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„Starke Bauern bilden ein starkes Bayern“

12. Unterallgäuer Agrartag in Holzgünz

veröffentlicht am 10.11.2022
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Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber eröffnete den Unterallgäuer Agrartag. Foto: Svenja Gropper

Memmingen (sg). Die derzeitigen Krisen sind eine enorme Belastung auch für die Landwirte im Allgäu. Dies wurde beim 12. Unterallgäuer Agrartag in Holzgünz aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Ein gemeinsamer Weg aus dem Spannungsfeld scheint schwierig und ist dennoch dringend notwendig. Denn Landwirte sorgen für unser tägliches Brot und pflegen die schöne Allgäuer Landschaft.

Die Landwirtschaft befindet sich seit Jahren in einem Spannungsfeld. Die Demonstrationen der Bauern in den letzten Jahren und zugleich die Schließung vor allem kleinerer Betriebe zeigen uns dies sehr deutlich. On Top kommt nun die aktuelle Krise mit gestiegenen Energiepreisen, wodurch die Versorgungssicherheit und Produktion auch in der Landwirtschaft unsicher wird. Der Bevölkerungsanteil, der noch einen Bezug zur Landwirtschaft hat, wird immer kleiner. Auch diese Entfremdung und ein mangelndes Verbraucherbewusstsein trägt zu der aktuellen Krise bei.

Im Hoschmistadl in Holzgünz fand vor kurzem der gut besuchte 12. Unterallgäuer Agrartag statt, den die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber mit einer Rede eröffnete. „Starke Bauern bilden ein starkes Bayern“, so Kaniber. Die Krise sehe sie auch ein Stück weit der Dekadenz der Gesellschaft geschuldet, für die volle Regale scheinbar ganz normal seien. Dass diese Normalität trüge, haben unterbrochene Lieferketten ausgelöst durch die Coronakrise das erste Mal deutlich gezeigt. Auch der Krieg in der Ukraine wirke sich nun auf Lieferketten, Produktion und das Angebot aus. Das merke dann auch der Verbraucher deutlich. „Schlimmer geht immer. Das sehen wir jetzt“, so Kaniber. Sie spricht sich dafür aus, die Ernährungssicherheit innerhalb der EU zu bewahren und Landwirte entsprechend zu unterstützen. Dafür brauche es ein schnelles und gezieltes Handeln, man müsse „das Übel an der Wurzel zu packen“ und keine „Gießkannen-Politik“ mehr betreiben. Kaniber fordert daher langfristige Lieferverträge, die Senkung der Energiesteuern auf ein EU-Mindestmaß, die Senkung der Mehrwertsteuer auf alle Grundnahrungsmittel und einen fairen, geregelten Wettbewerb innerhalb der EU.
Zum Abschluss betonte Kaniber, wie wichtig es sei, Zukunft gemeinsam zu gestalten. Sie höre oft den Satz: „I bin a kleiner Bauer. I kann da nix ausrichten.“ Doch jeder Betrieb sei wichtig und wertvoll, so Kaniber. Nur gemeinsam könne die Landwirtschaft ihre Schlagkraft in Bayern bewahren und dafür zähle jeder einzelne. Denn die Landwirtschaft in Bayern sei die zweitstärkste Wirtschaftskraft und jeder siebte Arbeitsplatz stehe und falle mit der Land- und Forstwirtschaft.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde das „Spannungsfeld Landwirtschaft“ nochmals kontrovers diskutiert. Aus der Perspektive des BUND Naturschutz in Bayern e.V., vertreten durch Richard Mergner, helfen die allgemeinen Vorschläge und Versprechen aus der Politik nicht. Wir sollten uns darauf besinnen, was es die letzten Jahre Positives gegeben habe, z. B. der zwischen Angela Merkel und der Zukunftskommission Landwirtschaft erarbeitete Konsens. Dieser müsse nun endlich umgesetzt werden. Dr. Leopold Herz, MdL, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sieht eine weitere große Problematik in dem Monopol von vier großen Lebensmittelketten, die 85% des Marktes beherrschen. Das dürfe nicht sein. Er als Politiker gab jedoch ehrlich zu, dass der Zeitpunkt verpasst wurde diese Entwicklung zu verhindern. Jetzt müsse nicht nur diskutiert, sondern entschieden, finanziert und gehandelt werden. Er plädierte außerdem für ein Miteinander von konventionellen und ökologischen Betrieben, um etwas zu bewirken. Irmgard Maier, BBV Kreisbäuerin Unterallgäu, sprach sich für mehr Öffentlichkeitsarbeit aus. Diese müsse bereits in Kindergärten und Schulen beginnen, um das Bewusstsein für Landwirtschaft wieder zu fördern. Der Mensch dürfe seine Bodenhaftung nicht verlieren, so Maier.
Die Diskussion setzte Impulse und sorgte bei den gut 200 anwesenden Landwirten im Hoschmistadl sowohl für Applaus als auch für Raunen und Unmut.

Die gemeinsamen Wege werden noch zu diskutieren sein, denn sowohl die Rede der Ministerin als auch die Podiumsdiskussion blieben einen konkreten Vorschlag für die langfristige und sinnvolle Umsetzung der Ideen und Forderungen schuldig.