Memmingen (dl). Nach wie vor machen sich der Aufnahmestopp in Pflegeheimen, die Schließung von Tageseinrichtungen oder der Ausfall osteuropäischer Haushaltshilfen im Alltag der Angehörigen von Pflegebedürftigen in Zeiten von Corona bemerkbar. Ob und welche Hilfen es für pflegende Angehörige gibt, das wollten wir von Achim Kunz, Pflegeberater bei der AOK Direktion Memmingen-Unterallgäu wissen.
Gibt es Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige, wenn z. B. eine Haushaltshilfe ausfällt, eine Tageseinrichtung geschlossen wird oder die pflegenden Angehörigen selbst zeitweise nicht betreuen können?
Kunz: Alle gesetzlichen Krankenkassen, also auch die AOK Bayern, leisten finanzielle Unterstützung, wenn Angehörige ihre Pflegebedürftigen vorübergehend nicht betreuen können. Die AOK Bayern zahlt auch bei Schließung einer Tagespflege oder dem corona-bedingten Ausfall einer privaten Pflegeperson oder einer von einer Agentur vermittelten Haushaltshilfe bis zu 2.418 Euro Verhinderungspflege für längstens sechs Wochen. Dies gilt auch für Pflegebedürftige, solange eine Schule oder eine Werkstatt für Behinderte geschlossen bleibt. Im Notfall können Betroffene zudem auf die kurzzeitige Arbeitsverhinderung zurückgreifen. Während der gesamten Pflegezeit stehen bis zu zehn Arbeitstage pro Pflegefall zur Verfügung. In dieser Zeit zahlen wir das Pflegeunterstützungsgeld.
Was ist im Zuge der Corona-Krise noch anders als sonst?
Kunz: Da gibt es zwei Themen: Vorläufig erfolgt die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst in Form eines Telefontermins. Daraus entsteht den Versicherten kein Nachteil. Es ist also weiterhin möglich, einen Pflegegrad zu beantragen und die Anträge werden auch bearbeitet. Zudem sind Pflegegeldempfänger verpflichtet, regelmäßig einen Beratungsbesuch in Anspruch zu nehmen. Diese Pflicht entfällt bis auf Weiteres.
Wie läuft eine Pflegeberatung während der Pandemie ab?
Kunz: Die Pflegeberatung ist weiterhin für die Versicherten der AOK Bayern da – telefonisch, auf Online-Kanälen und, unter Einhaltung der Hygienevorschriften, auch wieder in den Geschäftsstellen. Die meisten Pflegeberatungen laufen derzeit übers Telefon. Öfter als vor der Corona-Pandemie brauchen die pflegenden Angehörigen jemanden, der sich ihre Sorgen und Nöte einfach nur anhört. Aber natürlich stehen wir mit Rat und Tat zur Seite, soweit es die aktuelle Situation zulässt. Hausbesuche finden selbstverständlich im Moment noch nicht wieder statt. Unterstützung bekommen pflegende Angehörige auch ganz aktuell in Form des neuen AOK-Online-Kurses „Pflegen zu Hause“. Er ermöglicht, sich unabhängig von Zeit und Ort Kenntnisse anzueignen, die den Pflegealltag erleichtern können. Für die Beratung zu diesem Online-Angebot und alle weiteren Fragen erreichen mich unsere Versicherten bei der AOK in Memmingen-Unterallgäu unter meiner Durchwahl 08331/973232.