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"Vielleicht sind wir zu schwer füreinander"

Kasimir und Karoline - Premierenfeier am Landestheater

veröffentlicht am 23.10.2022
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Ein Spiegelkabinett als Kulisse für das Oktoberfest, auf dem das Volksstück "Kasimir und Karoline" spielt. Foto: LTS.

Memmingen (sg). Am Wochenende feierte das Volksstück "Kasimir und Karoline" Premiere am Landestheater Schwaben. Christine Hofers Inszenierung schließt das Oktoberfest-München der 30er Jahre mit unserer heutigen Zeit kurz. Ein sowohl humorvolles, spannendes wie auch gesellschaftskritisches Stück ist daraus entstanden, das den Zuschauern den Spiegel vorhält.

Horvaths 1932 geschriebenes Volksstück spielt auf dem Münchner Oktoberfest, bei strahlendem Wetter: Karoline freut sich sehr auf einen unbeschwerten Tag mit ihrem Verlobten Kasimir. Dieser ist nicht in Feierlaune, da er gerade erst seinen Posten als Chauffeur verloren hat. Die beiden geraten darüber in heftigen Streit.

Die Liebe höret nimmer auf

Dies ist das vorangestellte Motto des Stücks. Es ist ein Drama über die Liebe junger Menschen - aber eben die "Liebe in Zeiten von Cholera" - heißt Massenarbeitslosigkeit, Börsencrash, Kriegsnachwehen. Eine Liebe zwischen Kasimir und Karoline, die unter den Hammerschlägen der politischen Realität zerbrechen muss.
"Vielleicht sind wir zu schwer füreinander. Du bist halt ein Pessimist und ich neige ja auch zur Melancholie", sagt Karoline an einer Stelle zu Kasimir, bevor die beiden auf dem Fest getrennte Wege gehen. Sie begegnen sich im Laufe des Stückes immer wieder, während sich zugleich zwei Handlungsstränge beobachten lassen und die innere wie äußere Trennung der beiden offensichtlich wird. "So ändert man sich mit dem Leben", konstatiert Kasimir gegen Schluss.
Während Karoline sich mit einem Komerzienrat und seinem wohlhabenden Freund vergnügt, verbringt Kasimir Zeit mit Franz und Erna. Karoline taucht in eine Welt ein, von der sie sich sozialen sowie beruflichen Aufstieg erhofft. Kasimir bewegt sich am anderen Ende der Gesellschaft - "ohne Geld bist du der letzte Hund", stellt er fest - und lässt sich sogar zu kriminellen Handlungen verleiten.

Spiegel und Enttäuschungen

Das von der Intendantin Christine Hofer sehr gut inszenierte Stück ist ein Spiel mit Verschwörungstheorien. Mit sehr guter Musikauswahl, dem metaphorisch zu verstehenden Spiegelkabinett als Bühnenbild und präzisen Dialogen, zeigt das Stück wie ein einziger Tag alles und doch nichts verändern kann. Menschliche Abgründe und Enttäuschungen (Ende von Täuschungen) bleiben von dem Spiel mit Macht und Gewalt übrig. "Katastrophe? Warum denn Katastrophe? Es ist das ganz gewöhnliche Leben", stellt der Polizist zum Publikum gewandt am Ende des Stückes fest, als er den Franz verhaftet. "Menschen ohne Gefühle haben es viel leichter im Leben", sagt Karoline zum Schluss erschöpft.

Das Stück spiegelt auch den Zuschauern die eigenen Schatten. Schockmomente und Lacher aus den Reihen des gut besuchten Theaters waren immer wieder hörbar. Das Stück zieht einen in das Spiegelkabinett hinein. Wir alle finden eine Identifikation mit mindestens einem der Charaktere oder erleben uns zumindest als Teil des Systems.
Der brausende Applaus am Ende der Premiere lobt dieses Stück zurecht. Es ist ein Stück, das bewegt und aktueller nicht sein könnte.

Weitere Termine:
DO 27.10.2022 um 20.00 Uhr / MI 22.02.2023 um 20.00 Uhr / SA 25.02.2023 um 20.00 Uhr / SO 26.02.2023 um 19.00 Uhr