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Wiener Schmäh auf der Memminger Meile von und mit Werner Brix

veröffentlicht am 30.06.2015

Werner Brix Im Kulturzelt Grimmelschanze propagiert der österreichische Kabarettist Werner Brix die Lust am Leben. Foto: Fügenschuh

Memmingen (sfü). „Der Mensch ist nicht schlecht, er ist gut. Doch zum lustvollen Leben fehlt ihm der Mut.“ Zu dieser Erkenntnis gelangt Werner Brix, österreichischer Kabarettist und Schauspieler in seinem aktuellen Soloprogramm „LUST – Lasst uns Leben“, das er auf der Kulturzeltbühne im Rahmen der Memminger Meile präsentierte.

In der Rolle eines Ticketverkäufers am Wiener Stephansplatz argumentiert Brix, dass die Welt, in der wir leben, doch im Grunde nichts als eine komische Oper sei, in der wir Dingen hinterher eifern, die wir gar nicht bräuchten: Macht, Sex, ewige Jugend. Oder ist unser Leben am Ende gar nicht genug Oper? Sind wir von den Hauptdarstellern zu den ewig „keppelnden Spechtlern“ (meckernden Spannern) und Komparsen geworden? Haben wir verlernt, lustvoll zu leben und auf unser Bauchgefühl zu hören?

Brix wirft einen nachdenklich-ironischen und schonungslos-ehrlichen Blick auf unsere Gesellschaft. Das Ergebnis: Wir streben nach Durchschnittlichkeit und konservativer Strukturiertheit.  Von der Üppigkeit und Leidenschaft einer Opern-Szenerie ist in unserem Alltag wenig zu finden. Brix' reflektierende Gedanken zu unserem Dasein werden immer wieder von seinem "inneren Zyniker" unterbrochen, der den Optimismus längst über Bord geworfen hat, denn "Meckern ist super!" und an nichts basteln wir so gerne wie an unseren Problemen und Sorgen: "Der Mensch will keine Sorgen, aber ständig macht er sich welche."

Zwischen Sehnsucht und Alltagstrott gefangen

Wie wir dem Zynismus und dem Alltagstrott in unserem Leben Herr werden können und mehr Spontaneität in unsere Beziehungen bringen, darüber sinniert Brix in der zweiten, persönlicher anmutetenden Hälfte seines Programms. Um ihre Paarbeziehung aufregend zu gestalten, wenden Herr und Frau Brix einen einfachen Trick an: Sie siezen sich die Wintermonate über. Schon ist das Gegenüber wieder geheimnisvoll und fremd. Denn sehnen wir uns nicht ständig nach Nähe und Vertrautheit, was uns, kaum  haben wir diesen Zustand erreicht, auch schon wieder langweilt?

Und da ist er, der selbstironische, leicht melancholische Wiener Schmäh. Mit schnörkellosem Pragmatismus seziert Brix' innerer Zyniker den Alltag und immer wieder setzt der Optimist in ihm die Versatzstücke wieder zusammen. Mehr als einmal erkennt sich der ein oder andere im Publikum in Brix' lebensnahen Anekdoten wieder. Auch die Medien, die uns mit einer Flut an schlechten Nachrichten überspülen, und gesellschaftliche Zwänge wie Leistungsdruck, Jugend- und Schönheitswahn bekommen ihr Fett weg. Unter all dieser Negativität leide die Seelenhygiene, meint Brix. Letztlich scheint sein Bühnenego den Zyniker gebändigt zu haben, denn er entlässt sein Publikum wohlwollend: „Haben Sie ein schönes Leben, Sie haben's sich verdient.“