags „Sichere und bezahlbare Energie für Bayern“ stellt Buchberger die provokante Frage: „Wie sieht Ihre Energiebilanz aus?“ Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland rangiere im internationalen Vergleich auf Platz 28 und sei trotz mancher Bemühungen immer noch zu hoch. Anhand von Grafiken verdeutlicht Buchberger die schwierige Situation. Die sog. Energiewende sei zwar gut gewollt, aber letztlich schlecht gemacht.

Anschaulich beschreibt Dieter Buchberger die Herkunft der Energie in Bayern und die Probleme vor allem dann, wenn 2022 das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet werde. Das bereits 2011 aufgelegte Bayerische Energiekonzept „Energie innovativ“ sei mit „heißer Nadel“ gestrickt; von den teils guten Ansätzen sei letztlich nur das Papier geblieben. Außer leeren Versprechungen habe Bayern nichts vorzuweisen.

Erneuerbare Energien können Lücke nicht decken

Buchberger spricht von einer „Ladehemmung“ beim Ausbau der Erneuerbaren Energie. Während in Deutschland zwischen 1990 und 2015 der Ausbau um den Faktor 9 gelungen sei, habe Bayern nur den Faktor 3 erreicht. Buchberger: „Was passiert, wenn Gundremmingen Block C 2021 vom Netz geht?“. Er erkennt zwei markante Probleme. Der Stromverbrauch steigt, während sich der Zubau an Erneuerbaren Energien  verlangsamt und nicht zur Deckung der entstehenden Lücke ausreicht.

Bayern verbrauche rein rechnerisch etwa die Hälfte des in Gesamtdeutschland erzeugten Stroms aus Erneuerbaren Energien. Der Streit um die beste Lösung wirke auf ihn dogmatisch und endlos. „Wir müssen handeln, sonst wird es dramatisch“, so Buchberger. Ohne Wenn und Aber spricht er sich für einen Ausbau der regionalen Erzeugungskapazität und für neue Netze aus.

Buchberger formuliert einen ganzen Katalog an Forderungen für Bayern, u.a. die Abschaffung der sog. 10-H-Regelung und den beschleunigten Ausbau der Windenergie. Die Genehmigungsverfahren müssen, wie in Baden Württemberg, standardisiert werden. Staatliche und kommunale Dächer und Flächen für PV-Anlagen sind auszuweisen. Auch die Bürger sollten "ihre Dächer vollmachen".

Alle Akteure in die Pflicht nehmen

Mit „Bayern innovativ“ und „Bayern exzellent“ erdenkt sich Buchberger Förderprogramme, die weit weniger kosten, als der Bau neuer Kraftwerke und Leitungen. Er will alle Akteure in die Pflicht nehmen, die Stadt- und Landesplanung, die Landesgruppe im Bundestag und im Bundesrat sowie alle Nutzer. Nach Buchberger beginnt das Energiesparen an der eigenen Haustüre. Freistaat und Kommunen müssten ihre Vorbildfunktion bei der E-Mobilität nutzen. Bei der Stadt- und Landesplanung sei ein verstärkter Ausbau von Nahwärme-Inseln in Innenstädten mit hybrider Versorgung nötig.

Allergrößtes Augenmerk sei auf die Förderung der Energieeinsparung zu legen durch staatliche Energiesparagenturen, kostenlose Beratung für alle Haushalte mit Energiesparschecks als Naturalleistung. Eine verstärkte Landesförderung für Energie-Effizienz-Maßnahmen sei ebenso unabdingbar wie konkrete und wirksame Maßnahmen zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Buchberger nannte Beispiele für schnelle Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs im Verkehr.

Schnelles und koordiniertes Handeln nötig

Viele Nachfragen befeuerten eine lebhafte Diskussion. Buchberger, der als ÖDP-Landtagsdirektkandidat auch die schwäbische Liste anführt, verteidigte den Atomausstieg trotz seiner Risiken und der ungelösten Entsorgungsfrage. Dass Deutschland seine Klimaschutzziele verfehle, zwinge zu schnellem und koordiniertem Handeln. „Unsere Kinder werden uns nicht danach beurteilen, wieviel Geld, sondern wieviel Energie und Ressourcen wir gespart und in welchem Zustand wir ihre Lebenswelt hinterlassen haben.“ so Buchberger.