Der 26-jährige Sheku Koroma aus Sierra Leone absolviert noch bis August sein Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) bei der Firma Hebel. Vermittelt wurde er dem Betrieb von der Caritas. Im Gespräch mit ihm: Der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek neben Wolfgang Dorn, Geschäftsführer der Firma Hebel. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Die Firma Hebel hatte sich der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek am Tag der Ausbildung als Beispiel für einen vorbildlichen Ausbildungsbetrieb ausgesucht – und nicht zuletzt als Plädoyer für die duale Ausbildung. Natürlich ging es auch um die Integration ausländischer Mitarbeiter, insbesondere von Flüchtlingen. Auf einem Rundgang über das Gelände besichtigten der Landtagsabgeordnete und der stellvertretende Geschäftsführer der IHK Schwaben, Markus Anselment, die Lehrwerkstätten und befragten die Azubis zu ihrer Arbeit und ihrer Berufsentscheidung.
„Hier in Deutschland funktioniert alles besser“, sagt
einer der sechs Mitarbeiter aus der italienischen Partnerstadt Teramo, der seit
16 Monaten hier ist. In den Abruzzen sei es schwer, Arbeit zu finden. Sein Kollege ist ein „perfekter Schweißer“, hat aber keinen Facharbeiterbrief. Werkstattmeister
Karl Lehmann ist sehr zufrieden mit der Arbeit seiner italienischen Mitarbeiter.
Doch die Förderung einer Ausbildung durch die Agentur für Arbeit bei der Firma
Hebel scheitert am Deutschtest. Ebenso wie Sheku Koroma aus Sierra Leone können
sich die Italiener gut im Alltag verständigen. „Sie sind sehr engagiert und integriert
auf der Baustelle. Doch hapert es bei den Fachbegriffen. Das macht es
schwierig, dem Unterricht in der Berufsschule zu folgen“, erklärt
Hebel-Geschäftsführer Wolfgang Dorn.
Abhilfe schaffen soll die „Berufsbezogene Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund“ als zusätzliche Fördermaßnahme zu den Berufsintegrationsklassen der Berufsschulen. Angeboten werden sie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unter dem Dach des Europäischen Sozialfonds (ESF). Die IHK stelle für die Kampagne eine Million Euro in den nächsten drei Jahren zur Verfügung, verkündete Anselment. 60 Flüchtlinge habe die IHK Schwaben bereits in Ausbildung gebracht: "Unsere Mitarbeiter gehen in die Berufsintegrationsklassen und nehmen die Profile der Schüler auf, um sie in passende Betriebe zu vermitteln", erläutert Anselment.
Kein Rezept gegen Fachkräftemangel
„Integration
ja, aber auch klare Begrenzung“, macht Holetschek im Anschluss an den Rundgang seinen
Standpunkt deutlich. Die Bereitschaft dazu sei auch vom kulturellen Hintergrund
abhängig und beginne mit der deutschen Sprache als Schlüssel für Zusammenarbeit
und Qualifikation. „Die Euphorie, dass die Flüchtlinge unseren Fachkräftemangel
lösen, ist nicht mehr so da“, erklärt Holetschek. Man habe die (fach-)sprachliche
Hürde unterschätzt. Integration sei nur über einen mittel- bis langfristigen
Zeitraum von acht bis zehn Jahren möglich. „Schon einen Flüchtling zu integrieren, stellt
einen Betrieb vor große Herausforderungen. Der Betreuungsaufwand ist riesig", ergänzt Dorn.
Der 19-jährige Florian Glaser absolviert das dritte Jahr seiner Maurerlehre bei Hebel. Klaus Holetschek befragt ihn zu seinen Berufszielen.
„Karriere mit Lehre“
Zweites
großes Thema des Tages war das System der dualen Ausbildung, bei dem die
Berufspraxis in den Betrieben erlernt, die Theorie in der Berufsschule vermittelt
wird. Holetschek weist auf die Kampagne
der Staatsregierung "Elternstolz" hin, die den Erziehern vermitteln soll, dass
auch eine „Karriere mit Lehre“ erstrebenswert ist.
„Der
Mensch beginnt nicht
beim Akademiker“, erklärt Holetschek. Länder mit hoher Akademikerrate
seien wirtschaftlich nicht erfolgreicher. "Fachkräfte sind das Rückgrat
unserer Wirtschaft im produzierenden Gewerbe", machte der
Landtagsabgeordnete deutlich. Zudem sei die Arbeitslosigkeit bei
Facharbeitern hier zu Lande geringer als bei Akademikern und die
Verdienstchancen auf längere Sicht besser. Außerdem könne man sich immer
noch umorientieren und für die Weiterbildung entscheiden. Die Gespräche
mit den Auszubildenden in
den Werkstätten über ihren Werdegang und ihre Ziele hätten die
Durchlässigkeit
des Bildungssystems belegt. So wollen einige nach ihrer Ausbildung das
Abitur
nachholen.
„Die Wege in einer Lehre sind unerschöpflich“, bestätigt auch Dorn. Er hofft, dass bei den Eltern ein Umdenken stattfindet. Und dass sich mehr Realschüler für eine gewerbliche Lehre entscheiden, da es schwierig sei, Führungspersonal auf der Baustelle zu generieren. "Als Meister und Vorarbeiter mit dem Wissen der zehnten Klasse kann man richtig was anfangen. Nirgendwo kann man so schnell Karriere machen und Geld verdienen wie auf dem Bau", wirbt Dorn.
Info: Von den 430 Mitarbeitern der Firma Hebel kommen 12 Prozent aus dem Ausland, die Ausbildungsquote liegt bei zehn Prozent.