Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger begrüßt Prof. Dr. Otto Weber, den Leiter des Hauses des Deutschen Ostens in München. Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen
Memmingen (dl). Im Memminger Osten siedelten sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele Menschen aus den baltischen Staaten an. Frauen, Männer und Kinder, die ihre Heimat verlassen mussten und oft nur das Nötigste mitnehmen konnten. Gegenstände, die auf der Flucht mitgenommen wurden, zeigt die Ausstellung „Mitgenommen – Heimat in Dingen“, die von der Sozialen Stadt Ost im Pfarrsaal von Mariä Himmelfahrt gezeigt wird.
„Das schwere Schicksal von Flucht und Vertreibung wird in dieser Ausstellung in persönlichen Geschichten konkret“, erklärte Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger bei der Eröffnung. Viele hätten damals in Memmingen eine neue Heimat gefunden. „Auch heute sind Millionen auf der Flucht. Die Erfahrungen von damals sollten uns heute mitfühlen und solidarisch handeln lassen“, betonte der Bürgermeister.
„30 bis 40 Prozent haben Wurzeln im Osten“
Konzipiert wurde die Schau im Jahr 2015 vom Haus des Deutschen Ostens (mit Sitz in München). Die Schicksale von Flüchtlingen, Vertriebenen, Deportierten und Aussiedlern sollen auf einer persönlichen Ebene dargestellt werden, heißt es in einem Flyer zur Ausstellung. „30 bis 40 Prozent der Familien in Memmingen haben Wurzeln im Osten“, erklärte Prof. Dr. Otto Weber, Leiter des Hauses des Deutschen Ostens. Er sprach von einem Exodus aus den Ländern des östlichen Europa, der 1945 begonnen und bis in die 1990er Jahre angedauert habe.
Mit der Ausstellung will die Soziale Stadt Ost auf die Geschichte des Viertels aufmerksam machen, erklärte Stadtteilmanagerin Katrina Dibah-Lavorante. Und auch darauf hinweisen, dass es Flucht und Migration damals wie heute gegeben hat und es gelte, das Leben solidarisch miteinander zu gestalten.
Hintergründe von Flucht und Vertreibung
Auf zahlreichen Roll-Ups werden die Hintergründe von Flucht und Vertreibung in den unterschiedlichen Ländern dargestellt und an einem persönlichen Gegenstand verdeutlicht, den sein Eigentümer mitgenommen und bewahrt hat. Ein Rucksack, mit dem sich ein 15-Jähriger 1945 aus Ostpreußen auf der Flucht vor der Roten Armee zu Fuß durchgeschlagen hat. Ein Schachbrett aus Pappe, liebevoll hergestellt im Ghetto Theresienstadt. Oder ein kostbares Bild, das 1985 in ein Nudelbrett eingearbeitet wurde und so aus Siebenbürgen nach Deutschland gelangte. „Viele der damals Geflüchteten sind heute Brückenbauer in den Osten geworden“, erläuterte Prof. Weber und erzählte von Zeitzeugen, die in ihrer alten Heimat die heutige Jugend informieren und bilden, um gemeinsam an der Geschichte zu arbeiten.
Gemeindereferentin Claudia Link erklärte, dass die Kirche Mariä Himmelfahrt, 1956 eingeweiht, auch den Vertriebenen im Osten Memmingens damals eine neue Heimat gegeben habe. Musikalisch wurde die Ausstellungseröffnung vom russlanddeutschen Chor „Nezadubka“ (Vergiss mein nicht) gestaltet.
Mehrere Veranstaltungen begleiten die Ausstellung im Pfarrsaal Mariä Himmelfahrt:
Donnerstag, 14. März, 20 Uhr: „Heimat in Worten“ – eine Lesung mit Musik
Montag, 18. März, 20 Uhr: "Die Zeit nach dem Krieg – Erinnerungen an das Leben im Memminger Osten"
Dienstag, 19 März, 14.30-16.30 Uhr: Film „Vertreibung und Erinnerung“
Mittwoch, 20. März, 20 Uhr: Vom Sudetenland zur Siedlung für Heimatvertriebene am Hühnerberg, Vortrag von Meinhard Schütterle.
Die Ausstellung „Mitgenommen – Heimat in Dingen“ ist noch bis Freitag, 22. März 2019, im Pfarrsaal von Mariä Himmelfahrt zu sehen. (Mittwoch, 13. März, 10-12 Uhr; Donnerstag, 14. März, 15-17 Uhr; Mittwoch, 20. März, 10-12 Uhr; Donnerstag, 21. März, 17-19 Uhr und Freitag, 22. März, 10-12 Uhr).