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„Was hier entschieden wurde, ist Harakiri“

Emotionale Diskussion zum innerstädtischen Umbau

veröffentlicht am 10.10.2024
Händler 1

Bei der Diskussion um die Umgestaltung der Memminger Innenstadt ging es durchaus hitzig zu. Foto: Tanja Ackermann

Memmingen (rad). Es brodelt gewaltig bei den innerstädtischen Händlern und Gastronomen. Das wurde in einer von der CSU/FDP-Fraktion veranstalteten Diskussion zum Thema "Memmingens Innenstadt geht uns alle an!" im Rohrbeck’s mehr als deutlich. Rund 60 Besucher waren der Einladung gefolgt.

Michael Ruppert begrüßte als Gastgeber die engagierte Runde und freute sich über die sehr rege Teilnahme. Er fand auch gleich die richtigen Worte: „Es brodelt gewaltig“, sagte er und bezog dies nicht nur auf die momentan sehr eingeschränkte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, sondern auf das bestehende Angebot.

Als erstes ergriff ein sichtlich erregter Georg Greiff (von der gleichnamigen Metzgerei) das Wort. „Der Umgang mit den Händlern seitens der Stadt ist nicht nachvollziehbar“, sagte er und stellte die Frage, „wer denn in der Stadt auf eine derartige Idee gekommen sei“. Seine Einbußen bezifferte er auf runde 40 Prozent, er habe „Existenzängste“, ergänzte er. Auch mit Blick auf die unzureichende „Baustellenpolitik“, die seine Filiale in der Zangmeisterstraße arg beeinträchtigen würde.

Auch andere Händler, wie Constanze Schwaderer, sparten nicht mit Kritik an den Stadtratsbeschlüssen, die direkte Konsequenz auf die spürbare und immer weiter sinkende Frequenz habe.

Immer wieder kamen Äußerungen über „hirnlose Entscheidungen“ der Stadt bzw. Stadtratsbeschlüsse. Dazu erklärte die Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh, dass es eben auch andere Meinungen gebe im Stadtrat - beispielsweise, dass „Menschen ohnehin online einkaufen“

Durch die Maßnahmen seien die Besucher- und Umsatzzahlen der betroffenen Händler und Gastronomen in der Innenstadt drastisch eingebrochen. Hermann Oßwald, Geschäftsführer vom Modehaus Reischmann und in Personalunion Vorsitzender des Stadtmarketings, sprach es deutlich aus: „Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen“ und setzte noch einen drauf: „Was hier entschieden wurde, ist Harakiri. Wir fallen jetzt schon zu vergleichbaren Städten ab, mit denen wir in Konkurrenz stehen.“

Daniel Binzer von Bike-Boutique Binzer möchte nun selbst das Heft in die Hand nehmen und die Verantwortlichen mit Unterschriften unzufriedener Kunden konfrontieren. Eine Unterschriftenaktion möchte er ins Leben rufen. Diese Idee fanden die allermeisten Besucher gut und wollen hier auch mit dabei sein. „Die Stadt betont immer die Verkehrsberuhigung im Klösterle, aber letztlich ist das unser Weg zum Geschäft. Die Leute wissen nicht mehr, wie sie zu uns kommen können und wo sie parken sollen“, so Binzer.

Ähnlich kritisch sieht es auch Martina Schmid vom Buchladen Schmid, die den völlig verwirrenden Schilderwald anprangert. Obendrein würde die „schärfste Parküberwachung“ in der Region die weniger werdenden auswärtigen Besucher obendrein vergraulen, so der Tenor an diesem Abend.

Zudem möchten die anwesenden Händler den „Schritt 3, die Durchgangsbeschränkung Schrannenplatz und das Durchfahrtsverbot Weinmarkt, verhindern oder/und zumindest ins Frühjahr verschieben. Was aber schwierig sein dürfte, „zumindest für den Weinmarkt“, so Sebastian Baumann, der auf bereits erhaltene EU-Fördergelder verwies, die dann unter Umständen zurück zu bezahlen wären.