Joachim Gauck sprach in der bis auf den letzten Platz besetzten Martinskirche in Memmingen. Foto: Svenja Gropper
Memmingen (sg). Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, religiöse und kulturelle Hintergründe der Menschen werden immer vielfältiger. Die einen empfinden das als Bereicherung, die anderen als Last. Joachim Gauck, Streiter für Toleranz und Freiheit, sprach in der gefüllten Martinskirche über diese Themen.
Der Besuch des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck in Memmingen hätte eigentlich der Auftakt zu der Verleihung des Freiheitspreises sein sollen. „Jetzt sehe ich es als Höhepunkt“, so Herbert Müller, Mitglied des Kuratoriums Memminger Freiheitspreis 1525. Beim Festakt zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Memmingen in der Kramerzunft zeigte Gauck sich „bewegt, dass es diesen Ort noch gibt und dass er im Krieg nicht zerbombt worden ist“.
Pflicht zur Intoleranz
Für Joachim Gauck, 1940 in Rostock geboren und später in der DDR aufgewachsen, waren Freiheit und Toleranz zunächst keine selbstverständlichen Werte. Bei der abendlichen Lesung in der bis auf den letzten Platz gefüllten Martinskirche in Memmingen sprach der ehemalige Bundespräsident vor gut 800 interessierten Zuhörern kurzweilig über sein Leben und Inhalte seines Buches „Toleranz: Einfach schwer“. Er betonte zudem die „Pflicht zur Intoleranz“ und nahm dabei auch Bezug auf die Situation in und um Russland. Geschichtliches sei eine Erklärung; das Machttaktieren von Russland müsse jedoch nicht toleriert werden.
Gauck sagt „Ja zur Intoleranz“, nämlich dann, wenn Freiheit und Toleranz bedroht sind und der Verteidigung bedürfen. Wir müssen lernen, aus der „Wohlstandssicherheit“ aufzuwachen. „Wir krepieren nicht, wenn unsere Welt sich wandelt. Wir wandeln uns mit ihr“, fand er dazu markante Worte.