Theaterpädagogin Claudia Schilling (Landestheater Schwaben), LTS-Intendantin Dr. Kathrin Mädler, Bezirkstagsvizepräsident Alfons Weber und die Theaterpädagoginnen Nicoletta Kindermann und Imme
Heiligendorf vom Augsburger Theater (v.li.) im Gespräch mit den Medien. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Ein besonderes Migrationsprojekt stellten die Theaterpädagoginnen des Landestheaters Schwaben (LTS) und des Theaters Augsburg bei einem Pressegespräch im Foyer der Studiobühne vor: Pro Spielzeit erarbeiten jeweils vier Schülergruppen multikultureller Mittel- oder Realschulen in Schwaben ein eigenständiges Projekt zum Thema "Migration". Gefördert wird das Jugendprojekt vom Bezirk Schwaben.
Insgesamt geht das Projekt über drei Jahre. Das Thema dieser Spielzeit lautet „Herkunft“, im nächsten Jahr dreht sich alles um „Globalisierung und Netz“ und in der Spielzeit 2019/20 steht die Religion im Fokus. Am Ende jeder Spielzeit findet ein gemeinsames Festival statt, bei dem die Gruppen sich ihre szenischen Projekte gegenseitig in einer Werkschau präsentieren. Diesjähriger Gastgeber für das große Treffen am 22. bis 24. Juni 2018 ist das Memminger Theater
Bei dem zweiwöchigen Theaterprojekt betreuen
die beiden Theater extern jeweils zwei Schulen: Das LTS assistiert Schülern und
betreuenden Lehrern der Memminger Lindenschule und der Wirtschaftsschule Jakob Küner. Das
Theater Augsburg nimmt Mittelschulen in Bad Wörishofen und Augsburg-Pfersee unter seine Fittiche.
"Projekt verbindet Stadt und Land"
Für die Betreuung der Gruppen sind zusätzliche Theaterpädagogen erforderlich, die der Bezirk Schwaben mit 17.000 Euro pro Spielzeit finanziert. „Der Bezirk ist für die Kultur in Schwaben zuständig, wir möchten besonders junges Publikum für das Theater begeistern“, erklärt Bezirkstagsvizepräsident Alfons Weber. Das Projekt sei für den gesamten Bezirk wichtig, zumal es Stadt und Land verbinde.
Der Impuls für die Kooperation ging von den
Theaterpädagoginnen Claudia Schilling (LTS) sowie Nicoletta Kindermann und Imme
Heiligendorf vom Augsburger Theater aus, die in dem Projekt eine eventuelle
Basis für eine längerfristige, gegenseitig inspirierende Zusammenarbeit sehen. Die Jugendlichen
lernen dabei nicht nur unterschiedliche pädagogische Handschriften kennen,
sondern auch vielfältige Darstellungs- und Ausdrucksformen und arbeiten zum Beispiel mit Elementen
des Tanz- oder Musiktheaters. Über das Spiel hinaus nähmen die Schüler an
Besichtigungen und Workshops teil, um das Theater mit all seinen Werkstätten
und Abteilungen als „komplexe Firma“ zu erfahren, ergänzt Claudia Schilling.
Auseinandersetzung mit dem Thema Migration
Natürlich geht es auch um die innere Auseinandersetzung der Teilnehmer mit dem Thema Migration bzw. um die Frage „Was hat das mit mir und meiner Lebenswirklichkeit zu tun?“. Das Projekt ist also auch ein Angebot, sich mit Themen wie Herkunft, Globalisierung und Religion auseinanderzusetzen - und letztendlich das Verbindende im Fremden zu finden.
„Die Lebenswelt in unserem Land hat
sich durch Migration verändert und ist vielfältiger geworden“, erläutert LTS-Intendantin
Dr. Katrin Mädler. Ein produktives Nachdenken über diese Prozesse anzustoßen,
sei Aufgabe des Gegenwartstheaters. Die Veränderung und das Fremde machten
Angst, doch läge darin auch eine Chance für Freiheit, Offenheit und Toleranz. „Das
sind Tugenden, die wir als Theater gut vermitteln können. Wir möchten einen
Beitrag dazu leisten, dass unsere Gesellschaft wärmer wird.“
"Ein sensibler Prozess"
Beim Migrationsprojekt ist jedenfalls zunächst mal der Weg das Ziel: "Es geht um den Arbeitsprozess, um das, was in den zwei Wochen passiert", erklärt Mädler. Darum wird auch die abschließende Werkschau im Juni nicht vor Publikum präsentiert. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Darstellungsformen des Theaters sei ein sensibler Prozess, für den die Schüler einen Schutzraum bräuchten, betont Claudia Schilling.