
Memmingen (as). Eine unterhaltsame Einstimmung auf den Kultursommer boten die "Kulturschocker" Timm Beckmann und Tobias Janssen alias [’pro:c-dur] mit ihrem Crossover-Kabarettkonzert. Die beiden zelebrierten einen wilden Mix aus E- und U-Musik und ließen es auf dem Weg von Klassik, Rock, Pop bis hin zum Metal-Sound so richtig krachen. Mittels Synthesizer und E-Gitarre erzeugte das Duo einen orchestralen Sound und sorgte nicht nur mit Gute-Laune-Liedern für Party-Stimmung im Zelt.
Timm Beckmann präsentiert sich als hitzig-witzige Plaudertasche und lässt sich von seinem ruhigeren Partner Tobias Janssen gern die Bälle zuspielen. Beckmann improvisiert, verlässt sich auf spontane Eingebung, so ist das Konzept des Abends wohl eher an einem bierseligen Abend als am Reißbrett entstanden. Sichtlich genießt er es, zwischen seinen klaren, klassischen Piano-Parts auf den Synthesizer umzusteigen und die Black-Metal-Sau rauszulassen, um die beschaulich-traute Stimmung eines Schlafliedes von Johannes Brahms mit Metallicas „Enter Sandman“ aus dem Zelt zu jagen.
Uner-hört, wie die beiden hervorragenden Musiker vom barocken Menuett über die Oper bis zu Boney M. überleiten - von Metallica zum Bossa Nova, der wiederum im Fluch der Karibik und einer irischen Tanzeinlage mündet.
Die "Habanera" fliegt als "La paloma" davon

Anhand musikalischer Beispiele erklärt Beckmann ausführlich, inwiefern sich der „Happy“-Hit-Schreiber Pharrell Williams von Mozart inspirieren ließ. Biszets Arie der Carmen wandelt sich während des Spiels zu „La paloma“ von Sebastián de Yradier – wie das? Alles geklaut! Beckmann hat längst analysiert, welcher Komponist von wem abschrieb – so baut der Fußball WM-Hit „Auf uns“ von Andreas Bourani auf Versatzstücken von Herbert Grönemeyer- und Coldplay-Songs auf.
„Wir sehen [’pro:c-dur] als Kulturauftrag“, erklärt Beckmann dem Publikum. Uns ist es wichtig, dass Sie wissen, was Sie da mitsingen“. Wie heißt dieser Song, wer hat in geschrieben? - Wie ein roter Faden durchzog das Melodienerraten den Abend. Und es gelang den beiden spielerisch, die Zuschauer zum Mitsingen zu bewegen. Sogar einen Kanon meisterten die Zeltbesucher.
Im zweiten Teil des Programmes flachte der Zauber etwas ab. So untersuchte das Duo etwas zu akribisch die musikalischen Hintergründe diverser Nationalhymnen bei Fußballweltmeisterschaften und sah sich schließlich in seiner Annahme bestätigt, dass die Zuschauer die Hymnen nicht an ihren Melodien, sondern an den Trikots der jeweiligen Fußballmannschaft erkennen.
Natürlich fehlte es nicht an kabaretttypischen Spitzen gegen den Gastgeberort „Wer auf der Memminger Meile spielt, der hat’s geschafft“, frotzelte Timm Beckmann, der es fortwährend darauf anlegte, den Oberbürgermeister aus der Reserve bzw. auf die Bühne zu locken.
Dennoch: Publikum und Künstler waren miteinander zufrieden. „Memmingen macht alles mit“ lautete Beckmanns Fazit und die Zeltzuschauer spendeten reichlich Applaus, bevor sie mit „Der Mond ist aufgegangen“ aus dem Zelt mit dem Sternenhimmel in die Nacht entlassen wurden.
Weitere Informationen zur Meile beim Städtisches Kulturamt, Ulmer Straße 19, Tel.: 08331/850-131, Mail: memminger.meile@memmingen.de und im Internet unter www.meile.memmingen.de
Kartenvorverkauf bei der Stadtinformation, Marktplatz 3, Telefon 08331/850-172 und -173, Mail: info@memmingen.de