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Unterwegs in Sachen Nächstenliebe

Mit MeWaiKi auf Reisen in Tansania

veröffentlicht am 23.12.2021
MeWaiKi

Fritz Wahl und Christian Brommler besuchen eine Witwe und ihre Familienangehörigen in Tansania. Foto: privat

„Karibu – willkommen!“ - Dieser Gruß schallte den drei Memmingern, die im Auftrag von MeWaiKi (Memmingen für Waisenkinder am Kilimandscharo) nach Tansania gereist waren, vielfach entgegen, sie erfuhren eine überaus herzliche Gastfreundschaft. Die Delegation war im Auftrag des evangelischen Dekanats Memmingen rund um den Kilimandscharo unterwegs. Ziel der Reise war es, sich über die Arbeit und Initiativen der Memminger Hilfsorganisation zu informieren und zu klären, wo Unterstützung notwendig ist. Über 65 Kirchengemeinden sind mittlerweile Mitglied von Mewaiki und über 5.000 Witwen, Waisen und Bedürftige werden erreicht und unterstützt.

14 Tage lang reisten die drei Memminger Fritz Wahl, MeWaiKi-Vorstandsmitglied Eberhard Westhauser sowie der Memminger Unternehmer und Unterstützer der Hilfsorganisation Christian Brommler zu den teils sehr abgelegenen, nur über „rough roads“ zu erreichenden Kirchengemeinden rund um den Kilimandscharo und in der Tiefebene.

„Wir sind bei rund 35 Grad und staubtrockener Piste bestimmt 2.000 km gefahren, um die zum Teil sehr entlegenen Kirchengemeinden zu erreichen“ so Christian Brommler. Die Not vieler Menschen, vor allem der alten und gebrechlichen Menschen in der Steppe, größtenteils Masais, ist groß und wird aktuell noch durch die lange Trockenheit und Dürre verstärkt. Seit Mai fiel kein Tropfen Regen. Rinder beginnen aufgrund des extremen Futtermangels zu verenden. Dazu kommt noch das Wasserproblem. Am besten kommen noch Ziegen und Schafe mit der Situation klar.

Zentrales Anliegen ist die Schulbildung

MeWaiKi

Ein zentrales Anliegen der Menschen ist die Schulbildung ihrer Kinder und Waisen.

Vor Ort wird zusammen mit dem Fieldworker und den Mitgliedern des Waisenkomitees der Kirchengemeinde, abhängig von den Umständen und der Situation beraten, wie den Witwen und Waisen geholfen werden kann. In den meisten Fällen ist das zentrale Anliegen die Schulbildung. Hier hilft Mewaiki mit sogenannten Pool Patenschaften, die zusammen mit der Kirchengemeinde finanziert werden. Aber auch andere Initiativen, wie z.B. die Bereitstellung einer Ziege zur Zucht, die Finanzierung des Gemüseanbaus für Jugendliche oder die Förderung der Ausbildung in einem Handwerksberuf, werden unterstützt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Immer geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Aber auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Matratzen, Betten, Decken oder die Reparatur einer baufälligen Hütte sind notwendig. „Wir konnten erleben mit welchem hohen Engagement Fieldworker und Waisenkomitee arbeiten. Wie sehr sie besonders die Ärmsten der Armen im Blick haben und welche Hilfen nötig sind“, so Christian Brommler. „Gerade das hat mich bestärkt, weiterhin dieses einmalige Projekt zu unterstützen“.

Einfache Häuser für Witwen und Waisen

Die Initiativen werden in der Regel mit 50 Prozent durch die Hilfsorganisation bezuschusst, die andere Hälfte tragen die Kirchengemeinden vor Ort. „Wir möchten ermöglichen, dass sich die Menschen - überwiegend Witwen - eigene Mikroexistenzen aufbauen können, um selbstständig für sich und ihre Angehörigen zu sorgen“, so Eberhard Westhauser. In Einzelfällen werden auch einfache Häuser für Witwen und ihre Waisen - viele der Witwen nehmen weitere Waisenkinder bei sich in der Hausgemeinschaft auf - gebaut, wie z.B. in der Kirchengemeinde Situ ja Tembo (Platz der Elefanten), die im Juni 2020 von einer Flutwelle teilweise komplett zerstört worden war. Die sehr einfachen Steinhäuser mit ca. 12 Quadratmetern Grundfläche, die jetzt die weggespülten Lehmhütten ersetzen, sind ein wahrer Fortschritt für die Betroffenen. Sie kosten in der Herstellung knapp 2.500 Euro und werden auch maximal zur Hälfte von MeWaiKi mitfinanziert.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

Ein weiteres großes Problem neben dem Wohnungsbedarf ist die fehlende Ausbildung junger Menschen und die daraus resultierende hohe Jugendarbeitslosigkeit. Um diesem Problem zu begegnen, hat MeWaiKi begonnen, Ausbildungsplätze für interessierte Jugendliche zu finden, wo sie während einem Jahr den Beruf durch Mitarbeit erlernen. Wir trafen einen jungen ausgebildeten Schweißer, der sich bereits so gut qualifiziert hat, dass er demnächst seine eigene Werkstatt eröffnet. So können die unterstützten jungen Leute zu Multiplikatoren für andere werden.

Anbau des Heilkrautes Artemisia annua

Ein weiteres Projekt ist der mittlerweile erfolgreiche Anbau des Heilkrautes Artemisia annua, dessen Wirkstoff mittlerweile als mögliches Arzneimittel gegen Covid-19 gehandelt wird. Die Konditorei Brommler importiert übrigens einen Teil der erfolgreichen Ernte nach Memmingen.

Gottesdienst und Festmahl

Eines der Highlights der Reise war sicherlich der Gottesdienstbesuch in der Kirchengemeinde „Jerusalem“, wo sich die Memminger im Anschluss an den Gottesdienst mit den Masais ein Festmahl teilten. „Ich habe mit meinen 83 Jahren noch nie zuvor in meinem Leben mit bloßen Händen und in Gesellschaft von Masais Ziege mit Reis gegessen“, so Fritz Wahl über das außergewöhnliche Erlebnis.

Zum Abschluss der Reise durfte ein Besuch in einem der Nationalparks Tansanias natürlich nicht fehlen und so ging es an einem freien Tag in den Tarangire – ein grandioses Erlebnis, Afrikas wilde Natur und die berühmten „Big Five“ zu sehen.

Die Gäste aus Memmingen sagten „Asante sana!“ – vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft des HuYamWi Teams in Mwika, dem Dekan des Dekanats Hai und seinen Mitarbeitern in einer etwas anderen Adventszeit.