Vorwiegend ältere Frauen und auch ein paar männliche Interessierte fanden den Weg ins ehemalige Union-Kino zum Info- und Diskussionsabend des Aktionsbündnisses. Fotos: Sonnleitner
Grünen-Bundespolitikerin Gesine Agena ruft zum Kampf gegen reaktionäre Kräfte auf
Memmingen (as). Beim Aktionsabend "SELBST-BESTIMMT-GERECHT" von Bündnis 90/die Grünen, Attac-Frauen, Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Internationaler Frauentreff und Vorstand des Frauennetzwerkes im ehemaligen Union-Kino ging es um „Frauenbilder im Wandel der Zeit“. Prominente Referentin war Gesine Agena, Frauenpolitische Sprecherin im Bundesvorstand der Grünen.
Von der Vergangenheit in die Gegenwart führte der Abend die knapp 30 Teilnehmer/Innen im ehemaligen Union-Kino. Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer führte durch die aktuelle Ausstellung „He, Fräulein!“ und brachte dabei kuriose Aspekte zutage wie das Lehrerinnen-Zölibat und die Ledigensteuer (erst seit 1951 konnten Lehrerinnen in Westdeutschland eine Familie gründen und weiterhin berufstätig sein).
"Erste zaghafte Frauenquote“
"Haben wir die Gleichstellung von Männer und
Frauen erreicht? Oder müssen wir uns mit einem Rollback
auseinandersetzen?" - in ihrer Standortbestimmung zählte Gesine
Agena Errungenschaften der Gleichstellung auf wie „eine erste zaghafte
Frauenquote“ und das Entgeltgleichstellungsgesetz, dass die Koalition
anstrebt.
Die Gesetze seien aber noch lange nicht ausreichend, zumal die Quote nur
für 100 Großunternehmen gilt
und das Entgeltgleichstellungsgesetz lediglich Unternehmen ab 200
Angestellte betrifft. Die klassischen Frauenberufe in Pflege und
Erziehung
seien nach wie vor schlecht bezahlt.
"Wir sind nicht am Ziel!“
Wir haben viel erreicht, aber wir sind nicht am
Ziel!“, so das Fazit Agenas. Eine große Gefahr in Richtung auf ein Zunichtemachen
schwer erkämpfter Errungenschaften sieht sie in rechten Kräften wie „AfD, Donald
Trump & Co“, die nach dem Motto „Kinder statt Masseneinwanderung“ zurück
wollen zum traditionellen Geschlechterrollenverständnis und Familienbild. Agena
appelliert - nicht nur an die anwesenden Frauen - sich nicht in die Defensive
drängen zu lassen: „Wir müssen diese Herausforderungen annehmen und dürfen keinen
Zentimeter zurückweichen!“.
"Bezahlte und unbezahlte Arbeit teilen"
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde
kritisiert, dass Frauen durch die Erziehungszeit schnell den Anschluss an den
Beruf verpassen und Frauen in gebärfähigem Alter nach wie vor nicht gerne
eingestellt werden. „Jede Frau sollte in der Lage sein, ihren Lebensunterhalt selbst
zu sichern“, meinte u.a. Corinna Steiger. Andere Arbeitszeitmodelle („Teilzeit
nicht nur zur Überbrückung“) könnten gewährleisten, dass Männer und Frauen sich
sowohl die bezahlte als auch die unbezahlte Arbeit zuhause teilen. Gefordert
wurde in diesem Zusammenhang auch, das Ehegattensplitting, das Frauen nach der
Scheidung benachteilige, durch ein obligatorisches Rentensplitting zu ersetzen.
Falsch verstandener Genderbegriff
"Seid mutig" - forderte Gesine Agena die Frauen auf, sich zu engagieren. Sie versprach, die Botschaften des Abends mit
nach Berlin zu nehmen. Ihr Ziel sei es, dass die Grünen verstärkt als
Frauenpartei wahrgenommen werden, erklärte die Bundespolitikerin zum Abschluss.
Unser Vorschaubild: Corinna Steiger, Sprecherin Kreisverband Memmingen Bündnis 90 /Die Grünen und Grünen-Kreisrätin Doris Kienle (rechts) überreichen Gesine Agena Wegzehrung für die Rückfahrt nach Berlin.