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„Die Wege in einer Lehre sind unerschöpflich“ - Tag der Ausbildung bei der Memminger Firma Hebel

veröffentlicht am 23.02.2016
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Der 26-jährige Sheku Koroma aus Sierra Leone absolviert noch bis August sein Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) bei der Firma Hebel. Vermittelt wurde er dem Betrieb von der Caritas. Im Gespräch mit ihm: Der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek neben Wolfgang Dorn, Geschäftsführer der Firma Hebel. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Die Firma Hebel hatte sich der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek am Tag der Ausbildung als Beispiel für einen vorbildlichen Ausbildungsbetrieb ausgesucht – und nicht zuletzt als Plädoyer für die duale Ausbildung. Natürlich ging es auch um die Integration ausländischer Mitarbeiter, insbesondere von Flüchtlingen. Auf einem Rundgang über das Gelände besichtigten der Landtagsabgeordnete und der stellvertretende Geschäftsführer der IHK Schwaben, Markus Anselment, die Lehrwerkstätten und befragten die Azubis zu ihrer Arbeit und ihrer Berufsentscheidung.

„Hier in Deutschland funktioniert alles besser“, sagt einer der sechs Mitarbeiter aus der italienischen Partnerstadt Teramo, der seit 16 Monaten hier ist. In den Abruzzen sei es schwer, Arbeit zu finden. Sein Kollege ist ein „perfekter Schweißer“, hat aber keinen Facharbeiterbrief. Werkstattmeister Karl Lehmann ist sehr zufrieden mit der Arbeit seiner italienischen Mitarbeiter. Doch die Förderung einer Ausbildung durch die Agentur für Arbeit bei der Firma Hebel scheitert am Deutschtest. Ebenso wie Sheku Koroma aus Sierra Leone können sich die Italiener gut im Alltag verständigen. „Sie sind sehr engagiert und integriert auf der Baustelle. Doch hapert es bei den Fachbegriffen. Das macht es schwierig, dem Unterricht in der Berufsschule zu folgen“, erklärt Hebel-Geschäftsführer Wolfgang Dorn.

Abhilfe schaffen soll die  „Berufsbezogene Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund“ als zusätzliche Fördermaßnahme zu den Berufsintegrationsklassen der Berufsschulen. Angeboten werden sie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unter dem Dach des Europäischen Sozialfonds (ESF). Die IHK stelle für die Kampagne eine Million Euro in den nächsten drei Jahren zur Verfügung, verkündete Anselment. 60 Flüchtlinge habe die IHK Schwaben bereits in Ausbildung gebracht: "Unsere Mitarbeiter gehen in die Berufsintegrationsklassen und nehmen die Profile der Schüler auf, um sie in passende Betriebe zu vermitteln", erläutert Anselment.

Kein Rezept gegen Fachkräftemangel

 „Integration ja, aber auch klare Begrenzung“, macht Holetschek im Anschluss an den Rundgang seinen Standpunkt deutlich. Die Bereitschaft dazu sei auch vom kulturellen Hintergrund abhängig und beginne mit der deutschen Sprache als Schlüssel für Zusammenarbeit und Qualifikation. „Die Euphorie, dass die Flüchtlinge unseren Fachkräftemangel lösen, ist nicht mehr so da“, erklärt Holetschek. Man habe die (fach-)sprachliche Hürde unterschätzt. Integration sei nur über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum von acht bis zehn Jahren möglich. „Schon einen Flüchtling zu integrieren, stellt einen Betrieb vor große Herausforderungen. Der Betreuungsaufwand ist riesig", ergänzt Dorn.


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Der 19-jährige Florian Glaser absolviert das dritte Jahr seiner Maurerlehre bei Hebel. Klaus Holetschek befragt ihn zu seinen Berufszielen.

„Karriere mit Lehre“

Zweites großes Thema des Tages war das System der dualen Ausbildung, bei dem die Berufspraxis in den Betrieben erlernt, die Theorie in der Berufsschule vermittelt wird.  Holetschek weist auf die Kampagne der Staatsregierung "Elternstolz" hin, die den Erziehern vermitteln soll, dass auch eine „Karriere mit Lehre“ erstrebenswert ist.

„Der Mensch beginnt nicht beim Akademiker“, erklärt Holetschek. Länder mit hoher Akademikerrate seien wirtschaftlich nicht erfolgreicher. "Fachkräfte sind das Rückgrat unserer Wirtschaft im produzierenden Gewerbe", machte der Landtagsabgeordnete deutlich. Zudem sei die Arbeitslosigkeit bei Facharbeitern hier zu Lande geringer als bei Akademikern und die Verdienstchancen auf längere Sicht besser. Außerdem könne man sich immer noch umorientieren und für die Weiterbildung entscheiden. Die Gespräche mit den Auszubildenden in den Werkstätten über ihren Werdegang und ihre Ziele hätten die Durchlässigkeit des Bildungssystems belegt. So wollen einige nach ihrer Ausbildung das Abitur nachholen.

„Die Wege in einer Lehre sind unerschöpflich“, bestätigt auch Dorn. Er hofft, dass bei den Eltern ein Umdenken stattfindet. Und dass sich mehr Realschüler für eine gewerbliche Lehre entscheiden, da es schwierig sei, Führungspersonal auf der Baustelle zu generieren.  "Als Meister und Vorarbeiter mit dem Wissen der zehnten Klasse kann man richtig was anfangen. Nirgendwo kann man so schnell Karriere machen und Geld verdienen wie auf dem Bau", wirbt Dorn.

Info: Von den  430 Mitarbeitern der Firma Hebel kommen 12 Prozent aus dem Ausland, die Ausbildungsquote liegt bei zehn Prozent.