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Was tun bei einem Massenanfall von Verletzten?

"Notfallgäu": 350 Teilnehmer üben das Vorgehen bei einem Terror-Anschlag

veröffentlicht am 08.11.2017
Notfallgäu

Notfallsanitäterin Sandra Netzer von der DRK Rettungsdienstgesellschaft Bodensee-Oberschwaben übt an einem Tierpräparat das Legen eines künstlichen Zugangs in den Brustkorb, genannt Thoraxdrainage. Im Hintergrund erklärt Unfallchirurg Thomas Isik vom Klinikum Memmingen, an welcher Stelle die Drainage gelegt werden soll. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Was tun bei einem Massenanfall von Verletzten? Diese Frage gewinnt angesichts der andauernden Gefährdungslage immer weiter an Bedeutung. Für Rettungskräfte ist die medizinische, organisatorische und psychische Bewältigung großer Schadenslagen eine enorme Herausforderung, die jetzt mit rund 350 Teilnehmer aus Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Italien beim sechsten Memminger Notfallsymposium "Notfallgäu" in der Stadthalle geübt wurde.

„Man muss damit rechnen, dass man einmal mit einem Anschlag konfrontiert wird“, meinte Dr. Rupert Grashey, Organisator des zweitägigen Symposiums und ärztlicher Leiter der Notfallklinik am Klinikum Memmingen.

Bei einem Terroranschlag, einem Bus- oder Zugunglück kommen laut Grashey die örtlichen Rettungskräfte schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. „Deswegen muss man praktisch üben, wie man bei vielen Verletzten taktisch vorgeht.“ Bei einem Simulationstraining, bei dem ein Unglück mit 30 Verletzten nachgespielt wurde, lernten die Symposiumsteilnehmer, wie sie möglichst schnell eine adäquate Versorgung für alle Betroffenen erreichen.  

Starke Blutungen stillen

„Hier spielt auch oft die bedarfsgerechte und professionelle Kontrolle von Blutungen eine Rolle“, betonte Grashey. Auch das wurde beim Symposium in kleinen Gruppen geübt: „Starke Blutungen, wie sie beispielsweise bei einem Terroranschlag vorkommen können, sind nicht mit herkömmlichen Verbänden stillbar“, erläuterte der Notfallmediziner. Hier fänden sogenannte hämostyptische Verbandsstoffe Anwendung, welche gleichzeitig die Blutgerinnung fördern und so helfen, bislang nicht stillbare Blutungen zu stoppen. „Die Anwendung solcher Verbände muss geschult und trainiert werden“, erläuterte Mitorganisator Andreas David, Leiter Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes, Kreisverband Unterallgäu.

Immer wieder geübt werden müssen auch invasive Notfalltechniken wie die Thoraxdrainage, mit deren Hilfe Luft oder Blut aus dem Brustkorb abgesaugt werden kann, damit sich die Lunge wieder entfalten kann. „Die Materialien dazu sind in jedem Rettungswagen zu finden“, so der Memminger Unfallchirurg Thomas Isik. „Allerdings wird das System selten angewendet und braucht deswegen etwas Übung.“

Notfall-Ultraschall für den Extremfall

Übung verlangt auch ein Notfall-Ultraschall, der im Extremfall schnell einen Überblick über die inneren Verletzungen eines Unfallopfers verschaffen kann. „Dieses Bildgebungsverfahren wenden wir im Schockraum des Klinikums Memmingen an, in dem wir schwerverletzte Patienten behandeln“, so Isik. Allerdings hätten nicht alle Berufsgruppen gleichermaßen Übung darin.

„Unser Ziel ist es, auch das Verständnis für die verschiedenen Berufsgruppen, die in der Notfallmedizin tätig sind, durch gemeinsames Lernen zu verbessern“, so Bruno Ollech, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes.

Info: Die Organisatoren vom Klinikum Memmingen und den örtlichen Rettungsdiensten veranstalten seit dem Jahr 2012 diese Fachtagung für medizinisches Personal, das in der Notfallrettung und der Notaufnahme tätig ist, um über die neuesten Standards in der Rettung, Versorgung und Therapie von Notfallpatienten zu informieren.