Sie freuen sich über die beiden Unikate der Zeitgeschichte, die nun im Stadtarchiv Memmingen gelagert werden. Von links: Stadtarchivar Christoph Engelhard, Präsident des Rotary Clubs Memmingen Matthis Goebel und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Foto: Svenja Gropper
Memmingen (sg). Zwei für die Geschichte Memmingens und des Bauernaufstands von 1525 bedeutende Flugschriften konnten im November 2024 im Münchener Auktionshaus Hartung & Hartung vom Stadtarchiv mit finanzieller Unterstützung des Rotary Clubs Memmingen erworben werden. Diese wurden nun offiziell in den Bestand im Grimmelhaus überführt.
Dabei handelt es sich um die Bundesordnung "Handlung, ordnung vnd Instruction" der „Christlichen Vereinigung“, die von den oberschwäbischen Bauernvertretern am 7. März 1525 in der Kramerzunft in Memmingen verabschiedet wurde, sowie um die undatierte Flugschrift „An die versamlung gemayner Pawerschafft“. Die beiden Druckwerke stammen aus privaten Sammlungen und wurden im letzten Jahr zur Versteigerung frei gegeben, berichtete Stadtarchiv Christoph Engelhard, der diese in einem Katalog entdeckt hatte. Die Ersteigerung solcher Dokumente sei durchaus ein „besonderes Ereignis“, freute er sich.
Unschätzbare Zeitdokumente
Damit sei das Stadtarchiv um „wirkliche Unikate der Zeitgeschichte“ bereichert worden, so Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, der sich besonders beim Präsidenten des Rotary Clubs Memmingen, Matthis Goebel, bedankte. „So werden bleibende Werte geschaffen, das sind unschätzbare Zeitdokumente für die Ewigkeit“, würdigte das Stadtoberhaupt.
Die Bundesordnung - eine von vier bekannten Exemplaren - enthalte analog zu dem Memminger Katalog bäuerlicher Forderungen ebenfalls zwölf Artikel und mache das Verantwortungsbewusstsein für das Land, die Loyalität zueinander und den Freiheitsdrang der leibeigenen Bauern zu damaliger Zeit nochmals ersichtlich, erzählte Engelhard
Das andere Dokument, die Flugschrift an die Versammlung der Bauernschaft, wurde 1525 in Nürnberg gedruckt und sei eine Art „Reformprogramm“ gegen eine „verfassungswidrige Obrigkeit“ sowie zugleich ein „Gesprächsangebot“ der Bauern, erläuterte der Stadtarchivar. Dabei führte er auch vor Augen, dass der Druck von etwa 1.000 Exemplaren damals gute acht Tage gedauert habe.
Für jeden zugänglich
Beide Dokumente sind bereits online einsehbar, auch in gut lesbarer buchstabengetreuer Übertragung.
Die Originale werden nun noch restauriert und dann im Stadtarchiv gelagert. „Auch spätere Generationen sollen noch den Hauch der authentischen Quellen spüren können“, sagt Engelhard.