Trotz Corona und Lockdown bot der Ausbildungsmarkt 2020/21 viele Chancen. Viele Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Foto: AdobeStock_peshkova
Allgäu (dl/as). Laut einer Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen bot das Ausbildungsmarktjahr 2020/21 im Allgäu viele Chancen, obwohl es von Corona geprägt war. Wie bereits in den Vorjahren habe es deutlich mehr Ausbildungsstellen als BewerberInnen gegeben, zumal die Betriebe weiter stark auf Ausbildung setzen. Doch viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Die Jugendliche hatten die Qual der Wahl, doch aufgrund der Lockdowns sei ihnen die Orientierung schwerer gefallen.
„Das vergangene Jahr 2020/21 hat Betriebe wie Jugendliche vor große Herausforderungen gestellt. Kein anderer Jahrgang musste bei der beruflichen Orientierung so große Einschränkungen hinnehmen wie die Schüler, die in diesem Sommer ihren Schulabschluss erreicht haben“, berichtet Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Praktika sind teilweise schon in ihrem vorletzten Schuljahr ab März 2020 ausgefallen und konnten dann aufgrund des erneuten Lockdowns im Herbst/Winter 2020 nicht nachgeholt werden. Deshalb war die Orientierung und Berufswahl für viele der SchülerInnen heuer schwerer als für vorherige Jahrgänge.
Nur wenige noch oder wieder auf der Suche
Auch für die Betriebe sei die Gewinnung und Auswahl ihrer künftigen Azubis dadurch deutlich herausfordernder gewesen. Vor diesem Hintergrund zeigt sich die Agenturchefin mit Blick auf die Jugendlichen mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Trotz der nicht einfachen Gesamtumstände konnten die allermeisten der Ausbildungssuchenden gut in die Ausbildungs- und Berufswelt starten. Nur äußerst wenige sind derzeit noch beziehungsweise wieder auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle."
Die Ausbildungsberufe, für die von den Unternehmen am häufigsten Stellen gemeldet wurden, waren Verkäufer und Kaufleute sowohl für den Einzelhandel als auch für Büromanagement , Industriekaufleute und Industriemechaniker. Dahinter kommen Stellen als KöchInnen, Fachkräfte – Lagerlogistik, Hotelfachleute, Kfz-MechatronikerInnen und Zahnmedizinische Fachangestellte. Die Tatsache, dass die Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber im Allgäu weiterhin so hoch ist, belege deren konstruktiven Blick nach vorn., so Amtmann.
Bewerberzahlen deutlich rückläufig
Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen entwickelte sich im vergangenen Jahr die Zahl der Jugendlichen, die sich bei der Arbeitsagentur ausbildungssuchend meldeten, deutlich rückläufig: Es waren insgesamt 3.260 junge Menschen ausbildungssuchend gemeldet, dies entspricht einem Rückgang von 17,9 Prozent. In den Städten ist der Bewerberrückgang geringer, in Memmingen betrug er minus 12,8 Prozent.
Nach Personengruppen betrachtet, weisen jeweils knapp 40 Prozent der Bewerber einen Mittelschulabschluss bzw. einen Realschulabschluss auf. Die anderen etwa 20 Prozent verteilen sich auf andere Abschlüsse, nur 33 Bewerber (1 Prozent) haben gar keinen Schulabschluss. Sehr auffällig beim Bewerberrückgang ist die Zahl derer mit Realschulabschluss. Hier zeigt sich ein Minus von 468 Personen (-26,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Einer der Gründe hierfür ist der ungebrochene Trend, nach einem ersten Schulabschluss eine weiterführende Schule zu besuchen.
Aber auch die pandemiebedingten Einschränkungen zeigten ihre Auswirkungen: die BerufsberaterInnen konnten für längere Zeit nicht mehr persönlich an die Schulen kommen, auch die SchülerInnen waren vielfach im Homeschooling und es fehlte so der direkte Kontakt. Trotz zügig gestarteter Online-Angebote sowohl für Unterricht wie auch für Videoeinzelberatungen durch die BeraterInnen zeigte sich, dass für viele SchülerInnen doch der persönliche Kontakt insbesondere in den Schulen ausschlaggebend ist, um sich von der Berufsberatung unterstützen zu lassen.
Bilanz zum 30. September
Zum 30. September 2021 standen 81 mit Ausbildung noch „unversorgten“ Jugendlichen immer noch 973 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber, weniger als im Vorjahr. Die 81 Jugendlichen, die zum 30. September noch „unversorgt“ waren, wurden intensiv durch die BerufsberaterInnen betreut.
Berufsvorbereitungsklassen
Für diejenigen, die dennoch Schwierigkeiten haben oder generell noch nicht ausbildungsreif sind, stehen flächig in der gesamten Region an den Berufsschulen auch Berufsvorbereitungsklassen zur Verfügung. Außerdem fand im Zusammenwirken mit den Kammern IHK und HWK in der letzten Oktoberwoche eine sogenannte Nachvermittlungsaktion statt, in der konzertiert diejenigen Jugendlichen, die noch oder wieder auf der Suche sind, eingeladen wurden, um ihnen alle Möglichkeiten der Ausbildung aufzuzeigen.
"Gute Überbrückungsmöglichkeiten"
„Sollten Jugendliche zum jetzigen Zeitpunkt noch Unterstützung benötigen – so z.B. nach einem Ausbildungsabbruch oder weil das Thema einer Ausbildung bisher gar nicht in Erwägung gezogen wurde – bitte ich diese Jugendlichen, sich bei unserer Berufsberatung zu melden“, sagt Maria Amtmann. „Ich möchte sie ermutigen, dies zu tun, da dadurch viele Möglichkeiten eröffnet werden können. Es gibt einerseits – bei Bedarf – gute Überbrückungsmöglichkeiten für noch unschlüssige Jugendliche, die noch Orientierung benötigen. Gleichzeitig finden sich viele Ausbildungsstellen teils in relativ unbekannten Berufen, die Jugendliche ohne eine Beratung gar nicht kennenlernen – die aber möglicherweise genau die richtige Ausbildung für sie sind.“
Kontaktaufnahme ist telefonisch unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) oder per E-Mail unter Berufsberatung-Allgaeu@arbeitsagentur.de möglich.
Auf der Internetseite der Arbeitsagentur finden sich unter www.arbeitsagentur.de/bildung viele wertvolle Tipps und Tests zu Ausbildungs- und Studiensuche und beruflicher Orientierung.