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Stadt als kulturelles Erbe erhalten

50. Memminger Fassadenpreis

veröffentlicht am 09.04.2025
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Das Haus am Weinmarkt 7 und 11 wurde um 1400 erbaut. Es blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte als Wohn- und Geschäftshaus zurück. Fotos: Manuela Frieß, Stadt Memmingen

Memmingen (dl/as). Bei der diesjährigen Fassadenpreis-Verleihung der Stadt Memmingen wurden fünf Gebäude ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr besonders vorbildlich gebaut oder saniert wurden. Der Preis wird bereits seit 1975 vergeben.

Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bedankte sich bei allen engagierten Eigentümern: „Ihr Einsatz und Ihre Visionen haben maßgeblich dazu beigetragen, unsere Stadt als kulturelles und historisches Erbe zu erhalten. Mit Ihrem vorbildlichen Engagement prägen Sie das Straßenbild, das lebendige Gedächtnis der Stadt positiv.“

Als herausragende Fassadensanierungen der vergangenen 50 Jahre wurden zum Beispiel das Briechle-Haus in der Maximilianstraße, das Siebendächer-Haus am Gerberplatz oder das Parishaus in der Ulmer Straße benannt. Auch der Hermannsbau, der seit 30 Jahren das Stadtmuseum beherbergt, bekam in den 1990er Jahren den Fassadenpreis verliehen.

In den vergangenen 50 Jahren habe sich jedoch nicht nur die Stadt weiterentwickelt, sondern auch der Preis selbst. Nicht nur Baudenkmäler, sondern insgesamt architektonisch und gestalterisch positive Gebäude werden ausgezeichnet. Zusätzlich spielen energetische und nachhaltige Sanierungen mittlerweile eine wichtige Rolle bei der Bewertung, erläuterte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.

Ausgezeichnete Projekte

Fassadenpreis für Kuttelgasse 10

Der Kerngebäude aus dem 16. Jahrhundert mit ursprünglich barockem Charakter ist im Inneren nach wie vor klar erkennbar, während der Anbau nach hinten ins Schmelzgässle im 19. Jahrhundert entstand. Die rückwärtige Altane aus Holz wurde mit präziser Handwerkskunst wiederhergestellt. Auf einen Dachgeschossausbau mit weitreichenden Eingriffen in den historischen über 400 Jahre alten Dachstuhl wurde bewusst verzichtet. Uwe Weißfloch, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, lobte die ausdrucksvolle Farbgestaltung. Neben der ästhetischen Aufwertung trägt die Sanierung, auch durch die Neugestaltung des Freibereichs mit Baum und historischem Pflaster im Schmelzgässle, maßgeblich zur städtebaulichen Aufwertung bei.

Der Bauherr erhielt bereits 2020 den Preis für die Sanierung der Kempter Straße 3 und 2008 den Preis für die Sanierung der Maximilianstraße 13.

Fassadenpreis für Waldhornstraße 7

„Das Gebäude mit den für diese Region eher ungewöhnlichen Klinkerelementen stammt aus den 1920er Jahren. Die gelungene Verbindung von denkmalgerechter Sanierung und energetischer Optimierung in Form einer Außendämmung, setzt ein vorbildliches Zeichen für nachhaltiges Bauen im historischen Kontext“, hebt Weißfloch hervor.

Horizontale Putzverzierungen, präzise gesetzte Klinkerelemente sowie maßgefertigte Schaufenster und Eingangstüren aus Eiche und Holzfenster mit bauzeitlichen Teilungen sind Elemente der authentische Modernisierung. Selbst feinste Details wie die an historischen Vorbildern orientierten Türgriffe belegen die außergewöhnliche Sorgfalt der Fassadensanierung. „Durch dieses Engagement von Katharina und Wolfgang Maier konnte das Gebäude als typischer Vertreter der Bauepoche zwischen den beiden Weltkriegen erhalten werden und erstrahlt jetzt in neuem Glanz", so Weißfloch

Ehrung für die Sanierung der ehemaligen Dreikönigskapelle

Die Ursprünge der ehemaligen Dreikönigskapelle reichen bis in das Jahr 1399 zurück. Die Kapelle wurde wohl 1484 erneuert und während der Reformationszeit profaniert. Unter anderem war sie Singstätte der Memminger Meistersinger, später sogar Pferdestall. Im Laufe der Zeit ist die Fassade zunehmend in den Hintergrund des Stadtbildes getreten.

Die Sanierung durch Dr. Markus und Marion Jantzen hat die architektonische Bedeutung des Bauwerks wiederhergestellt. Besonders die Umgestaltung der Erdgeschosszone sowie die sorgfältige Farbwahl verleihen der Fassade eine harmonische Präsenz. Hochwertige, denkmalgerechte Materialien sowie die präzise restaurierten Stuck- und Putzarbeiten unterstreichen den historischen Charakter des Gebäudes wieder. Die neuen Schaufenster und Eingangstüren aus Eichenholz fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und setzen gleichzeitig einen dezenten gestalterischen Akzent. „Durch die zurückhaltende, aber wirkungsvolle Fassadengestaltung erfährt die einstige Kapelle eine neue Wertschätzung“, findet Uwe Weißfloch.

Ehrung für Weinmarkt 7 und 11

Das in zwei Hälften geteilte Haus am Weinmarkt wurde um 1400 erbaut und hat eine lange und wechselvolle Geschichte als Wohn- und Geschäftshaus. Da das Haus nicht mit der Giebelseite zum Platz, sondern traufseitig stehe, wirke es ein wenig unscheinbar", erklärt Weißfloch.

Aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse, gab es bisher kein einheitliches Gestaltungskonzept, wie zum Beispiel unterschiedliche Farbtöne am Gebäude gezeigt hatten. Nun haben sich die Besitzer, Christiane, Eva und Matthias Einsiedler (Weinmarkt 7) sowie Erwin Jäger und Franz Sturm (Weinmarkt 11) gemeinsam um eine Sanierung mit feiner Hand gekümmert.

Durch aufgeputzte und bewusst gesetzte ergänzte Lisenen und Fensterfaschen erhielt die Fassade einen eleganten, subtilen Ausdruck. Ergänzende Maßnahmen wie die Neugestaltung der Markisen sowie eine gezielte Beleuchtung des Giebels sorgen für ein stimmiges Bild. „Die gelungene Fassadensanierung verleiht dem Gebäude nicht nur eine neue Strahlkraft, sondern hebt zugleich die städtebauliche und historische Bedeutung des Baukörpers am Memminger Weinmarkt besser hervor“, betont Weißfloch.

Anerkennung für Hofgasse 6

Das Baudenkmal in der Hofgasse 6 diente einst als Pfründehaus, das im Kern vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Das historische Anwesen, präsentiert sich als schmaler, giebelständiger Baukörper mit bemerkenswerten architektonischen Details. Besonders die ostseitige Fassade und der Innenhof beeindrucken durch fein ausgearbeitete Baluster, horizontale Putzzierungen sowie einem Wechsel aus Vor- und Rücksprüngen.

Bei der behutsamen Restaurierung durch Monika Hüber, Karl Sigloch, Angelika Epphardt und Barbara Gromer wurde der ursprüngliche Charakter des Gebäudes bewahrt und zugleich subtil betont. Die Sanierung demonstriere eindrucksvoll, wie sich der historische Bestand mit einer sensiblen, zurückhaltenden Restaurierung in die heutige Zeit überführen lasse, ohne dabei seine Authentizität zu verlieren, unterstreicht Uwe Weißfloch.

Die beiden Fassadenpreise sind mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld verbunden und erhalten zusätzlich eine Plakette, die am Haus angebracht werden kann. Die Ehrungen sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Die Anerkennung beinhaltet ein Präsent der Stadt Memmingen.

Kuttelgasse 10

Das Kerngebäude des Anwesens in der Kuttelgasse 10 stammt aus dem 16. Jahrhundert.

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Das Gebäude in der Waldhornstraße 7 mit den für diese Region eher ungewöhnlichen Klinkerelementen stammt aus den 1920er Jahren.

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Die Ursprünge der ehemaligen Dreikönigskapelle reichen bis in das Jahr 1399 zurück.

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Das Baudenkmal in der Hofgasse 6 diente einst als Pfründehaus, das im Kern vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt.