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Stadtrat beschließt Sanierung des Zehntstadels - CRB-Stadtrat Mirtsch spricht von "Prestigeobjekt"

veröffentlicht am 20.04.2016
Stadtrat Zehntstadel

Das Interesse an der Entscheidung des Stadtrates über das Schicksal des Zehntstadels war so groß, dass zahlreiche Bürger nur vor dem Sitzungssaal Platz fanden. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). In seiner jüngsten Plenumssitzung, stimmte der Memminger Stadtrat der lange umstrittenen Sanierung des Steinheimer Zehntstadels mit 31:5 Stimmen zu. Der Umbau steht nun auf der Prioritätenliste der städtischen Baumaßnahmen. Die anschließende Nutzung soll mit dem Förderverein Steinheim vertraglich vereinbart werden. Einzig die CRB-Fraktion sprach sich gegen den Umbau des Stadels zum Dorfgemeinschaftshaus aus. 

Zunächst erläuterte Sebastian Dellinger vom Architekturbüro Bembé Dellinger die Pläne für das Umbauvorhaben. Die Architekten und Stadtplaner aus Greifensberg am Ammersee waren mit ihrer „reduzierten Lösung ohne großen gestalterischen Aufwand“  im November 2014 als Sieger aus dem Wettbewerb zur Umgestaltung des Zehntstadels hervorgegangen. (Näheres dazu finden Sie ebenfalls auf der Lokale-Homepage, Suchwort „Sanierung Zehntstadel“.)

Die Ausschreibung beruhte auf dem Stadtratsbeschluss von 18. November 2013, damals wurden 3,3 Millionen Euro als Obergrenze für die Sanierung festgelegt. Diese wird mit 3,67 Millionen im aktuellen Kostenentwurf zwar überschritten, doch liegt der Zuschuss mit 1,88 Millionen Euro über den damals erwarteten 1,3-1,5 Millionen Euro, so dass der Nettoaufwand für die Stadt  unterm Strich sogar etwas geringer ausfällt. 

"Ein Treffpunkt für die örtlichen Vereine"

Gutermann

CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Gutermann.

In ihren Stellungnahmen sprachen sich alle Fraktionen bis auf den Christlichen Rathausblock (CRB) für Umbau und Sanierung des Zehntstadels aus. Steinheim sei mit 3.000 Einwohnern der am schnellsten wachsende Stadtteil, gab Stefan Gutermann von der CSU-Fraktion zu bedenken. Als Dorfgemeinschaftshaus könne der Stadel ein Treffpunkt für die örtlichen Vereine und die Musikkapelle werden. Zudem werde so der derzeitige Raumnutzungskonflikt zwischen Kindergarten und Stadtkapelle aufgelöst. Auch die außerordentliche Förderquote von rund 50 Prozent und die solide Finanzlage der Stadt sprächen für die Realisierung. Die Alternative bestünde einzig darin, das denkmalgeschützte Gebäude mit einem geschätzten Kostenaufwand von einer halben Million Euro (ohne Zuschüsse) gegen den Verfall zu sichern.

Als „entscheidende Runde eines langen und zähen Ringens“ bezeichnete der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Hans-Martin Steiger den Stadtratsbeschluss. Dank des hohen Förderbetrags habe man die Chance, "aus einem baufälligen, ruinösen Haus einen identitätsstiftenden Ortsmittelpunkt zu machen". Steiger räumte allerdings ein, dass das Projekt nicht überall auf Beifall stieße, auch nicht in Steinheim.

Uneingeschränkt stimmten die Stadträte der Grünen und der ÖDP dem Umbau zu. Das Projekt sei ein „guter Anfang, Steinheim wieder ein Gesicht zu geben“, meinte Prof. Dr. Dieter Buchberger.

"Ein Kulturhäuschen für vier Millionen Euro"

Courage

Der CRB-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Courage.

Gegen die Beschlussvorlage für den Umbau stellte sich der CRB. Wolfgang Courage zweifelte den Kostenentwurf an, und schätzte die endgültige Bausumme auf mehr als 4 Millionen Euro. Zudem biete der Stadel nicht genügend Platz für eine Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus. Für einen Stadtteil mit fast 3.000 Bewohnern seien 72 Sitzplätze (ohne Tischbestuhlung) zu wenig. „Wir sprechen also von einem Kulturhäuschen für vier Millionen Euro“, so Courage. Er sähe auch keine tragfähige Vereinsstruktur für einen wirtschaftlichen und langfristig gesicherten Betrieb. Nicht zuletzt kritisierte er eine „massive Ungleichbehandlung“ der Stadtteile und schlug eine kleinere Lösung mit einem wesentlich geringeren Kostenaufwand vor.

Thomas Mirtsch (Junger Block) sprach von einem "Prestigeobjekt, in das die Stadt sich verrannt hat". Die „marode Scheune“ sei für alle geplanten Nutzungen zu klein. Für 4 Millionen Euro entstünde ein „Veranstaltungsraum in der Größe einer Gastwirtschaft“. Außerdem seien nur acht Parkplätze geplant, Klagen der Anwohner über nächtlichen Lärm also vorprogrammiert. “Es geht hier nur um ein Musikerheim“, unterstellte er und damit unterstütze der Stadtrat „Klientelpolitik für Wenige“. Ein Großteil der Steinheimer stünde nicht hinter dem Projekt, das Mirtsch als „sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern“ bezeichnete.

Mirtsch hatte 2014 3.500 Unterschriften gegen die Sanierung gesammelt. Ein Bürgerbegehren kam jedoch wegen eines formalen Fehlers nicht zu Stande. „Die Bürger sollten das letzte Wort haben“, forderte er auch jetzt, „wir sollten die abstimmen lassen, die bezahlen“, schloss Mirtsch.