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Tod auf Rezept? - Erster Fachtag der Bezirkskliniken Schwaben

veröffentlicht am 26.06.2015

bu Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, freute sich über das große Interesse am ersten Fachtag in der Stadthalle. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). Zum Fachtag „Suizid – assistierter Suizid – Sterbehilfe“ luden die Bezirkskliniken Schwaben in die Stadthalle Memmingen. Mit knapp 300 Fachbesucher war die Resonanz unerwartet hoch, so dass die Veranstaltung vom kleinen in den großen Saal der Stadthalle verlegt werden musste. Der Fachtag ist der Auftakt einer Veranstaltungsreihe, die in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden soll.

In sieben Vorträgen wurde Suizidalität unter medizinischen, rechtlichen, ethischen, kulturgeschichtlichen und geographischen Aspekten erörtert (so ging es auch um die Selbstmordrate im Allgäu). Anschließende Diskussionen luden zum Gedankenaustausch der Gäste ein, unter denen sich Fach- und Allgemeinärzte, Vertreter von psychiatrischen Verbänden und Wohlfahrtsverbänden, Pflegekräfte, Politiker und Seelsorger befanden.

In seiner Begrüßung dankte Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, dem Ärztlichen Direktor des BKH Memmingen, Dr. Andreas Küthmann, der sich spontan bereit erklärt hatte, die Fachtagung zu dem hochaktuellen Thema zu organisieren. Ausgangspunkt hierfür sei der Wunsch, dem „Propheten auch im eigenen Lande Geltung zu verschaffen“, erklärte Düll. Die schwäbischen Fachkräfte seien außerhalb des Bezirks als Referenten sehr gefragt.

Palliativmedizin und -pflege ausbauen

Der erste Fachtag greift ein brisantes Thema auf, das derzeit den Deutschen Bundestag beschäftigt. Ein Gesetz zur Sterbehilfe soll voraussichtlich im November verabschiedet werden.  Konsenz besteht bei den Abgeordneten bisher darüber, dass Palliativmedizin und -pflege deutlich ausgebaut werden müssen.

„Es darf keine legitime Grundlage für den kommerziellen Handel mit dem Tod geben, darin sind sich alle einig“, so Düll. „Es geht um eine Gewissensfrage und um eine ‚Grundfrage des Menschenbildes‘“, zitierte er den Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken Alois Glück, der fordert, die aktive Sterbehilfe durch einen massiven Ausbau der Palliativ- und Schmerzmedizin überflüssig zu machen. „Darf das Zutun zur Tötung von den Krankenkassen honoriert werden? Dann bekäme der Begriff Kopfgeldprämie eine ganz neue Bedeutung“, gab Düll mit provokanten Worten zu bedenken. Zumal der Wunsch nach assistiertem Suizid bei den allermeisten todkranken Patienten schwinde, sobald sie wüssten, dass sie keine Last für ihre Angehörigen sind und dass eine hoch effiziente Schmerzbehandlung möglich sei.

Derzeit liegen fünf konkurrierende Gesetzentwürfe vor, die vom völligen Verbot bis zur geregelten Freigabe reichen. Gesetzlich erlaubt sind die „Passive Sterbehilfe“, auch als „Sterben zulassen“ bezeichnet, und die „indirekte Sterbehilfe“. Dabei werden Schmerzmittel, falls nötig, so hoch dosiert, dass sich die Lebensdauer des Patienten verkürzen könnte. Gesetzliche Grauzone ist die „Beihilfe zum Suizid“, die Angehörigen erlaubt, Ärzten jedoch als Verstoß gegen die Standesordnung verboten ist.

Jürgen Reichert sprach von einem „sehr sensiblen Thema“ mit hoher Dunkelziffer. Durch eine hochkompetente Ärzteschaft und die rasante Entwicklung der Psychiatrie sei man jedoch "gut aufgestellt zum Wohle der Menschen, die Hilfe und Unterstützung suchen", so der Bezirkstagspräsident und Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben. Grundstein der Bezirkskliniken Schaben, heute als selbstständiges Unternehmen für die gesamte psychiatrische Versorgung des Bezirkes Schwaben zuständig, war die Gründung der „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ 1849.

Info: Die Bezirkskliniken Schwaben sind ein Verbund moderner Fachkrankenhäuser in Bayerisch-Schwaben. Mit sieben Klinikstandorten und über 3.500 Beschäftigten gehört das Unternehmen zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Bayern und ist führend in den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Neurologie und Neurochirurgie. Jährlich werden 64.000 Patienten ambulant und 31.000 stationär versorgt.