Projektleiterin Regina Gropper (vor dem Eingang links) und Stadtmuseumsleiterin Ute Perlitz erläutern den Rundgangsteilnehmern die Geschichte des Hermansbaus. Fotos: Sonnleitner
Aktion „überall barrierefrei“ bringt Stadtgeschichte an ihren Urspungsort zurück
Memmingen (as). Zum ersten offiziellen Rundgang auf dem
"Freiheitsweg", der auf zwölf Stationen über die Freiheitsgeschichte der Stadt - ausgehend von den Zwölf Memminger
Bauernartikeln 1525 - informiert, begrüßte Bürgermeisterin Margarete Böckh neben Vertretern
der Projektpartner und der Medien auch Mitarbeiter der Unterallgäuer
Werkstätten. Der "Freiheitsweg" ist ein Inklusionsprojekt des Stadtmuseums
Memmingen im Rahmen der „Zeitmaschine Freiheit“.
Der 1766 erbaute barocke Hermansbau, seit 1936 Heimat des Stadtmuseums Memmingen, birgt viele Hürden und Hindernisse in Form von Stufen und Treppen. Damit auch Menschen mit Behinderung, ältere Mitbürger und solche, die des Deutschen noch nicht so mächtig sind, die (Freiheits-)geschichte der Stadt nachvollziehen können, sind Exponate des Museums nun in die Innenstadt umgezogen. In von Reinhard
Blank entworfenen und in den Unterallgäuer Werkstätten gefertigten Glasvitrinen säumen sie - völlig barrierefrei - Stationen des "Freiheitswegs".
Die Stationen wiederum kennzeichnen die Geschichte der
Menschenrechte, die mit den Bauernartikels als erste Niederschrift einer
Verfassung auf deutschem Boden vor 500 Jahren ihren Ausgangspunkt nahm - "als Grundsätze für gedeihliches Zusammenleben und
Gleichberechtigung“, fasst Kulturamtsleiter Dr. Bayer zusammen.
Der Begriff "Freiheitsweg" gilt also in doppeltem Sinne: Einmal historisch
als Weg der Stadt Memmingen zu den Freiheitsrechten und dann ganz
lebenspraktisch-heutig als barrierfreier Pfad zur Inklusion. Als „Inklusion wie sie sein sollte“, lobt die
städtische Behindertenbeauftragte Anna Karrer das Projekt.
Erster Rundgang auf dem "Freiheitsweg"
Der
Weg, der anhand von zwölf
Stationen in die Freiheit führt, beginnt auf dieser ersten, von
Projektleiterin Regina Gropper und Stadtmuseumsleiterin Ute Perlitz
geleiteten Führung, an einem Wahrzeichen der
Gefangenschaft: dem Hexenturm als ältestem der drei Gefangentürme in
Memmingen.
Eine seitlich des Turms installierte Stele fasst in einfachen Worten
seine
Geschichte zusammen.
Stadtmuseumsleiterin Ute Perlitz erläutert, was in den in den Unterallgäuer Werkstätten gefertigten Glasvitrinen zu sehen ist.
Weiter geht es zum 1589 neu erbauten Rathaus als Wahrzeichen der Stadt, von dessen Balkon früher die Beschlüsse des Stadtrats verkündet wurden. „1525 hatte der Memminger Rat Streit mit den Bauern“, erfährt der Betrachter. Weitere historisch relevante Stationen, deren Geschichte knapp und anschaulich erläutert wird, sind neben dem Stadtmuseum Hermansbau, dem Stadttheater und anderen natürlich die Wohnhäuser des Reformators Christoph Schappeler sowie des Laien-Theologen Sebastian Lotzer, der die Zwölf Bauernartikel verfasste. Beide mussten 1525, als der Bauernaufstand niedergeschlagen wurde, in die Schweiz fliehen.
Weiter führt der Weg zur Kramerzunft,
wo sich im März 1525 die aufständischen Bauern versammelten, und zum
Freiheitsbrunnen am Schrannenplatz, dessen Sockel auf Bronzetafeln
Auszüge aus den Zwölf Bauernartikeln verkündet.
Besondere Stadtführungen gibt es am 20. Juni: Ab 13.30 Uhr
erklären Mitarbeiter der Unterallgäuer
Werkstätten ihre Lieblingswahrzeichen. Bei der Führung am 22. Juni (ab
13.30 Uhr) geht es um die Lieblingsorte der Menschen mit Behinderung.
Treffpunkt ist jeweils am Hexenturm.
Info: Die Aktion "überall barrierefrei" ist vom Stadtmuseum Memmingen und dem familienentlastenden Dienst der Lebenshilfe Memmingen e.V. ins Leben gerufen worden. Das Projekt "Zeitmaschine Freiheit" hat die Aktion gemeinsam mit den Unterallgäuer Werkstätten entworfen und umgesetzt. "Zeitmaschine Freiheit" wird gefördert durch den Fonds "Stadtgefährten" der Kulturstiftung des Bundes.
Unser Vorschaubild: Am Hexenturm traf man sich zur Eröffnung des Freiheitsweges. (Von links): Mitarbeiter der Unterallgäuer Werkstätten mit Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer, Projektleiterin Regina Gropper, Stadtmuseumsleiterin Ute Perlitz, Bürgermeistern Margareta Böckh, Bezirksrätin Petra Beer und die städtische Behindertenbeauftragte Anna Karrer.