Sowohl die Handwerke für den gewerblichen Bedarf als auch die Bau- und Ausbaugewerke sind überdurchschnittlich zufrieden. Foto: wolfgang teuber/pixelio.de
Schwaben (dl). Der erhoffte Aufschwung im Handwerk lässt weiter auf sich warten. Vor allem die Störung der Lieferketten, verbunden mit teils extremen Preissteigerungen, machen dem Handwerk zu schaffen. Metalle und Elektronikteile, aber auch Baumaterialen, sind oftmals nur schwer oder mit zeitlichem Verzug und zu höheren Preisen zu bekommen. Knapp 90 Prozent der befragten Betriebe berichten, dass die Preise im Einkauf gestiegen seien. Doch trotz dieser Verwerfungen sind über 80 Prozent der schwäbischen Handwerksbetriebe mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden.
HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner: „Noch präsentiert sich das schwäbische Handwerk den Umständen entsprechend robust, auch wenn der ersehnte konjunkturelle Aufbruch ausgeblieben ist. Rund 85 Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Ob wir auf lange Sicht mit einem blauen Auge davonkommen, wird vor allem der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs zeigen. Denn hohe Energie- und Materialpreise drücken zusätzlich auf die Margen und lassen weniger Spielraum für Investitionen.“
Mehrheit weiter zufrieden
Mit ihrer Geschäftslage sind 82 Prozent der befragten Firmen zufrieden, nur 18 Prozent vergeben schlechte Noten. Damit hat sich die Einschätzung im ersten Quartal 2022 gegenüber dem vorangegangenen Quartal nicht verändert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zufriedenheit um 6 Prozentpunkte angestiegen.
Sowohl die Handwerke für den gewerblichen Bedarf als auch die Bau- und Ausbaugewerke sind überdurchschnittlich zufrieden. Rund 9 von 10 Betrieben sind positiv gestimmt – allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Schlusslicht bleiben die verbrauchernahen Dienstleister wie Friseure oder Kosmetiker und Ladengeschäfte wie Optiker oder Uhrmacher. Von ihnen bewerten nur rund 60 Prozent die eigene Lage als gut oder befriedigend. Damit hat sich deren Einschätzung gegenüber dem letzten Quartal zwar um 8 Prozentpunkte verbessert. Aber gerade die Dienstleister spüren noch immer die finanziellen Folgen der langandauernden Coronabeschränkungen.
Die hohe Inflation führt zusätzlich dazu, dass sich Verbraucher zurückhalten. Dies spüren auch die Lebensmittelgewerke und das Kfz-Handwerk. In beiden Gewerken ist die Zufriedenheit mit der eigenen Wirtschaftslage gesunken.
Starker Preisdruck
Rohstoffe, Vorprodukte oder Verbrauchsmaterialen sind nicht nur schwer zu bekommen, die Preise sind auch auf breiter Front gestiegen. 88 Prozent der Handwerksbetriebe berichten über gestiegene Einkaufspreise. 60 Prozent der Betriebe haben in der Folge ihre Verkaufspreise erhöht und so die gestiegenen Kosten zumindest teilweise kompensieren können. Nicht für jeden Betrieb ist das eine Option, wenn z.B. längerfristige Preisbindungen bestehen oder das Marktumfeld eine Erhöhung nicht hergibt.
Auftragsreichweite weiter hoch
Die Umsätze haben sich im 1. Quartal nur zögerlich entwickelt. Jeder fünfte Betrieb (21 Prozent ) meldet ein Plus. Gleichzeitig verzeichnen 29 Prozent einen Rückgang. Überdurchschnittlich betroffen sind die konsumnahen Gewerke wie Bäcker oder Dienstleister. Von dort berichten über 40 Prozent von einem Umsatzminus. Die Auftragsbücher sind weiter gut gefüllt. Die Auftragsreichweite hat sich gegenüber dem Vorquartal um knapp eineinhalb auf elf Wochen erhöht. In den Bau- und Ausbauhandwerken beträgt sie rund 15 Wochen. Das liegt zum einen an der weiterhin hohen Nachfrage nach Bauleistungen. Zum anderen führen Lieferengpässe oder fehlende Fachkräfte dazu, dass Aufträge nur mit Zeitverzögerung begonnen oder fertiggestellt werden können.
Erwartungen sind vorsichtig
Das Gros der Betriebe blickt mit gebremster Zuversicht und vorsichtig in die Zukunft. Die Mehrheit rechnet zwar nicht damit, dass sich die eigene wirtschaftliche Lage in den kommenden Wochen und Monaten verschlechtern wird. Doch die Erholung der Wirtschaft dürfte weiter auf sich warten lassen. 70 Prozent gehen davon aus, dass sich an ihrer Lage nichts ändern wird. Zwar glauben immerhin 14 Prozent, dass sich ihre Situation verbessern wird. Gleichzeitig befürchten 16 Prozent eine Verschlechterung. Der Preisdruck bleibt nach Einschätzung der Betriebe hoch. Mehr als 90 Prozent erwarten weiter steigende Einkaufspreise.