Die Lokale Memmingen
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"Stadt soll Ikea-Grundstück kaufen!"

Fraktionsvorsitzende äußern sich zum Rückzug von Ikea

veröffentlicht am 28.03.2019
IKEA

Von großem Bedauern und Enttäuschung bis zur Freude reichen die Reaktionen im Stadtrat über die Absage von Ikea zum Standort Memmingen. Einig ist man sich jedoch in einem Punkt, nämlich in der Forderung, dass die Stadt Memmingen den Schweden das wertvolle Areal am Autobahnkreuz wieder abkaufen soll. Grafik: Ikea

Memmingen (as). Wie berichtet, kommt Ikea nun doch nicht nach Memmingen. Die Stadt Memmingen hatte in einer Pressemeldung mitgeteilt, dass der schwedische Möbelkonzern seine Pläne für einen Standort in Memmingen nicht weiterverfolgen wird. Die Lokale befragte die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, wie sie den Rückzug von Ikea beurteilen und was nun weiter geschehen soll.

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“, mit diesem Slogan suggeriert Ikea seinen Kunden sehr erfolgreich, dass man sich mit dem Billy Regal oder dem Sofa Klippan nicht etwa nur schnödes Mobiliar, sondern ein befreites Lebensgefühl nach Hause holt. Viele Kunden finden es jedoch sehr viel bequemer, online durchs Sortiment zu schlendern, anstatt sich im Einrichtungshaus die Füße platt zu laufen und dann im Mitnahezentrum Schlange zu stehen.

Die Folgen dieses Trends bekommt nun bekanntlich auch Memmingen zu spüren: Statt neue Möbelgroßmärkte auf der grünen Wiese zu errichten, will Ikea nur noch kleine Häuser in den Innenstädten von Metropolen und Lagerhäuser für den Online-Versand bauen und erteilte im Zuge dieses Expansionstrategiewechsels der Stadt Memmingen eine Absage für die geplante schwedische Wohnlandschaften am Autobahnkreuz.

Im Memminger Stadtrat ist die Reaktion auf die Absage gespalten. Während die Mehrzahl der Fraktionen die Entscheidung des Möbelriesen bedauert, zeigen sich die Öko-Parteien ÖDP und Grüne erleichtert. Einig ist man sich jedoch in einem Punkt, nämlich in der Forderung, dass die Stadt Memmingen den Schweden das wertvolle Areal am Autobahnkreuz wieder abkaufen soll.

Die Lokale befragte die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, wie sie den Rückzug von Ikea beurteilen und was nun weiter geschehen soll. Hier die Stellungnahmen in Kurzform:

Stefan Gutermann, CSU:

Gutermann

Stefan Gutermann. Fotos: privat

„Die Ursache für das Ende der Pläne in Memmingen liegt alleine bei der grundlegend veränderten IKEA-Strategie und hat mit dem Diskussions- und Entscheidungsprozess von Verwaltung und Stadtrat nichts zu tun. Wir sind überzeugt davon, dass sich für dieses wertvolle Gelände am Schnittpunkt von zwei Autobahnen eine Nutzung mit hoher Wertschöpfung für den Standort Memmingen entwickeln lässt.

Wichtig ist dabei auch, die unabhängig von der Ikea-Planung eingeleiteten Schritte zum Ausbau der Autobahnüberquerung weiter zu betreiben und zu realisieren. Dies ist für die weitere Entwicklung des Gewerbegebiets Nord unbedingt notwendig.“

Matthias Ressler, SPD/FDP:

Ressler

Matthias Ressler

„Wir sind enttäuscht, denn wir hätten erwartet, dass Ikea unterschriebene Verträge auch erfüllt. Ikea wäre für Memmingen eine große Chance gewesen. Nach unserem Willen wäre man schon längst in der Bauphase. Leider wurde das ganze Projekt durch zahlreiche Bedenkenträger verzögert. Nun muss man nach vorne schauen und die weitere Entwicklung des Memminger Gewerbegebiets planen und vorantreiben.

Der geplante Ausbau am Autobahnkreuz muss weiterhin umgesetzt und die A7 dreispurig ausgebaut werden. Auch der Kreisverkehr Buxheimer Straße muss durch eine zweite Spur erweitert werden.“

Wolfgang Courage, CRB:

Courage

Wolfgang Courage

"Wir sind bis zuletzt davon ausgegangen, dass sich die Ikea-Konzernleitung an ihre Abmachungen hält. Auch die weiteren Begleitunternehmen, die zur Ansiedlung angedacht waren, hätten aus unserer Sicht das Oberzentrum Memmingen bereichert. Unsere Vermutung, dass Bedenkenträger, Bremser oder Zauderer einen frühzeitigeren Spatenstich verhindert haben, kann nur schwer bei Seite geschoben werden.

Teile des Memminger Stadtrats scheinen immer noch bemüht, der Stadt eine Käseglocke überzustülpen, um möglichst alles beim Alten zu belassen. Aus unserer Sicht kann nur zielführend sein, dieses sehr attraktive Grundstück in Besitz zu bekommen, um auf dieser Fläche für die Stadt dauerhaft verlässliche und gewinnbringende Unternehmen anzusiedeln."

Helmut Börner, Freie Wähler:

Börner

Helmut Börner

„Die Freien Wähler bedauern die Absage sehr, können die Entscheidung aber nachvollziehen, da der Onlinehandel immer stärker wird. Das bayernweit sehr begehrte Grundstück sollte zu einem vernünftigen Preis von der Stadt erworben und für die weitere Stadtentwicklung genutzt werden.

Für eine spätere Nutzung kann zurzeit noch keine Aussage getroffen werden. Sehr gut vorstellbar wäre dort am Autobahnkreuz zum Beispiel eine Ansiedlung mittelständischer Unternehmen. Im neu aufzustellenden Flächennutzungsplan ist darüber zu entscheiden. Das wird aber noch eine Weile dauern.“

Professor Dr. Dieter Buchberger, ÖDP:

ÖDP Buchberger

Prof. Dieter Buchberger

„Die ÖDP-Fraktion begrüßt, dass der Ikea-Kelch an uns vorbeiging. Durch den Rückzug von Ikea bleiben uns noch mehr Staus auf der Autobahn und den Anliegern mehr Schleichverkehr durch die Wohngebiete erspart.

Die Stadt hat zudem kaum Steuerausfälle, da Ikea als einer der größten legalen Steuervermeider bekannt ist.

Nun haben die Memminger Händler wieder Investitionssicherheit. Jetzt heißt es auch seitens der Stadt: Ärmel hoch, zusammenstehen und die noch nicht so schönen Ecken der Altstadt z.B. durch Städtebau-Förderungsmittel gemeinsam mit den Eigentümern zu verschönern. Memmingen kann zu einer Perle des Allgäus werden, nachdem nun die Bedrohung durch Ikea weg ist.

Was nach Kauf des Grundstücks geschehen soll? Mit einem Lärmschutzwall wäre Wohnbebauung möglich. Alternativ auch ein Gewerbe- oder Gewerbe-Mischgebiet."

Bernhard Thrul, Die Grünen:

Thrul

Bernhard Thrul

„Als Grüne waren wir von Anfang an gegen das Projekt und haben darum mit Fleiß Sand ins Getriebe gestreut. Angesichts der von Ikea genannten Zahlen sind uns etwa eine Million motorisierte Besucher im Jahr erspart geblieben und damit eine Menge Dreck in der Luft. Auch die Anlieger an der Buxacherstraße werden den Krach kaum vermissen.

Die Stadt gewinnt im Wege des Vorkaufsrechts ein wunderbares Grundstück für Wohnbebauung, als Grüngrundstück oder für den Klinikumsneubau. Hier tun sich ein Haufen Möglichkeiten auf."