Er habe eben früh gelernt, "im Regen zwischen den Tropfen zu laufen": Der Holocaust-Überlebende Abba Naor erzählt Elftklässlern des Vöhlin-Gymnasiums seine bewegende Geschichte.
Memmingen (dl). Er wolle erzählen, nicht beschuldigen, er wolle einfach nur seine Geschichte erzählen. Zeitzeuge Abba Naor berichtet den in der Aula versammelten Elftklässlern am Vöhlin-Gymnasium sehr bewegend über sein Schicksal als Überlebender des Holocaust
1941 flüchtete er im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie vor der Wehrmacht aus dem heimischen Kaunas (Litauen). Verfolgung, Ghettoisierung, Demütigung und Inhaftierung in verschiedenen Konzentrationslagern, u.a. in einem Außenlager des KZs Dachau, folgten. Die Mutter und beide Brüder überlebten den NS-Terror nicht. Er hingegen hatte Glück und wurde mit 17 Jahren befreit.
Seine schockierenden und für die heutige Zeit unbegreiflichen Erinnerungen bringt er den Schülern eindrücklich nahe. Doch er schafft es auch immer wieder, durch humorvolle Bemerkungen die beklemmende Stimmung unter den jungen Zuhörern zu lösen.
Im
Anschluss an seinen ergreifenden Vortrag beantwortet er die zahlreichen Fragen
der Gymnasiasten. So wollen diese z.B. wissen, warum er seine Geschichte
erzähle. „Zur Selbsttherapie“, lautet Naors Antwort und er fügt an, dass er
sich auch verpflichtet fühle: Er spreche für all jene, die nicht überlebt
haben.
Sein Überleben sei Zufall gewesen, aber auch der enge Zusammenhalt mit seinen drei Freunden und sein Wunsch, leben zu wollen, waren von Bedeutung. Er habe eben früh gelernt, "im Regen zwischen den Tropfen zu laufen".