Trotz fallender Energiepreise und Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme lohnt es sich mit Energie sparsam umzugehen. (Foto: iStock-911567592-pinglabel)
Augsburg (dl). Nach teils dramatischen Preissprüngen im vergangenen Jahr scheint sich die Lage auf den Energiemärkten derzeit wieder zu entspannen. Und die staatlichen Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme mindern die Belastung der Privathaushalte durch hohe Energiepreise. Trotzdem ist es weiterhin wichtig, sparsam mit Energie umzugehen. Es lohnt sich nämlich in mehrfacher Hinsicht.
Anton Adelwarth, Energieberater der Lechwerke (LEW), gibt Tipps, was Haushalte tun können, um den Energieverbrauch nachhaltig zu senken.
Die Handelspreise für Strom und Gas sind zuletzt wieder deutlich gesunken. Das sind doch gute Nachrichten, oder?
Ja. Nachdem die Preise im vergangenen Jahr buchstäblich explodiert waren, sind das gute Nachrichten. Wir hatten auch Glück, denn dank des milden Winters war der Bedarf an Heizenergie eher gering. Gleichzeitig konnte die Gasversorgung Deutschlands aus anderen Quellen gesichert werden. Wir können nur hoffen, dass sich dieses wieder niedrigere Preisniveau an den Energiemärkten verstetigt. Die Preise an den Großhandelsmärkten – hier beschaffen die Versorger die Energie für die Kundinnen und Kunden – haben sich derzeit auf einem Niveau eingependelt, das noch deutlich über dem liegt, was wir dort vor der Energiekrise gesehen haben. Aber nicht mehr so hoch wie zu den schlimmsten Zeiten der Krise. Hält dieser Trend der Entspannung an den Energiemärkten an, so können auch unsere Kundinnen und Kunden tendenziell wieder mit fallenden Preisen rechnen.
Was bedeutet das bei den Stromkosten für einen typischen Haushalt in der Region?
Das hängt vor allem von den Konditionen des jeweiligen Produkts als auch vom Verbrauch ab. Fakt aber ist: In Folge der Energiekrise sind die Preise für die meisten Stromprodukte gestiegen. Um wie viel, das ist sehr unterschiedlich. Und es hängt auch davon ab, ob es im letzten Jahr schon Preisanpassungen gab. Dank der auf Langfristigkeit und Verlässlichkeit ausgerichteten Beschaffung gab es im Krisenjahr 2022 für die meisten LEW-Kundinnen und -Kunden beispielsweise keine Preisänderung. Im Gegenteil – mit dem Aussetzen der EEG-Umlage sank der Preis im Sommer 2022 bei den meisten LEW-Angeboten. Wenn man sich die bundesweiten Zahlen anschaut, liegt der Strompreis für Haushalte aktuell rund 50 Prozent höher als noch Ende 2021.
Mit welcher Entlastung durch die Strompreisbremse können Verbraucher und Verbraucherinnen rechnen?
Das kommt auf den Tarif an. Die Strompreisbremse greift ab einem Preis pro Kilowattstunde von 40 Cent brutto. Für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zahlen die Haushalte für Strom maximal diesen Preis. Lediglich für den darüber liegenden Verbrauch müssen die Haushalte den vertraglich vereinbarten Preis zahlen. Die Strompreisbremse des Bundes gibt den Haushalten damit ein Stück weit Sicherheit, falls sich die Energiesituation noch einmal drastisch verschärfen sollte.
Gerade auf die besonders energieintensiven Haushaltstätigkeiten wie Kochen, Waschen oder Spülen kann aber niemand verzichten.
Natürlich nicht. Aber mit einfachen Tricks, die jeder sofort umsetzen kann, lässt sich dabei jeden Tag Strom einsparen. In der Küche zum Beispiel: Kochen Sie niemals „oben ohne“. Wer den Topf auf dem Herd mit dem Deckel schließt, verbraucht bis zu 65 Prozent weniger Energie. Und beim Kühlschrank reicht bei den meisten Geräten bereits Stufe 1 bis 2, um die notwendigen 7 Grad Celsius zu gewährleisten. Eine Stufe runterdrehen bedeutet hier sechs Prozent weniger Stromverbrauch. Zu einem echten Energiesparmeister im Haushalt kann auch die Waschmaschine werden, wenn Sie Energiesparprogramme nutzen. Dann dauert das Waschen zwar länger, aber Sie haben trotzdem die volle Waschleistung bei geringerem Energieverbrauch. Und wer häufiger statt mit 60 Grad eine 40-Grad-Wäsche startet, spart damit jedes Mal mehr als ein Drittel Strom. Auch ein regelmäßiger, prüfender Blick in das Tiefkühlgerät sollte zur Routine werden: Checken Sie, ob größere Leerräume vorhanden sind. Denn auch die Luft der ungenutzten Bereiche muss gekühlt werden. Diese Kühlung ist schnell verloren, wenn Sie den Kühlschrank öffnen.
Stromeinsparung ist das eine. Aber wie sieht es beim Gas und der Fernwärme aus? Haushalte müssen rund 70 Prozent ihrer gesamten Energiekosten allein fürs Heizen aufbringen.
Auch hier greift die Preisbremse – bei Gas ab 12 Cent und ab 9,5 Cent bei der Fernwärme. Wie beim Strom gibt es einen ähnlichen Mechanismus, der zum Energiesparen anreizt. Und: auch die Preisbremsen bei Gas- und Fernwärme greifen erst ab einem Preis, der spürbar höher liegt, als das, was viele Haushalte in den Jahren davor bezahlt hatten. Also auch hier lohnt sich Sparen!
Bleibt die Frage, wie das gehen soll. Die Raumtemperatur zu senken, spart Heizenergie. Das aber setzen die meisten Haushalte bereits seit vergangenem Jahr um…
Die Beheizung der Räume ist in der Regel der größte Posten bei den Energiekosten und birgt damit das größte Sparpotential. Als Faustformal kann man sagen: Jedes Grad weniger spart sechs Prozent Heizenergie. Aber es ist nach unseren Erfahrungen durchaus möglich, weiter Energie einzusparen, ohne dass es zu bedeutenden Komforteinbußen kommen muss. Aus der Praxis als Energieberater weiß ich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch hier vermeintlich kleinere Maßnahmen nutzen sollten. Zusammen können sie zu Einsparungen von bis zu 20 Prozent führen. Und wer beim Öffnen der Fenster zum Lüften nebenbei auch die Heizkörper abdreht, spart zusätzlich. Große Wirkungen ohne Komforteinbuße lassen sich zudem mit schnell erledigten Energiesparroutinen erreichen: Wer morgens als letzter die Wohnung verlässt, dreht die Thermostate an den Heizkörpern runter. Beim nach Hause kommen wird dann wieder auf Wunschtemperatur hochgedreht.
Bei einem Einfamilienhaus mit vielen Räumen kann diese Maßnahme aber ziemlich lästig werden.
Hier können digitale Thermostate eine Lösung sein. Die können sehr einfach an bestehende Heizkörper montiert werden und lassen sich schnell programmieren. Sie gewährleisten zu Zeiten, in denen Sie oder die Familie in der Regel zu Hause sind, angenehme Temperaturen. Und wenn ein Raum zu bestimmten Zeiten nicht oder kaum genutzt wird, regelt sich die Heizung dort automatisch runter. Solche programmierbaren Thermostate sind vor allem auch bei einer Fußbodenheizung ‚wärmstens‘ zu empfehlen. Denn hier dauert es längere Zeit, bis sich der Raum abkühlt und wieder erwärmt.
Vom Wohnzimmer bis zum Flur sollte jeder Raum nur solange und so hoch temperiert werden, dass man sich wohlfühlt, wenn man ihn nutzt. In der übrigen Zeit ist eine deutliche Absenkung möglich, allerdings nicht unter 14 Grad, da sonst die Gefahr von Kondenswasser- und Schimmelbildung besteht.
Energiekosten fallen in einem Haushalt aber nicht nur beim Heizen an. Mit 15 Prozent die Nummer zwei beim Verbrauchsranking ist das Warmwasser…
… und auch hier lassen sich einige Prozentpunkte einsparen. Gerade im städtischen Bereich beispielsweise sind viele Wohnungen mit einer Gasetagenheizung ausgestattet, die auch das Warmwasser bereitstellt. Viele davon erhitzen das Wasser auf 60 Grad, obwohl weder im Bad noch in der Küche solch eine hohe Temperatur benötigt werden. Bei einer Etagenheizung, die ja nur eine Wohnung über entsprechend kurze Leitungsstrecken mit Warmwasser versorgt, reicht eine Temperatur zwischen 40 und 50 Grad vollkommen aus. Mein Tipp: Stellen Sie die Temperatur am Regler des Gerätes entsprechend niedriger ein oder lassen Sie das einen Fachmann vornehmen. Und natürlich gilt immer: Lassen Sie Warmwasser so kurz wie möglich laufen.
Bisher waren das Energiespartipps, die Haushalte sofort umsetzen können. Viele von ihnen aber wollen ihre Energiekosten noch weiter und nachhaltig senken. Stichwort: Modernisierung. Womit sollen sie anfangen?
Grundsätzlich gilt: In Zeiten steigender Energiepreise lohnt es sich besonders, in mehr Energieeffizienz und eigene Stromerzeugung zu investieren. Beim Heizen bietet sich zum Beispiel der Umstieg auf eine energieeffiziente Wärmepumpe an. Sie spart nicht nur Energie, sondern schützt dank dem Einsatz erneuerbarer Energien auch das Klima. Übrigens: Moderne Wärmepumpen arbeiten auch in Kombination mit bestehenden Heizkörpern sehr sparsam. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten: Von einer Solaranlage bis zum eigenen Energiespeicher. Was sinnvoll und am gewinnbringendsten ist, lässt sich am besten am Einzelobjekt beurteilen.
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Weitere Informationen:
Energie sparen – die wichtigsten Tipps und Tricks für den Alltag
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