Memmingen (dl). Die erste Reise von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 führte ihn in seine Heimat nach Bayern. Josef Miller, Staatsminister a.D., hat ihn damals getroffen. Seine persönlichen Eindrücke und weitere Erinnerungen an den kürzlich verstorbenen Papst teilt Miller mit uns.
Als am 19. April 2005 Kardinal Josef Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. gewählt wurde, war Josef Miller, damals Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, zusammen mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber zu einem Spitzengespräch mit Landwirtschaftsvertretern im Kabinettssaal der Staatskanzlei. Miller erinnert sich, dass Innenminister Joachim Herrmann die Nachricht überbrachte: „Im Vatikan steigt weißer Rauch auf.“ Bald darauf kam Ministerialdirektorin Karolina Gernbauer und sagte „Ratzinger“, sonst nichts. Es brach sofort großer Jubel aus. Nach 500 Jahren gab es erstmals wieder einen Papst aus Deutschland und dazu aus Bayern, was Miller sehr berührte.
„Diesen Tag werde ich nie vergessen“
Als Mitglied der bayerischen Delegation durfte Miller bei der Papsteinführung in Rom dabei sein. Ihm war aufgefallen, dass sich bei Papst Benedikt beim Gang aus dem Dom auf den Petersplatz der Gesichtsausdruck für einen Moment veränderte und Miller hatte den Eindruck, dass dem neuen Papst bewusst wurde, was auf ihn zukommen würde, nachdem er die große Menschenansammlung sah. „Diesen Tag werde ich nie vergessen“, so Miller.
Der Papst besucht Bayern
Seine erste Reise nach Deutschland führte Benedikt 2006 in sein Heimatland Bayern. Miller hat ihn als einen den Menschen zugewandten, feinsinnigen, aber überaus freundlichen und gelösten Papst erlebt. Bei seinem Aufenthalt in München hatten die bayerischen Kabinettsmitglieder die Gelegenheit mit Benedikt zu sprechen. „Er erkundigte sich bei mir, wie es den bayerischen Bauern gehe und betonte, dass diese ganz wichtig seien für eine sichere Ernährung und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sowie unserer Kulturlandschaft“ erzählt Miller.
Christliche Werte heute wichtiger denn je
Sein ganzes Leben hat Papst Benedikt der Vermittlung des christlichen Glaubens und der christlichen Werte gewidmet. „Dies ist heute wichtiger denn je“, betont Miller. „Denn wie wir alle in den täglichen Nachrichten mitbekommen, werden sie weltweit von vielen mit Füßen getreten.“ Wie so viele Menschen, verfolgte auch Miller die Aktivitäten und Probleme, deren Lösungen Papst Benedikt sich in seinem Alter nicht mehr zutraute. „Sein Beschluss, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederzulegen, wie das in der Geschichte der Päpste bisher nur einmal erfolgte, war absolut richtig“, unterstreicht Miller in hoher Wertschätzung und im Gedenken.