
Der Stadtrat hat beschlossen, die Wochenendsperrung aufzuheben. Doch wie könnte eine künftige Lösung aussehen? Foto: Sonnleitner
Memmingen (dl). Wie bereits berichtet, hat der Stadtrat beschlossen, die Wochenendsperrung
des Weinmarktes aufzuheben. Erst im Frühjahr 2018 soll eine endgültige Regelung
für (oder gegen) den Verkehrsstrom von täglich 6.500 Fahrzeugen vereinbart
werden. Wie diese aussehen könnte, wurde
im Stadtrat kontrovers diskutiert. Tendenziell zeichnet sich ab, dass der Weinmarkt für den Verkehr offen bleibt und der Schweizerberg "rückgebaut", also verengt, wird.
Der Versuch habe "erwartungsgemäß keine nennenswerten Erkenntnisse gebracht", beschloss Thomas Schuhmaier, städtischer Referatsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, seinen Bericht über den Verlauf der Testphase. Dies sei darauf zurückzuführen, dass es sich bei der einseitigen Sperrung um eine "unvollkommene Regelung" gehandelt habe - die Durchfahrt war nach wie vor möglich und die Verkehrsfrequenz an den Wochenenden vergleichsweise gering.
Wie beurteilen die Räte und Fraktionen den Versuch und wie soll es weitergehen? Hier einige Stellungnahmen (in der Reihenfolge der Wortmeldungen):
CRB
„Es sah trostlos aus“, sagte Stadträtin Sabine Rogg. Gerade an den Wochenenden lebe die Innenstadt von ihrer Lebendigkeit und dazu gehöre auch der Verkehr. Dass ohne Sperrung, wie von Schuhmaier berichtet, täglich über 6.500 Fahrzeuge den Weinmarkt passieren bzw. dort parken, bezeichnete ihr Kollege Heribert Guschewski als "reinen Irrsinn". Sein Lösungsvorschlag: Eine Einbahnstraße von Ost nach West. Eine komplette Sperrung hingegen würde zur Verödung der Innenstadt und nicht zu der erhofften Attraktivitätssteigerung beitragen.
GrüneDie Grünen plädieren nach wie vor für eine konsequente Sperrung des Weinmarktes. Corinna Steiger schlägt vor, den Platz im Sommer mit Spieleinrichtungen wie Schach oder Boule zu beleben. Ihr Vorschlag: Eine neue Testphase, diesmal mit Komplettsperrung (außer für Busse und Behinderte) - auch an den Wochentagen. Als Kompromiss sei allerdings sauch eine Einbahnstraßenregelung von West nach Ost denkbar, schob sie später nach. Sie empfahl, die Fortschreibung des Verkehrsplanes abzuwarten, da sich gerade in Hinblick auf den ÖPNV noch einiges ändern könnte.
Freie Wähler
„Wie viele Knüppel wollen wir den Einzelhändlern denn noch
gegen die Schienbeine hauen?“, hielt der ehemalige Vorsitzende der
Werbegemeinschaft Junge Altstadt Hermann Zelt seinen Ratskollegen vor. Ein einzelner Test könne
zudem nicht zielführend sein, man müsse mehrere Lösungen austesten. Sein Tenor: Eine
Sperrung ist falsch, „wir dürfen den Einzelhändlern nicht die Verkehrsfrequenz
wegnehmen“. Stadtrat Gottfried Voigt plädiert für einen offenen Weinmarkt mit
intensiver Verkehrsregelung. Sein Statement: "Wir brauchen subjektive Erreichbarkeit, keine objektive Schließung."
CSU
„Der Handel lebt von Erreichbarkeit und Frequenz“, erklärte Stefan Gutermann. Einen komplett verkehrsfreien Weinmarkt kann und mag auch er sich nicht vorstellen. Stadtrat Gerhard Neukamm erinnerte an das bereits seit 2008 vorliegende Konzept eines "Rückbaus" des Schweizerbergs. Dies soll durch Geschwindigkeitsbegrenzung und eine Verschmälerung der Straße durch den Ausbau von Parkplätzen erreicht werden. CSU-Stadtrat Klaus Holetschek fordert ein Gesamtkonzept zur Belebung der Innenstadt, das alle relevanten Faktoren miteinbezieht. „Die Lösung wird nie allen gefallen“, betonte er, aber es nütze wenig, für den Weinmarkt isoliert zu planen.
ÖDP
Auch der ÖDP-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Dieter Buchberger sieht die Erreichbarkeit des Weinmarktes - neben einer besseren Aufenthaltsqualität - als wichtigen Faktor an. "Als Parkplatz ist der Weinmarkt zu schade", sprach er sich ebenfalls für einen
Rückbau des Schweizerberges (s.o.) aus. Auch die Händler und Fahrradfahrer dürften bei einer Neuregelung
nicht zu kurz kommen. Buchberger verweist außerdem auf eine aktuelle Umfrage im
Zuge des Stadtentwicklungskonzeptes
ISEK, die ergab, dass sich die Bürger ungern auf dem verkehrsreichen
Weinmarkt aufhalten.
Auch Fraktionschef Matthias Ressler plädiert dafür, den Schweizerberg zu verengen und dort mehr Parkplätze zu schaffen. Dafür könnten auf dem Weinmarkt vier Stellflächen wegfallen bzw. als Zulieferer-Parkplätze dienen. "Wir brauchen Schilder, die darauf hinweisen, dass man auf dem Ring schneller vorankommt als über den Weinmarkt", fordert er. Sein Kollege Herbert Müller verwies allerdings darauf, dass de Ring jetzt schon überlastet sei: "Wir müssen auch an die Anwohner dieser Straßen denken", so Müller. Einig ist man sich darin, dass der Weinmarkt als "Stellschraube" für die Erreichbarkeit der Innenstadt offen bleiben müsse.