Memmingen (as). Kurz vor Mitternacht waren alle Wählerstimmen in den 48 Stimmbezirken der Memminger Stadtratswahl erfasst, das vorläufige Endergebnis steht fest. Offiziell ist das Wahlergebnis aber erst nach der öffentlichen Sitzung des Wahlausschusses am 27. März um 16 Uhr im Rathaus. Schon jetzt ist sicher: Große Veränderungen wird es in der Tafelrunde des Stadtrates nicht geben, doch "eine Runde Stühlerücken" ist durchaus angesagt.
Enttäuscht zeigte man sich generell vom Rückgang der Wahlbeteiligung: Lag diese 2008 noch bei 45,85 Prozent, so nutzten 2014 nur 41,5 Prozent der Bürger ihr Recht, zu wählen.
"Viele junge Leute gehen leider nicht zur Wahl"
Wie zu erwarten war, ging die CSU mit knapp 30 Prozent der Stimmen als Sieger aus der Stadtratswahl 2014 hervor. So stark verjüngen, dass es für einen Generationswechsel gereicht hätte, konnte die CSU sich allerdings nicht. "Viele junge Leute gehen leider nicht zur Wahl, eher die ältere Bürgerschaft. Und diese setzt auf vertraute Gesichter - die Kommunalwahl ist ja eine Persönlichkeitswahl", meint dazu SPD-Bezirksrätin Petra Beer. Doch haben immerhin zwei neue CSU-Kandidatinnen den Sprung in den Stadtrat geschafft: Die Kulturpädagogin Isabella Salger (31) und die Pastoralreferentin Angela Reusch. Wie erwartet, hat MdL Klaus Holetschek sich hinter der Parteivorsitzenden Margareta Böckh platzieren können.
"Die Großen" verlieren, die Kleinen legen zu
Die SPD holte knapp 20,5 Prozent der Wählerstimmen. Die Erstplatzierte Petra Beer kann mit ihrem Listenanteil von 7,5 Prozent sehr zufrieden sein, Dennoch: Beide große Volksparteien haben Verluste erlitten (die CSU büßte sogar 2,7 Prozent an Wählerstimmen ein) und müssen daher jeweils einen Sitz abgeben. "Wir haben vor allem in Stadtteilen verloren, nicht in der Kernstadt. Dem müssen wir nachgehen und in Zukunft öfter vor Ort sein", stellt Petra Beer fest, die das Ergebnis "mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ betrachtet. "Es ist ein allgemeiner Trend, dass 'die Großen' verlieren und die kleinen Parteien zulegen", so Beer, "das sah man bereits bei der Bezirkswahl".
CRB und ÖDP sind die Gewinner der Wahl
Großer (Zu-)Gewinner der Wahl ist der Christliche Rathausblock (CRB) mit einem Stimmenzuwachs von 3,0 Prozent im Vergleich zu 2008, was zwei zusätzliche Stadträte im Rathaus bedeutet (von vier auf sechs Sitze). Es überrascht, dass sich der CRB-Vorsitzende Christoph Steinlehner nicht unter den sechs Mitgliedern der CRB-Fraktion befindet, die nun über das Schicksal der Stadt mit entscheiden. Sabine Rogg hingegen konnte sich noch vor Listenführer Wolfgang Courage platzieren. Der Vierte im Bunde - und neu im Stadtrat - ist Uwe Rohrbeck.
Auch die ÖDP (+2,6) konnte ein Mandat hinzugewinnen und tritt mit drei neuen Gesichtern an: Dr. med. Susanne Hartge schaffte den Sprung von Platz 37 der Liste auf Platz 4 mit ein paar Stimmen weniger als Heike Essmann. Und der zehntplatzierte 25-jährige Wirtschaftsingenieur Florian Buchberger eroberte Platz 5.
"Grüne" und "Freie Wähler": Sitze teilweise neu belegt
Unverändert - zumindest, was die Sitze betrifft, gehen Grüne (+1,4) und Freie Wähler (+1,0) aus der Kommunalwahl hervor. Für die Grünen zieht der 33-jährige Kreissprecher Stefan Liepert neben Corinna Steiger und Bernhard Thrul ins Rathaus ein, Herbert Diefenthaler stand nicht mehr als Kandidat zur Verfügung. Bei den Freien Wählern machen Claudia Flemming und Manfred Bretzel ihre Plätze für Gottfried Voigt und Jürgen Kolb frei.
Kein Vertrauen in weibliche Kompetenz?
Sieht man sich die Kandidatenliste an, so ist festzustellen, dass die Wähler nicht unbedingt im Sinne dessen abstimmten, was sich die Parteien auf die Fahnen geschrieben hatten: Die SPD warb mit einer "frauenreichen" Liste (im Reißverschlussprinzip besetzt). Doch von den acht Kandidaten, die (erneut) in den Stadrat einziehen, sind nur zwei weiblich, nämlich die "Galionsfigur" Petra Beer und Verena Gotzes.
Neu im Stadtratsteam der SPD ist Matthias Ressler auf Listenplatz 8, ausgeschieden ist Wolfgang Nieder, der auf dem letzten Listenplatz kandidierte. Stadtrat Thomas Kästle war nicht mehr angetreten.
FDP trotz Stimmverlust optimistisch
Nachdem es bei der FDP lange so aussah, als würde Dr. Hans Schedel den einzigen liberalen Stuhl erobern, haben die Wähler sich nun doch mit 1.412 Stimmen für den Erstplatzierten Werner Walcher entschieden. Doch kann man die FDP trotz Stimmverlust (-3,7) angesichts der schwierigen Ausgangslage wirklich als Verlierer des Abends bezeichnen, zumal sie jetzt nur noch einen Vertreter im Stadtrat platzieren kann?
Die FPD-Vorsitzende Heike Schalk sieht das ganz anders: "Bei realistischer Betrachtung sind wir froh, überhaupt einen Neuanfang im Stadtrat zu finden. Wir sind uns bewusst, dass die Geschehnisse der letzten zwei Jahre viele Wähler irritiert haben - und rechneten daher auch nicht mit einem sofortigen Zuspruch. Der Wähler muss jetzt erst einmal kritisch beobachten, was geschieht“, erläuterte Schalk. „Jetzt müssen wir den Kreisverband erst einmal gut aufbauen - in kleinen Schritten. Es geht darum, Gespräche zu führen, um Verbündete und Mehrheiten für unsere Ziele zu finden. Eines ist sicher: Wir geben nicht auf!“