Im Großen Saal blieben bei der Bürgerversammlung rund 400 Memminger, um den Vortrag von Oberbürgermeister Jan Rothenbacher zum aktuellen Stadtgeschehen zu hören und sich in der anschließenden Diskussion einzubringen. Foto: Tanja Ackermann
Memmingen (sg). Die jährliche Bürgerversammlung „Stadt im Dialog“ zog heuer mehr als 600 Memminger in die Stadthalle, ein neuer Rekord - rund 100 Besucher mehr als letztes Jahr. Das Interesse war sowohl an den Ständen der Stadtverwaltung im Foyer als auch bei der anschließenden Versammlung im Großen Saal sehr groß.
Kleine Neuheiten waren ein Jahresbericht in der Begrüßungstasche sowie ein kurzer halbstündiger Impulsvortrag von Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, um mehr Zeit für Fragen und Anregungen zu ermöglichen.
Bauprojekte
Der Rathauschef stellte aktuelle und geplante Bauprojekte vor, darunter Wohngebiete in Dickenreishausen und Volkratshofen, das Grenzhofareal, die Bleiche in Eisenburg und das Quartier an der Allgäuer Straße West – wobei der Schlittenberg bleibe. Im Flächennutzungsplan der Stadt sei zudem bereits der Standort für eine Hochschule festgelegt worden.
Das Großbauprojekt an der Edith-Stein-Schule soll im Sommer 2025 fertiggestellt sein. Für die Theodor-Heuss-Schule sei der Anbau geplant und bei der Elsbethenschule werde durch die Verlagerung der Ganztagesbetreuung in die nahegelegene alte Realschule – sobald die Edith-Stein-Schule dort ausgezogen ist – mehr Platz im Schulgebäude geschaffen.
Beim Kombibad wurde heuer Richtfest gefeiert, die Eröffnung ist für die Freibadsaison 2026 geplant. Der Spatenstich für das neue Klinikum war ein weiterer Meilenstein. Diese beiden Memminger Großprojekte liegen im Zeit- und Finanzrahmen, so das Stadtoberhaupt.
Bei einer Nachfrage zum Rosenviertel konnte er nicht viel Neues berichten. Anfang nächsten Jahres soll der Gestaltungsplan aufgestellt werden, Gespräche mit den Investoren laufen bereits. Das Interesse sei vor allem für die Maximilianstraße sehr groß, doch nicht jeder Interessent sei passend. Baubeginn werde frühestens in zwei Jahren sein, so Rothenbacher.
Parknot im Osten
Das geplante Kombibad besorgt Anwohner im Memminger Osten, wo die Parkplatzsituation seit Jahren sehr angespannt ist, nicht zuletzt durch wildparkende Fluggäste. Immer wieder wurde über Anwohnerparkausweise diskutiert, das Problem sei bekannt, so der Oberbürgermeister. Diese seien zwar „kein Allheilmittel“, werden nun aufgrund des gestiegenen Drucks aber zeitnah im Stadtrat besprochen, versicherte er.
Weinmarkt und Verkehrsführung
Schon in einer Stadtratssitzung legte Uwe Rohrbeck (CRB) Unterschriften einer neu gegründeten Gruppe von Gewerbetreibenden aus verschiedenen Bereichen vor, die sich aktiv an der Gestaltung und Entwicklung der Innenstadt beteiligen wollen (wir berichteten). In der Bürgerversammlung war nun Bestatterin Letizia Sandleitner Fürsprecherin der 51 Mitglieder, die unter anderem die Schaffung von Kurzzeitparkplätzen, günstigere Parktarife und eine entschärfte Parküberwachung, eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt sowie einen beidseitigen Durchgangsverkehr am Schrannenplatz und den Erhalt der Parkplätze am Hallhof fordern. Ziel der Gruppe sei eine „ökologisch nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Zukunft“ der Innenstadt. „Wir haben alle dasselbe Ziel. Selbstverständlich arbeite ich auch mit der neu gegründeten Gruppe zusammen und bin bereit, alle Perspektiven mit einzubeziehen“, sicherte Rothenbacher zu.
Umzug der Ämter
Die Stadtverwaltung ist dieses Jahr öfter umgezogen und es werde weiter umstrukturiert - was auch für die Bürger eine Umstellung bedeute, so Rothenbacher. Die Veränderungen waren bedingt durch den Umbau und die Sanierung des alten Rathauses in Amendingen sowie des Steuerhauses am Marktplatz. Ziel sei es, in Zukunft Bereiche nach Schwerpunkten zusammenzubringen wie den Bereich Soziales in der Ulmer Straße oder die Bereiche Bau, Finanzen und Liegenschaften im Welfenhaus.
Toiletten und Müll
Gewünscht wurden Toiletten am öffentlichen Spielplatz im Kalker Feld sowie eine Wiederöffnung der Anlagen am Waldfriedhof am Wochenende. Dies sei komplex, erklärte Michael Koch, Leiter Garten- und Friedhofsamts, „wo fängt man an, wo hört man auf?“. Zum einen bedeuten öffentliche Toiletten Kosten- und Reinigungsaufwand, zum anderen schaffen diese auch neue Probleme, wie die starke Verwüstung und Beschmutzung am Waldfriedhof gezeigt habe. Daher seien die Anlagen dort derzeit am Wochenende geschlossen. Mit dem Café gegenüber gebe es nun Gespräche für eine „nette Toilette“, die Friedhofsbesucher nutzen könnten.
Die Verschmutzung der innerstädtischen Wertstoffinseln war einigen Besuchern ein Anliegen. Da sitze die Stadt leider am kürzeren Hebel, sagte Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh. Beim Kaufmarkt sei die Stadt beispielsweise gar nicht zuständig. Zusagen konnte Fabian Damm, Leiter des Referates Bauen und Umwelt, die Prüfung der Möglichkeit einer Windschutzwand an der Wertstoffinsel in Eisenburg, um die Verwehung von kleinteiligem Plastik in Wiesen (Viehfutter) sowie in das Regenauffangbecken zu verhindern.